Sonntag, 7. November 2021

An der OSTSEE - von U-Booten und Wikingern

Wikinger Museumsdorf Haithabu
 

Unsere Ferien im Norden Deutschlands haben wir immer mit interessanten Besichtigungen verbunden. Diesmal war es das Wikinger Museumsdorf Haithabu. Bereits 1970 wagten wir uns über die Grenze nach Dänemark (ins ehemalige Wikingerland). Ich arbeitete damals bei der Firma KRUPP Chemianlagenbau in Essen.

Meine erste Frau, Ulla, war damals mit unserem ersten Sohn Jochen schwanger und wir suchten deshalb ein gemütliches Ferienhaus in den Dünen. Der neue Elbtunnel war damals noch nicht fertig. Er wurde vier Jahre  später (1974) für den Verkehr geöffnet. Deshalb mussten wir über die B1 bis Bargteheide und dann weiter in Richtung Norden fahren. 

Wir fanden unser schönes Feriendomizil in Hvide Sande, das einen eindrucksvollen Fischereihafen hatte. Wir machten Ausflüge nach Ringkoebing und Esbjerg, wo uns der große Hafen beeindruckte. Allerdings konnten wir damals nicht ahnen, dass wir die Jahre von 1977 bis 1980 im Zentrum des Wikingerlandes, in Kopenhagen, verbringen würden. Dort habe ich für die dänische Firma Niro Atomizer gearbeitet und wir besaßen in Alleroed (nördlich von Kopenhagen) ein Reihenhaus.

Das war natürlich ideal, von Kopenhagen aus 1977 mit unserem Audi 100 nach Schweden und Finnland und weiter nach Norwegen zu fahren. Wir wollten eigentlich bis zum Nordkap. Die Wetterverhältnisse ließen es aber nicht zu. Deshalb war unser nördlichstes Quartier die Stadt Hammerfest. Sehr abwechslungsreich war die Fahrt an norwegischen Küste entlang in Richtung Süden.  

Hammerfest

Unser Interesse für die Wikinger war damals leider noch nicht so ausgeprägt wir heute. Bei unseren heutigen Reisen kaufen wir uns gerne ein entsprechendes Buch, um unser Wissen zu vertiefen. Das hängt auch damit zusammen, dass meine 2. Frau, Jutta Hartmann-Metzger, geschichtlich genauso interessiert ist wie ich. Im Wikinger Museum von Haithabu besorgten wir uns das sehr interessante Taschenbuch  Die WIKINGER .   

 

 

In dem Wikinger-Buch werden sehr ausführlich die großen Wikinger-Schiffe, die im Roskilde-Fjord gefunden wurden, beschrieben. Sie sind im Wikingerschiffsmuseum in Roskilde (30 km westlich von Kopenhagen) ausgestellt. Wir haben im  April 1977 mehr oder weniger zufällig den Weg dorthin gefunden Dass diese gewaltigen Boote es erst den Wikingern ermöglichten, Europa über das Meer und die Flüssmündungen zu erobern, beschreibt der Autor Anders Winroth auf eine sehr verständliche Art und Weise.

Aber nun zurück zum Wikinger Museumsdorf Haithabu! Vor 8 Jahren übernachteten wir auf dem Weg nach Nordseeland (Dänemark) in Schleswig. Ich weiß nicht mehr, in welchem Zusammenhang "Haithabu" fiel - auf jeden wollten wir einmal diese berühmte Wikingersiedlung besuchen. Im Zusammenhang mit unserem Urlaub in Schwedeneck (2.10. bis 10.10.2021) ergab sich dafür eine ausgezeichnete Gelegenheit, denn Haithabu lag nur 40 km von unserem Ferienquartier entfernt. Die Autotour ging  in westlicher Richtung und wir mußten über Eckernförde fahren.

Haithabu besteht aus dem rekonstruierten Wikinger Museumsdorf und dem Museum, die getrennt voneinander am Haddebyer Noor (ein See) liegen. Von dort besteht über die Schlei ein Zugang zur Ostsee. Der bedeutende Handelsplatz wurde 770 gegründet und um 1066 n. Chr. endgültig zerstört. Wir besuchten zuerst das Museumsdorf, das über einen ca. 1 km langen Fußmarsch vom Parkplatz aus zu erreichen war. 

Schlafplätze der Wikinger
  

Es wurde uns ein sehr guter Eindruck vom täglichen Leben der Wikinger vermittelt. Ein Handwerker in typischer Wikingerkleidung führte uns seine Fähigkeiten vor. Eine Wikingerin leitete Interessierte in den Künsten der Wikinger an. Wir fanden sogar einen Hühnerhof mit freilaufenden Hühnern. Auch die Schlafplätze konnte man inspizieren. Im entsprechenden Haus lag eine größere Gruppe nebeneinander.

