Montag, 19. September 2022

Die Grafschaft Bentheim mit der eindrucksvollen Burg

Burg Bentheim

 

Diesen Ausflug nach Bad Bentheim wollte Jutta eigentlich alleine durchführen, denn sie plante eine Freundin zu besuchen, mit der sie sich im Juli 2019 in Lüneburg getroffen hatte. Alles war organisiert. Die Übernachtung sollte im Niedersächsischen Hof stattfinden, denn die Bekannte konnte dort  Jutta sehr leicht erreichen. Dann kam die traurige Nachricht, die Freundin war an Krebs verstorben.

Niedersächsischer Hof

 

Die Hotelreservierung wollte Jutta nicht mehr rückgängig machen und so fuhren am 1. Wochenende im August 2022 nach Bad Bentheim. Es war sehr heiß (37 grd. C) und trotz Klimaanlage in unserem Auto kamen wir "genudelt" bei unserem Hotel in Gildehaus (4 km von Bad Bentheim entfernt) an. Deshalb waren wir froh, dass wir unsere Suite im Niedersächsischen Hof früher bekamen und ausgiebig duschen konnten. Den etwas anstrengenden Tag (wegen der Hitze)  beschlossen wir mit einem gepflegten Abendessen im vornehmen Restaurant des Hotels.

 

Blick auf die Kronenburg

Am Freitag fuhren wir erstmals die kurze Strecke von Gildehaus nach Bad Bentheim, um die imposante Burg auf dem Hügel zu besichtigen. Ein kleiner Burgführer half uns bei der Orientierung  auf dem Burggelände. Auf der Innenseite des Büchleins und auf einer Video-Leinwand in der Kronenburg begrüsste uns der jetzige Besitzer, Erbprinz Carl Ferdinand zu Bentheim und Steinfurt, der auch in der Burg wohnt (genau: im OG des Batterieturmes).

Die Burg wurde erstmals 1050 erwähnt. Seit 1421 wird sie kontinuierlich von den Mitgliedern der Grafen und Fürsten zu Bentheim und Steinfurt bewohnt. Im Rahmen eines Rundganges können alle Teile dieser Anlage besichtigt werden. Es beginnt mit dem Oberen Burgtor, der als Zugang dient. Der Zwinger ist ein Vorbau, der im 16. Jahrhundert errichtet wurde. Dort standen zur Verteidigung Geschütz.  Der Marstall aus dem 18. Jahrhundert wurde zur Unterbringung der Pferde verwendet. Heute finden dort Ausstellungen statt.

Der Rittersaal

 

Die Galerie ist der Verbindungsgang von der Wohnung der fürstlichen Familie im Batterieturm (aus dem 15. Jahrhundert) zu den Repräsentationsräumen in der Kronenburg. Als letzte Fluchtmöglichkeit diente das Ausfalltor mit einer in den Fels gehauenen Treppe. Der Burgbrunnen ist 23 m tief und soll von Gefangenen gegraben worden sein. Der sogenannte Pulverturm ist ein mittelalerlicher Bergfried, ist 30 m hoch und diente als Wachturm. Schließlich gibt es noch die Katharinenkirche aus dem 12. Jahrhundert.

Das Schlafgemach
  

Unter den Repräsentationsräumen der Kronenburg ist das Schlafgemach am Interessantesten, denn es wurde zum Gästezimmer ausgebaut. Es war für besondere Adlige vorgesehen. Dazu zählte die Königin Emma der Niederlande, die als Gast ihrer Schwester, der Fürstin Pauline zu Bentheim und Steinfurt, bis zu ihrem Tod 1934 desöfteren nach Bad Bentheim kam. Mit dem schwarzen Landauer, der heute noch in der Kutschenausstellung im rechten Flügel der Kronenburg zu sehen ist, wurde sie vom Bentheimer Bahnhof abgeholt und fuhr sie regelmäßig ins örtliche Kurbad. Königin Emma und Fürstin Pauline stammten beide aus dem deutschen Fürsenhaus zu Waldeck und Pyrmont.

Gedächtnisplatte

 

Am folgenden Vormittag besuchten wir den Jüdischen Friedhof von Gildehaus. Er lag nicht allzuweit vom Niedersächsischen Hof und wir erreichten ihn im Rahmen eines kurzen Spazierganges. Der jüdische Friedhof in Gildehaus wurde während der Nazi-Zeit vollständig zerstört. Grabsteine wurden als Fußwegplatten entweiht. Bereits kurz nach dem Kriege 1945 gedachte die jüdische Gemeinde mit einer Gedächtnisplatte (vor Ort) an die jüdischen Opfer.

Springbrunnen

 

Nach dem Besuch des Friedhofes fuhren wir wieder von Gildehaus nach Bad Bentheim. Diesmal  wollten wir den Schloßpark besichtigen. Dieser liegt unterhalb der Burg Bentheim und wurde 1913 zum Besuch Wilhelm II. eingeweiht. Interessant ist das runde Arrangement verschiedener Fontänen, die nach einem bestimmten Rhythmus aufeinander abgestimmt sind.

Otto Pankok Museum

 

Auf unserer Liste stand dann nur noch der Besuch des Otto Pankok Museums in Gildeshaus.Der Maler, Grafiker und Bildhauer wurde von den Nationalsozialisten verfolgt. Er ist bei einer Nazi-Größe, namens Schmelzer untergekommen, die ihn beschützt hat. Während dieser Zeit 1936 in Gildehaus entstanden sehr interessante Kunstwerke. Pankok hat selbst Juden versteckt, wie das Ehepaar Bartz.

Ostmühle von Gildehaus

 

Da die Mühle von Gildehaus oberhalb des Museums zu sehen war, wanderten wir den kurzen Weg hinauf, um sie zu besichtigen. Bei der Gildehauser Ostmühle handelt es sich um eine holländische Turmwindmühle bzw. einem so genannten Erdholländer. Die Mühle wurde in den Jahren 1749/1750 aus Bentheimer Sandstein erbaut und hat eine lange ereignisreiche Geschichte hinter sich. Mehrmals war sie vom Abriss bedroht. Seit 1986 ist sie wieder funktionsfähig und wird von Hobbymüllern des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Gildehaus betrieben und gepflegt. Und bei Mahlwind stellen Hobbybäcker im alten Backhaus nebenan aus dem frisch gemahlenen Korn knuspriges Brot her. Führungen für Gruppen sind nach vorheriger Anmeldung möglich.

Mit interessanten Eindrücken ("Sehenswürdigkeiten in Niedersachsen") fuhren war am folgenden Sonntag wieder nach Hause.




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