Freitag, 10. September 2021

Der WALCHENSEE und die Italienreisenden früherer Tage

Der Walchensee bei Urfeld
 

Bei meinen Fahrten nach Italien (Dolomiten und an den Gardasee) ging unsere Reise immer über Kufstein, Innsbruck und über den Brenner in Richtung Süden. Während unseres Urlaubes am Walchensee (1.7. bis 10.7.2021) lernte ich eine andere Route kennen, bei der der See eine wichtige Rolle spielte.

Bereits um 725/728 wurde vom Merowinger-König Karl Martell Benediktbeuern (Buron) als Kontrollstation am Eingang der Berge über den Kesselberg-Paß (859 m Höhe), am Walchensee entlang, über das obere Loisachtal mit der Römerstrasse in Richtung Brennerpass nach Italien, etabliert.

Kloster Benediktbeuern
 

Am 7. September 1786 passierte Goethe auf seiner 1. Italienreise den wunderschönen Walchensee. Diese Route 5 war sehr beliebt. Er konnte sich eine "Extrapost" leisten, die er alleine benutzte. Nach seinem Eindruck sehr schnell, gelangte er in "nur" 12 Tagen von Karlsbad (wo er sich zur Kur befand) nach Verona - bei einem Schnitt von 8 Kilometer pro Stunde. Wir sind Goethe in Marienbad begegnet.

Er kam von München über Wolfratshausen, wo er ein "Gabelfrühstück" einnahm. Über Benediktbeuern ging es dann weiter. Nach der Passage des Kesselberges, kurz vor Urfeld, konnte Goethe erstmals den Blick auf den Walchensee genießen. Dort befindet sich seit 1933 ein Denkmal in Erinnerung an diesen denkwürdigen Augenblick. Auf dieser 1. Reise besuchte Goethe auch den Gardasee

Um die gefährliche Strasse entlang des Walchensees zu vermeiden, wählten viele Reisende die Schiffspassage ab Urfeld nach Walchensee. Dies war in 40 Minuten möglich und kostete 1880 1 Mark pro Person. Die Walchenseestrasse ist auch heute noch gefährlich. Bei Lawinengefahr muss sie teilweise vorübergehend gesperrt werden.

Auch wir gelangten auf einem Teil der alten Route 5 nach Walchensee. Wir kamen über die Autobahn von München, über Wolfratshausen (Goethe) und über die Landstrasse nach Kochel am See. Dort begann dann das Abenteuer über die Serpentinenstrasse zum Kesselberg-Pass und von dort herunter nach Urfeld. In JUTTA hatte ich einen ausgezeichnete Ko-Pilotin, die mir mit Hilfe ihres Navigationsgerätes jede einzelne Haarnadelkurve ansagte. Dies war für mich als Fahrer eine sehr große Erleichterung, die mit Jutta's Ansagen bereits vor München begannen.

Ferienwohnungen Bartl

 

Nach fast 9 Stunden Fahrt (teilweise eine Wasserschlacht) war ich zu müde, um noch nach Krün (11km in Richtung Garmisch-Partenkirchen) zum Einkauf des Proviantes zu fahren. Wir entschieden uns für das Restaurant Edeltraut, das in der Nähe unserer Ferienwohnung bei Bartl im Kirschbaumweg 23 lag. Den Einkauf erledigte ich am folgenden Morgen vor dem Frühstück. Der EDEKA-Laden war relativ groß, aber ich hatte Schwierigkeiten, mich zurecht zu finden.

Ausblick über Walchensee

 

Eine andere, wichtige Persönlichkeit hat in der Gegend um den Walchensee seine Spuren hinterlassen: der Bayrische König Ludwig II. Er liebte den Ausblick vom Herzogstand. Zu seiner Zeit ritt er allerdings mit dem Pferd von Urfeld auf den Berg in 1.731 m Höhe. Unbestätigt ist  die Information, dass er sich auch mit der Sänfte hochtragen ließ. Er soll sehr träge gewesen sein - es könnte also passen. Heutzutage kann man mit der Herzogstandbahn  sehr viel schneller und bequemer zum Herzogstand gelangen. Die Seilbahn führt zum Fahrenbergkopf (1.627 m) und von dort geht es nach einem 40-minütigen Fussmarsch zum Lieblingsberg Ludwig II.

Er hatte auch eine Hütte auf dem Altlacher Hochkopf (1.328 m). Im August 1865 besuchte ihn sein Freund Richard Wagner. Der Reitweg zum Hochkopf begann in Altlach am Walchensee-Ufer. Trotz mehrerer Einladungen von Ludwig II war dies sein einzigster Aufenthalt in der Königshütte. Es lag ganz sicher daran, dass er kein Klavier auf dem Hochkopf zur Verfügung hatte. Der Bräu von Altlach hat versucht, es mit dem Ochsen hochzutransportieren. Doch der Karren stürzte unterwegs um und das Klavier zerbrach. Seit dieser Zeit wird die scharfe Kurve nach oben "Ochsenkarrenklavierkurve" genannt. Dem Pechvogel Bräu von Altlach bin später auf dem Friedhof von St. Jakob wiederbegegnet.