Schiffsanlegestellen bei Haithabu
 

Auf dem Rückweg zum Museum gingen wir auf dem Halbkreiswall, der früher als Stadtbefestigung von Haithabu diente. Der dänische König Blauzahn liess diesen Wall in der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts anlegen. Von diesem erhöhten Punkt hat man eine ausgezeichnete Sicht auf die gesamte Siedlung mit den Grabplätzen und den Schiffsanlegestellen.

 

Wikingerkrieger

Im eindrucksvollen Wikinger Museum Haithabu konnte man ein sehr gutes Bild über die Aggressivtät der Wikinger, ihre Unternehmungen mit ihren seetüchtigen Schiffen und ihre Handelsaktivitäten gewinnen. Nach den Ausführungen des Autors Anders Winroth "Die Wikinger" wurden die "Häuptlinge" mit wertvollen, importierten Waren versehen, die sie wiederum an ihre kampfesmutigen Getreuen verteilt haben. So konnten die nächsten Schlachten gewonnen werden.

Relativ früh kam nach Haithabu auch das Christentum. Ansgar, der Apostel des Nordens, gründete 849 n. Chr. in Haithabu eine Kirche. Ansgar kam vom Kloster Corvey. So entstand die erste Kirche im alten Dänemark und wurde damit zum Brückenkopf für die christliche Mission im Landesteil Schleswig, Dänemark und Schweden. 965 n. Chr. hat König Harald Blauzahn den christlichen Glauben offiziell in Dänemark eingeführt. Darauf wird im Museum hingewiesen.

Den darauffolgenden Tag widmeten wir einer weiteren Herzensanglegenheit, die mit meinem Vater und meiner Flucht im Februar 1945 aus Danzig zusammenhängt. Er diente während des 2. Weltkrieges auf U-Booten der Kriegsmarine. Sein letzter Heimathafen war Swinemünde. Dort erfuhr er von der Gustloff-Katastrophe und verfiel in große Trauer, da er uns auf diesem Unglücksschiff vermutete. Meine  Mutter bekam aber keinen Platz  und konnte glücklicherweise kurz danach auf dem Schnellboot-Begleitschiff TANGA von Gotenhafen nach Swinemünde flüchten.

Basierend auf den autobiographischen Notizen meines Vaters, der 2002 im Alter von 81 Jahren verstorben ist, habe ich einen ausführlichen Beitrag über unsere Flucht aus Danzig  geschrieben. Im Rahmen der Recherchen, die wir vor unseren Ferien in Schwedeneck durchgeführt haben. entdeckten wir das Marine Ehrenmal LABOE und das U-Boot 995, das am Strand lag und besichtigt werden konnte.

Marine-Ehrenmal
  

Auch hier mußten wir nur eine relativ kurze Strecke von ca. 40 km über Kiel fahren, um nach Laboe zu gelangen. Für das Marine-Ehrenmal  hat Admiral Scheer 1927 den Grundstein gelegt. Das Ehrenmal war 1936 beendet. Es dient dem Gedenken der im 1. Weltkrieg gefallenen Marinesoldaten. Später kam das Gedenken der im 2. Weltkrieg Angehörigen der Kriegsmarine dazu. Heute ist das Marine-Ehrenmal eine internationale Mahn- und Gedenkstätte, die auch oft von ausländischen Delegationen besucht wird.. Unterhalb des großen Platzes befindet sich die Gedenkhalle mit einer beklemmenden Stimmung. Auf den Turm fahren zwei Fahrstühle. Von dort hat man eine schöne Aussicht über die Kieler Bucht.

U995 am Strand von Laboe
  

Mit dieser Einstimmung und dem Bewußtsein, dass während des 2. Weltkrieges nur 10.000 von 40.000 U-Bootfahrern den Einsatz überlebt haben, war die Besichtigung des U-Bootes 995 ein emotionales Ereignis. U 995 ist ein deutsches U-Boot der ehemaligen Kriegsmarine vom Typ VII C/41, das im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde. Im September 1943 wurde es in Dienst gestellt und absolvierte neun Feindfahrten. Nach Kriegsende ging es als Test- und Ausbildungsboot Kaura in den Besitz der norwegischen Marine über. 1965 erfolgte die Rückgabe an Deutschland und am 2. Oktober 1971 die offizielle Übergabe. Seit dem 13. März 1972 liegt das U-Boot als Museumsschiff am Fuße des Marine-Ehrenmals in Laboe.

Klaus bei der Ziegenfütterung
  

Obwohl wir in Afrika an eindrucksvollen Safaris in Kenia und Südafrika  teilgenommen haben, interessierte uns der Tierpark Gettorf, der ganz in der Nähe unseres Ferienquartiers lag. Auffallend war hier der enge Kontakt mit den Tieren, denn es ergab sich sogar die Möglichkeit, diese zu füttern. Was natürlich sehr vorsichtig geschehen mußte, denn diese konnten auch ordentlich zubeißen. Viel Freude machten uns die putzigen Erdmännchen.

