Mittwoch, 7. Februar 2024

COBURG und GOTHA - schicksalshafte Verbindungen

Schloss Ehrenburg in Coburg

 

Erst mit dem Besuch der bayrischen Stadt Coburg und der Besichtigung der Ehrenburg erlangte ich wichtige Hintergrundinformationen über das traurige Schicksal der Mutter von Prinz Albert, dem späteren Gemahl der Königin Victoria von Großbritannien. Luise stammte aus dem Hause Sachsen-Gotha -Altenburg mit dem Sitz in Gotha. Sie wurde als Tochter des Herzogs August von Sachsen-Gotha-Altenburg und dessen erster Ehefrau Luise Charlotte zu Mecklenburg-Schwerin am 21. Dezember 1800 auf Schloss Friedenstein geboren.

Schloss Friedenstein in Gotha
 

Sie verlor ihre Mutter bereits kurz nach ihrer Geburt und wuchs in Gotha am Hofe ihres Vaters und seiner zweiten Frau Karoline Amalie von Hessen-Kassel auf. Am 20. Dezember war die Verlobung mit dem damaligen Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg-Saalfeld. Am 31. Juli 1817 folgte in Schloss Friedenstein die Hochzeit im Alter von 16 Jahren mit dem fast 17 Jahre älteren Ernst. Ihre offensichtlich aus politischen Gründen arrangierte Ehe begann schon nach der Geburt ihres ersten Sohnes Ernst zu kriseln. Ein Jahr später kam ihr zweiter Sohn Albert zur Welt. 

Das Ehepaar lebte sich auseinander. Ernst hatte mehrere Mätressen und Luise 1823 ein Verhältnis mit dem Kammerjunker Gottfried von Bülow, sowie im Sommer 1824 eine Liaison mit dem Reisestallmeister Maximilian Alexander von Hanstein.  Es kam schließlich zur Trennung von ihrem Mann, was zu einigen Unruhen in der Coburger Bevölkerung führte. Im Trennungsvertrag bekam Luise ein Schloss in Altenburg zugewiesen.

Nachdem bereits 1822 ihr Vater, Herzog August, gestorben war, verzichtete sie auf ihre weiteren Ansprüche. Ihre Vermögensrechte gingen auf die Söhne über. Am 2. September 1824 musste Luise um Mitternacht ohne ihre beiden Söhne Coburg verlassen. Als neuer Wohnort wurde ihr St. Wendel im Fürstentum Lichtenberg, das Herzog Ernst aufgrund seiner Verdienste in den Kämpfen gegen Napoleon in der Schlussakte des Wiener Kongresses 1815 erhalten hatte, zugewiesen. Sie litt jedoch sehr unter der Trennung von ihren beiden Söhnen. Bilder der Kinder und Besuchsrecht wurden ihr verweigert. Luises Geliebter, Freiherr Alexander von Hanstein, zog mit nach St. Wendel. Die Scheidung gegen ihren Willen folgte am 31. März 1826. Sie nannte sich aber weiterhin Luise Herzogin zu Sachsen.

Alexander von Hanstein wurde zur Schaffung der standesmäßigen Voraussetzungen für eine Ehe mit Luise am 19. Juli 1826 von Herzog Friedrich von Sachsen-Altenburg, nach ihren Gütern im Altenburger Land, zum Grafen von Pölzig und Beiersdorf ernannt. Am 18. Oktober 1826 heirateten Luise und Alexander und lebten bis Februar 1831 in St. Wendel. Am 16. Februar 1831 reiste Luise mit ihrem Mann aufgrund eines zunehmend schlechteren Gesundheitszustandes zwecks Untersuchungen nach Paris. Es wurde ein unheilbarer Gebärmutterkrebs festgestellt. Bettlägerig verstarb Luise am 30. August 1831 in Paris. 1832 wurde sie in einer Gruft der Dorfkirche von Pfeffelbach bestattet. 1846 wurde sie in die herzogliche Gruft in der Coburger Morizkirche überführt und 1860 fand sie im neuerbauten Herzoglichen Mausoleum auf dem Coburger Friedhof am Glockenberg ihre letzte Ruhestätte. Ihre Privatbibliothek befindet sich seit 1954 in der Landesbibliothek Coburg.

Als wir an einer Führung durch die Ehrenburg in Coburg teilnahmen, wunderte ich mich über die umfangreichen und kostspieligen Renovierungsarbeiten, die Herzog Ernst I. in der Ehrenburg ausführen ließ und fragte, wie man die Kosten in dem relativ armen Herzogtum Coburg aufbringen konnte. Eine Erklärung liegt in der raffinierten Vorgehensweise, mit der Ernst I. sich bereits vor der Hochzeit durch Verträge mit dem Hause Gotha abgsichert hat. Er wußte auch von Anfang an, dass seine Hochzeit mit Luise keine Zukunft haben würde und dies obwohl die Herzogin Luise in Coburg bei den Bürgern sehr beliebt war. Einfach ausgedrückt: Er wollte sich mit dem Herzogtum Gotha bereichern und deswegen mußte Herzogin Luise in die Isolierung vertrieben werden, die dann mit der ungewollten Scheidung endete.

Es gibt ein sehr interessantes Buch mit dem Titel "Die Schand-Luise" von Ulrike Grunewald.