Da wir gewissermaßen den Spuren des Bayern-Königs Ludwig II folgten, wollten wir auch eines seiner Schlösser besichtigen. Wir hatten bereits den Ausflug zum Schloss Neuschwanstein (bei Füssen) geplant als uns unserer Vermieter, Herr Bartl, wegen des dortigen Trubels davon abriet und uns empfahl das Schloss Linderhof zu besuchen, das Ludwig II gebaut hat und anschließend öfters gerne besuchte.    Auf dem Weg dorthin könten wir auch das Kloster Ettal besichtigen.

Kloster Ettal
 

Wir fuhren über die B11 nach Garmisch-Partenkirchen und besuchten das Kloster Ettal auf dem Weg zum Schloss Linderhof. Zwei Tage vorher hatten wir Kloster Benediktbeuern besucht. Kloster Ettal machte auf uns einen prächtigeren Eindruck. König Lüdwig IV (der Bayer) hat am 28.April 1330 das Kloster gegründet. Wie bei vielen anderen Klostern endete auch dieses mit der Säkularisierung 1803. 1899 wurde die Benediktinerabtei erneut gegründet.

Schloss Linderhof

 

Nach dem Besuch des eindrucksvollen Klosters fuhren wir weiter nach Oberammergau. Von diesem Ort waren wir sehr enttäuscht. Nach einer längeren Fahrt durch ein Waldgebiet gelangten wir schließlich zum Schloss Linderhof. Es liegt sehr eindrucksvoll in einer gepflegten Gartenanlage. Wir konnten die herrlichen Eindrücke genießen und begeistert fotographieren. Eine einstündige Besichtigung des Schlosses vermittelte einen sehr guten Eindruck, wie Ludwig II als einsamer Herrscher auf seinem Schloss residiert hat. Der Rat unseres Wirtes, Herrn Bartl, war also goldwert.

Corinth-Austellung im Walchensee-Museum
 

Der einzige Weg von Walchensee nach Kochel am See führte durch Urfeld über den Kesselberg. Urfeld hat mich besonders interessiert, da dort der Maler Corinth einige Zeit gelebt hat. Auch andere bekannte Persönlichkeiten zog es an die Hänge oberhalb von Urfeld - mit dem herrlichen Ausblick auf den Walchensee. Ich suchte ein Buch über den Walchensee und wurde in einem kleinen Kiosk fündig.

 

Dies ist ein sehr wertvoller und professionell gestalteter Bildband (30,- €), aus dem ich zahlreiche, interessante Informationen entnehmen konnte. 

Franz Marc Museum

 

Über den kurvenreichen Weg über den Kesselberg ging es dann weiter nach Kochel am See. Am Eingang nach Kochel am See befindet sich das Franz Marc Museum. Es liegt etwas oberhalb am Hang. Es gibt auch eine Haltestelle "Franz Marc Museum" der Motorschifffahrt Kochelsee. Wir waren am Samstag nach unserer Ankunft mit dem Bus (kostenlos mit der Gästekarte) von Walchensee zum Museum gefahren 

Im Museum werden sehr anschaulich die Mitglieder des "Blauen Reiters" beschrieben: Franz Marc, August Mack, Wassily Kandinsky, Paul Klee. Die beiden Erstgenannten sind zu Beginn des 1. Weltkrieges gefallen. Deshalb war es die Aufgabe  der Malerfrauen  die Werke ihrer Gatten für die Nachwelt zu bewahren. Insbesondere während der Nazizeit ("Entartete Kunst") war dies ein sehr schwieriges Unterfangen.

Der Schmied von Kochel am See

 

Im Zentrum von Kochel am See steht das Denkmal des berühmten Schmiedes von Kochel am See. In dem sehr interessanten Buch "Die Geschichte des Walchensees" wurde ich fündig. Dort stieß ich auf die "Sendlinger Mordweihnacht 1705" oder "Sendlinger Bauernschlacht" (Inschrift im Kriegerdenkmal in Walchensee). Der bekannte Schmied von Kochel am See hat den Aufstand gegen die Österreicher angeführt. Diese gingen sehr brutal vor, um den Aufruhr niederzuschlagen. Wir hatten eine Bootsfahrt über den Kochelsee geplant. Leider fiel diese wegen eines Motorschadens aus. Wir wanderten am Ufer entlang und gewannen so einen schönen Eindruck vom Kochelsee.

Erinnerung an den Absturz des Hängegleiters

 

Gewissermaßen zum Abschluss unseres wunderschönen Urlaubes am Walchensee begab ich mich mit der Kamera auf Motivsuche. Unterhalb des Kreuzes beim Gartenzaun der Familie Bartl entdeckte ich die Erinnerungstafel des Hängegleiters Josef Schmid, der in den Stromleitungen verunglückte. Auch beim Kriegerdenkmal fand ich einen besonderen Hinweis: Gefallene der "Sendlinger Bauernschlacht 1705". Auch beim Museumsdorf Flake kam ich vorbei. Leider war es wieder geschlossen. Das  Strandcafe Bucherer lag ebenfalls auf meiner Route. Dort haben wir am Samstag vor dem Ausflug ins Fanz Marc Museum eine schöne Zeit verbracht.


 

 

 





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