Ferienhaus "Lille Bo" StrandGut Schwedeneck
 

Unser ausgezeichnetes Ferienhaus lag in Schwedeneck optimal für die beschriebenen Unternehmungen. Auch der Supermarkt NETTO lag in der Nähe und zum Strand war es nicht allzuweit. Dort im Restaurant "Strandhaus" feierten wir am Mittwoch, den 6. Oktober, Jutta's Geburtstag bei Kaffee und leckerem Kuchen.

Steilküste Stohl

 

Am Donnerstag gab es keine besonderen Aktivitäten. Deshalb ging ich am Nachmittag bei herrlichem Sonnenschein auf eine Fotosafari und suchte durch den nahegelegenen Wald  auf dem Weg zur Ostsee die Steilküste Stohl. Dies entwickelte sich zu einem richtigen Abenteuer. Auf dem Weg oberhalb der Steilküste gab es keinerlei Begrenzung und der Rückweg war durch den steinigen Strand recht mühsam. Ich war froh, als ich wieder beim Restaurant "Strandhaus" ankam, wo der Strand sandiger war und von dort kam ich auf direktem Wege wieder zu unserem Ferienhaus. Ich konnte feststellen, die  Fotosafari hat  sich gelohnt.

In der Bonbonkocherei
  

Am darauffolgenden Tag war noch einmal ein Ausflug nach Eckernförde geplant. Auf dem Weg nach Haithabu waren bereits einmal durch Eckernförde gefahren. Wir parkten am Hafen, was uns allerdings ein Ticket wegen Falschparkens von 10,- € einbrachte. In der Altstadt fanden wir die Bonbonkocherei & Schokoladen Hermann Hinrichs. Interessant ist, wie Twitter meinen Reisetipp bewertete:

Nice job! Your Tweet is getting noticed and has been viewed 58 times.#Bonbonkocherei & #Schokoladen #Hermann #Hinrichs goo.gl/maps/Y4jqWA1RS
 
Die Bewegungsmöglichkeiten waren durch Corona etwas begrenzt und es wurden nur kleinere Arbeiten verrichtet. Jutta konnte trotzdem alle Süssigkeiten kaufen, die sie für ihre Bekannten und Freunde kaufen wollte. 
 
Segelschiff Roald Amundsen
 
Nach einer Wanderung durch die Altstadt gelangten wir wieder zum Eckernförder Hafen. Dort wurde es dann richtig interessant. Denn dort lagen mehrere stattliche Segelschiffe. Diese haben für mich als Landratte und Windsurfer immer noch etwas Faszinierendes. Am Montag, den 4. Oktober 2021, war das reparierte Segelschiff Gorch Fock von Eckernförde nach Kiel unterwegs. Leider konnten wir es auf dem Weg nach Haithabu nicht sehen.

Kap Hoorn war unter den Seglerkameraden früherer Zeiten ein besonderer Begriff (Kap Hoorner). Ich kam 1972 in Argentinien auf dem Landweg nur bis Bahia Blanca. Von dort war es noch ein weiter Weg durch Patagonien bis zur Südspitze (ca. 2.500 km). Etwas weiter südlich gelangte ich 1976 bei einer Reise nach Südchile, die mich mit dem Flugzeug bis nach Puerto Mont führte.

Als ich 1972 im Hafen von Buenos Aires unterwegs war, wußte ich nichts von der Pamir-Katastrophe, die hier mit dem falschen Verladen von Gerste begann. Bei einer sehr stürmischen Atlantiküberfahrt verrutschte die Ladung und die Pamir versank am 21. September 1957 mit 80 Besatzungsmitgliedern. Nur 6 überlebten.
 
Nachbau der Caravelle von Bartholomäu Dias

 
Mit Segelschiffen, wie sie vor ca. 500 Jahren bei der Weltumsegelung verwendet wurden, kam ich 2015 in Südafrika in Kontakt. Dort fand ich im Dias-Museum einen Nachbau der Caravelle, mit der der Portugiese Bartholomeu Dias 1487 um das Kap der Guten Hoffnung in Afrika gesegelt ist.
 
Jutta beim Test eines Bernsteins
  
Ein regelrechtes Highlight war das Bernstein-Schleifen im Geotanium in Gettorf, wo wir bereits den kleinen Zoo besichtigt hatten. Natürlich waren die Fossilien auch interessant. Diese kannten wir bereits vom dem Besuch des Naturhistorischen Museum in Braunschweig. Das Schleifen und Polieren war etwas Besonderes und bereitete uns sehr viel Freude. Unsere Bernsteinanhänger durften wir zur Erinnerung mitnehmen.

 

 

 


 




 

 


 

 


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