Das Schicksal der Herzogin Luise von Coburg

Ich  hatte dieses Buch bereits nach unserem Besuch in Gotha gelesen. Die genauen Zusammenhänge und das dramatische Schicksal der in Coburg sehr beliebten Herzogin Luise habe ich erst nach unserem Besuch in Coburg und dem erneuten Lesen verstanden. 

Im Naturkundemuseum

 

Eigentlich wollten wir am Sonntag zur Feste Coburg. Aber der Weg im Regen vom Stadtzentrum zur Festung war uns dann dann doch zu anstrengend. Wir entdeckten auf halbem Wege das Naturkundemuseum , das wir besuchten und dabei interessante Zusammenhänge lernten.

Karnevalsumzug
 

Auf dem Rückweg zum Stadtzentrum fanden wir ein gemütliches Café am Marktplatz. Dort warteten wir bis der jährliche Karnevalsumzug vorbeikam. Alles war sehr bunt und laut. Dies hing auch damit zusammen, dass wir uns unter das maskierte Karnevalsvolk gemischt haben und von der Stimmung mitgerissen wurden. Danach begaben wir uns in unser IBIS Styles Hotel, das nahe am Stadtzentrum lag und deshalb zu Fuß erreichbar war. Für diese Reise hatten wir erstmals unsere kleineren Bord Cases mitgenommen, die wir ursprünglich für unsere Reise nach Sardinien gekauft hatten. Sie waren nicht notwendig da wir mit dem Zug zum Flughafen Frankfurt reisten und dort reichlich Transferzeit für unsere großen Koffer hatten. Im relativ kleinen IBIS-Zimmer (für Geschäftsreisende) haben sich beide bewährt.

Thai-Restaurant
 

Eigentlich hatten wir um 17 Uhr 30 einen Platz im Ratskeller reserviert. Als wir die Türe öffneten hatten wir den Eindruck, in einer lauten "Räucherbude" gelandet zu sein und machten umgehend kehrt. Auf dem Weg zum Ratskeller hatte ich ein Thai-Restaurant mit dem Namen KIM YIN JADE entdeckt. Dort fanden wir auch ohne Reservierung einen Platz. Das Essen war vorzüglich und eine freundliche Bedienung schuf eine sehr angenehme Atmosphäre.

Schloss Rosenau
 

Der folgende Montag, der 20. Februar 2023, war unser 25. Hochzeitstag und er sollte noch eine große Überraschung für uns bereithalten. Wir wollten das Schloss Rosenau, besuchen, das im Leben der beiden Brüder Ernst und Albert eine große Bedeutung hatte und später auch von Königin Victoria gerne besucht wurde. Leider  waren am Montag alle kulturellen Einrichtungen geschlossen und wir konnten das Schloss Rosenau nur von außen besichtigen.

Feste Coburg

 

Da wir an diesem Tag auch die Feste Coburg besuchen wollten, verliessen wir uns auf unseren Google-Navigator, der uns zu unserer Überraschung auf einen Waldweg führte, der immer enger wurde und ein Wenden nicht mehr möglich war (vielleicht hatte Jutta an ihem Smart Phone einen falschen Schalter eingestellt?). Plötzlich ging nichts mehr und unser Wagen blieb am Hang hängen. Zur normalen Strasse (unterhalb der Veste) war es nicht mehr weit und Jutta bat drei vorbeifahrende Strassenarbeiter um Hilfe. Mit ihrer geballten Kraft konnten wir  unser Auto aus dem "verbotenen" Bereich schieben (ich entdeckte ein Schild "Durchfahrt verboten").

Der verbotene Hang

Nachdem wir tief Luft geholt hatten, um diesen Schreck zu verarbeiten, besichtigten wir die Feste Coburg, die leider auch geschlossen war. Wir konnte die Aussicht über Coburg sehr gut genießen. Während dieser gesamten Aktion hörten wir Hubschraubergeräusche über uns und dachten schon, man würde uns suchen, da wir auf "verbotenem" Gebiet unterwegs waren. Die Erklärung war einfach: Es wurde ein Häftling gesucht, der aus dem Gerichtsgebäude in den Wald (in unserer Nähe) geflohen war. Am daruffolgenden Tag - wir waren bereits wieder zu Hause - erfuhren wir aus dem Fernsehen, dass man ihn in Coburg  an diesem Morgen wieder eingefangen hat.

Altar der Stadtkirche St. Moriz

Nach unserer Rückkehr zum Hotel, gingen wir zu Fuss noch einmal in das Stadtzentrunm, um die  Stadtkirche St.Moriz zu  besichtigen. Dort hatte Luther 1530 gepredigt. Bei herrlichem Sonnenschein und einer Bratwurst tauschten Jutta und ich unsere Eindrucke von Coburg aus und waren uns über die große historische Bedeutung einig. Jutta erinnerte ich mich an ein weiteres, interessantes "Frauenbuch":

                                  "Die Frauen aus dem Hause Coburg" von Erika Bestenreiner

 


Dieses Buch hatte ich 2015 ohne Bezug zum Haus Coburg gelesen. Dies änderte sich mit dem Besuch 2016 in Gotha und jetzt (2023) in Coburg. Es war immer noch ein Gewinn.


 




 

 

 

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