Dienstag, 1. November 2022

SARDINIEN und die Hundertjährigen


Cruccuris Resort

Anfang Oktober 2022 reisten wir erstmals für eine Woche nach Sardinien und  waren überrascht von der Stille und der Einsamkeit dieser Landschaft. Unser Cruccuris Resort zeigte sich uns als eine kleine, romantische Anlage, in der wir unsere Seelen baumeln lassen konnten. Sehr schnell kamen wir zu der Erkenntnis, dass diese Insel ein Platz sein könnte, um alt zu werden. Ich bin jetzt 78 Jahre alt und meine Frau JUTTA ist 12 Jahre jünger.

Dass es auf der Insel sehr viele Einhundertjährige gibt, las ich erstmals im SARDINIA Hotel Magazine 2022 Abschnitt "Longevity and Quality of Life". Nach der Rückkehr habe ich über dieses Thema weiter recherchiert und fand den ausgezeichneten Artikel von Nicole Raukamp:

    A kent’annos! Was ist das Geheimnis der Hundertjährigen auf Sardinien?

 Zu meinem 79. Geburtstag hat mir mein Sohn Jochen das sehr interessante Buch:

Das Geheimnis der 100-Jährigen

von Dan Buettner

geschenkt.

 

Das Kapitel 1 handelt von SARDINIEN! Ich habe in der Zwischenzeit die Rezension gschrieben und bin begeistert von diesem Buch.
 

Vielleicht befinde ich mich auf dem richtigen Wege, denn mein Urologe meinte kürzlich nach einer Untersuchung: "So alt wie Sie (78) werden keine Ärzte!". Und für meinen Hausarzt bin ich: "Ein ganzer Kerl!" (meint er immer meiner Frau gegenüber). Vielleicht hängt meine Fitness und mein Wohlbefinden auch damit zusammen, dass ich bereits mit 55 Jahren in Rente gegangen bin. Davor habe ich über 7 Jahre sehr stürmische Zeiten (ab 1989) erlebt: Mein Lizenzpartner (ein "Ehrbarer Hamburger Geschäftsmann" der Pumpenbranche) hat mich bewußt ruiniert. In der Folge liess meine erste Frau sich von mir scheiden, meine berufliche Existenz als Beratender Ingenieur brach zusammen und ich verlor mein Haus.

Als ein großes Glück erwies sich die zufällige Bekanntschaft am 20. Februar 1996 in der Schuhstrasse in Hildesheim mit JUTTA (meiner späteren, zweiten Frau). Als Dipl.-Sozialpädagogin half sie mir mit Rat und Tat und übernahm die Verhandlungen mit meinen Gläubigern. Sie gab mir auch den Rat, aufgrund meiner gesundheitlichen, psychischen Einschränkungen, die Rente zu beantragen. Dies klappte 1999 und ermöglichte mir eine vollständige Neuorientierung meines Lebens. 

In meinem beruflichen Leben (vor dem Zusammenbruch) habe ich sehr viele Reisen auf der ganzen Welt unternommen. Mich begleitete immer meine Spiegelreflexkamera, mit der ich unterwegs interessante DIA-Aufnahmen schoss. Nach längeren Zeiten in Argentinien, Dänemark und den Niederlanden zog ich 1984 nach Hildesheim, um als Beratender Ingenieur zu arbeiten. 

Meine umfangreiche DIA-Sammlung war nun die Basis für zahlreiche DIA-Vorträge, die ich ab 1999 in den Senioreneinrichtungen der näheren Umgebung hielt. Ich bekam dafür auch eine kleine Erstattung für meine Unkosten. Über einen Zeitraum von 7 Jahren hielt ich über 700 DIA-Vorträge und gewann dabei den Eindruck, erstmals wieder etwas zu machen, was mir große Freude bereitete und mein Glücksgefühl förderte. 

Nach dem Zusammenbruch 1989 war ich erst einmal arbeitslos, denn eine qualifizierte Tätigkeit als Verfahrensingenieur war bei meiner Biographie leider nicht mehr zu bekommen. JUTTA überzeugte mich, für eine Zeitarbeitsfirma zu arbeiten: immer andere, minderqualifizierte Tätigkeiten an verschiedenen Plätzen. Nur der Verdienst war interessant!

Da ich mir Karteikarten mit Material über meine Reisen für meine DIA-Vorträge zusammengestellt hatte, war es nach einer Pause von 3 Jahren ab 2010 naheliegend, blog-Reiseberichte  zu veröffentlichten. Dies war eine ausgezeichnete Möglichkeit, mein spannendes Leben zu beschreiben und ich habe eine autobiographische Darstellung gewählt, was mir nun die Möglichkeit gibt, große Teile für meine geplante Autobiographie "Ein Leben voller Herausforderungen" zu verwenden.

Mit JUTTA (meiner 2. Frau) unternahm ich sehr interessante Reisen, die uns bis zum Nil, nach Irland, zu den Inseln im  Mittelmeer, nach Indien (Rajasthan), nach China, Südafrika, in den Oman und nach Vietnam führten. Ich verehre den verstorbenen Reiseschriftsteller Bruce Chatwin und las kürzlich zum zweiten Mal seine Briefesammlung. Es ist erstaunlich, wieviele Reiseziele wir zu unterschiedlichen Zeiten besucht haben.

Die Reisen mit JUTTA hatten eine ganz andere Qualität als z.B. meine Südamerika-Reisen (1972 bis 1976), die ich gewissermaßen als einsamer Abenteurer (finanziert von meinen Firmen) alleine durchführte. Mit Jutta konnte ich unsere Erlebnisse reflektieren, Eindrücke gemeinsam genießen und Land und Leute näher kennenlernen.

So folgte als logischer Schritt ab 2013 die Veröffentlichtung  von Reisebüchern bei AMAZON. Das erfreuliche dabei ist, dass ich regelmäßig Tantiemen überwiesen bekomme und JUTTA mich mit tollen Aufnahmen (Jutta Hartmann-Metzger) für die Buchgestaltung versorgt.  Und ich konnte mein Leben - wie gesagt - über einen Zeitraum von 20 Jahren völlig neu orientieren, mit Tätigkeiten, die mir großen Spaß und Freude machen. Meiner Meinung nach sind dies ideale Voraussetzungen für ein längeres Leben.

Nach diesen Betrachtungen möchte ich mich wieder den Hundertjährigen von Sardinien zuwenden und von ihnen lernen. Im Frühstücksraum unseres Resorts entdeckte ich  mehrere Gemälde älterer Inselbewohner, die mich fasziniert haben:

Ältere Frau mit Stock

Freunde auf der Bank

Ein sardischer Charakterkopf

Allen Bildern gemeinsam ist der Respekt, den man auf Sardinien älteren Menschen zollt. Sie werden nicht in die Altenheime abgeschoben, denn so etwas gibt in den einsamen Bergdörfern überhaupt nicht. Dort kommt die Gemeinschaft füreinander auf und man versorgt sich gegenseitig mit dem täglichen Bedarf und ergänzt diese mit den Erzeugnissen des eigenen Gartens. Es gibt auch kaum einen Supermarkt in der Nähe.
Kleiner Supermarkt
  

Im Cruccuris Resort hatten wir etwas mehr Glück, denn der kleine Supermarkt war nach einem Fußmarsch von ca. 20 min durch abschüssiges Gelände (ohne störenden Autoverkehr) zu erreichen. Daneben befand sich ein Obstladen, in dem eine ältere Dame uns sehr freundlich bediente.

Campus-Strand
 

Von dort gelangte man auf einem Weg, der von großen Schilfpflanzen umsäumt war, nach weiteren 5 min zum Campus-Strand. Diese Badebucht soll eine der schönsten auf ganz Sardinien sein. Wir besuchten ihn am Sonntag, an dem es immer noch relativ warm war. Wir begannen im Schatten und später in der prallen Sonne wurde es uns einfach zu heiß. Das Wasser war toll - aber der Einstieg mit den größeren Kieselsteinen etwas problematisch. Wir zogen deshalb den kleinen Swimmingpool im Resort vor.

Spitzenmarke CANNONAU
 

Ein wichtiges Element für ein langes Leben ist zweifelsohne die Ernährung. Es beginnt mit den Getränken. Der sardische Rotwein CANNONAU soll bei älteren Menschen sehr beliebt sein und wird gerne in Maßen getrunken. Auch wir waren Freunde dieses Weines und gingen sehr sparsam mit ihm um - bei 33,50 € für die Flasche. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sich die Hundertjährigen diesen teueren Wein leisten können. Sie haben sicher günstigere Quellen oder produzieren ihn selbst.

Fischsuppe 
  
Fleischstreifen mit Salat


Lachs miit Salat

Käseplatte

Das abendliche Dinner empfanden wir als überragend, denn wir konnten drei Gerichte auswählen, die sich allerdings nach einer Woche wiederholten. Diese lukullischen Gerichte können sich die Hundertjährigen von Sardinien wiederum nicht leisten und wir mußten sie auch für unsere Verhältnisse sehr teuer bezahlen. Die älteren Menschen in den Bergen, die sehr betagt sind, leben von einfachen Gerichten, wie das dünne Maisbrot (siehe Beilage zur Fischsuppe) mit Käse und Wein oder Wasser. Aber sind auch die besonderen Salate, die sie sich gerne zubereiten und die wir auch kennengelernt haben.

Was haben wir von den Hundertjährigen auf Sardinien gelernt und was können wir selbst verwenden? Es ist das einfache, genügsame Leben. In meiner schwierigen Lebensphase (vor 30 Jahren) sagte ich immer: "Ich kann von einem Apfel und einem Ei leben!". Es sollte auch möglich stressfrei gestaltet werden. Für Rentner ist dies heutzutage ein schwieriges Kapitel, denn sie möchten genauso aktiv sein wie im Berufsleben. Und dann kommt noch die tägliche körperliche Aktivität dazu: "Wer rastet, der rostet!".

Also auf, auf, marsch, marsch in unser neues, bewußes Leben!






 

 

 

 

 

 

 

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