Montag, 23. April 2018

THALE und der Hexentanzplatz

Lustige Hexe
Mehrmals wollten wir dieses Jahr einen Tagesausflug nach Thale  zu den Hexen unternehmen. Leider war das Wetter nicht entsprechend. Erst am Samstag, den 7. April 2018, herrschten ideale Bedingungen, denn die Temperatur lag über 20 grd. C und der Himmel war ganztägig strahlend. blau.

Allerdings erfuhren wir am Abend im Fernsehen von dem schlimmen Ereignis in Münster, bei dem durch einen amokfahrenden Lebensmüden zwei Menschen beim "Kiepenkerl" getötet und zahlreiche Menschen verletzt wurden. Wir waren in der Zeit vom 9. bis 11. September 2017 in Münster und haben uns im Rahmen einer Stadtbesichtigung an derselben Stelle aufgehalten.

Wir haben es uns bei unseren zahlreichen Fern- und Autoreisen abgewöhnt, uns Sorgen über mögliche Terroranschläge zu machen. Deshalb freuten wir uns auch, dass wir ohne Schwierigkeiten nach 1,5 Stunden das 125 km entfernte Thale erreichten und auch sehr schnell einen großen Parkplatz bei den Seilbahnen fanden. Einen Großteil des Weges über die B 6 kannten wir bereits von unserer Fahrt zum Parkhotel Schloss Meisdorf und zur Burg Falkenstein vor 6 Jahren.

Kletterwald Thale
Es war schon beeindruckend, die zahlreichen  "Spaßmaschinen" im Funpark, dem Minigolf-Platz (der aus der Gondel sehr gut beobachtet werden konnte) und dem Kletterwald für die begeisterten Jugendlichen zu sehen. In jüngeren Jahren hätten wir uns sicherlich auch gerne im Kletterwald verirrt.

Nun wollten wir zuerst einmal den berühmten Hexentanzplatz auf dem Bergplateau in 454 m Höhe besichtigen. Deshalb benutzten wir die geschlossene Kabinenbahn (Berg- und Talfahrt 7,- Euro p.P. - 750 m lang) um dorthin zu gelangen. Selbstverständlich gibt es auch die Möglichkeit mit dem Auto bis zu einem Parkplatz in der Nähe des Hexentanzplatzes zu fahren.

Gondelbahn zu Hexentanzplatz
Der Hexentanzplatz soll angeblich ein altsächsischer Kultort sein, an dem in der Nacht zum 1. Mai (Walpugisnacht) zur Verehrung der sogenannten Hagedisen (Wald- und Berggöttinnen) Feste abgehalten wurden. Der Ort wurde erst nach dem Verbot des Kultes durch die zugewanderten christlichen Franken zum Hexentanzplatz. Der Überlieferung nach wurde der Platz, zur Kontrolle des Verbots, von fränkischen Soldaten bewacht, die von als Hexen verkleideten und auf Besen anreitenden Sachsen verjagt wurden. Ein weiterer alter Kultplatz der Sachsen befindet sich auf dem Brocken.

Berghotel Hexentanzplatz
Seit Langem sollen sich auf dem Hexentanzplatz in der Walpurgisnacht interessante Dinge abspielen. Hexen treffen sich hier zu einem Ausflug zum Brocken (Höhe: 1.142 m), den wir sehr gut sehen konnten. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es am Hexentanzplatz das gleichnamige Berghotel. Zur Zeit der DDR war jegliches Treiben zur Walpurgisnacht verboten, da die Bürger ausgeruht an den bedeutenden Feierlichkeiten zum 1. Mai teilnehmen sollten. Erstmals 1990 fanden wieder Hexenveranstaltungen statt.

Das mystische Bodetal
Bei guter Wetterlage (und das traf für unseren Ausflug hervorragend zu) erlebt man auf dem Bergplateau wunderbare Ausblicke in das oft mystisch wirkende Bodetal. Besonders aufregend ist in den hellgrünen Kabinenbahnen der Blick nach unten. Man kann durch den Glasboden in die Tiefe des Bodetals sehen.
Ausblick auf Thale
Nach einer kletterreichen Wanderung um den Hexentanzplatz genossen wir bei einer Tasse Kaffee (2,90 Euro) im Freien noch einmal den herrliche Aussicht nach Thale. Dann spazierten wir in Richtung Bergtheater, kamen am Harzeum vorbei (wo wir am Eingang ein interessantes Schild "Lebensgefährtin" fotographierten):

keine Abgabemöglichkeit
Die Walpurgishalle, die in der Nähe zu finden war, fand unser Interesse und wir besichtigten sie. Im Museum in der Walpurgishalle, welche auf Anregung des Malers Hermann Hendrich erbaut wurde, werden die Sagenwelt des Harzes und Szenen aus Goethes Faust lebendig. Darin ist auch ein Opferstein ausgestellt, der an alte Fruchtbarkeitsriten erinnert.Wir fanden das Ganze nicht besonders beeindruckend - zumal die großen Gemälde wegen der Lichtverhältnisse nicht sehr gut zu erkennen waren.
Die Rosstrappe
Die Rosstrappe ist ein 403 Meter hoher Granitfels oberhalb des linken Bodeufers, der als eine der großartigsten Felspartien nördlich der Alpen gilt. Wir konnten die Rosstrappe sehr gut von der Gondelbahn  aus sehen. Auf dem Felsen befindet sich eine Vertiefung, die einem riesigen Hufabdruck ähnelt. Wohl auch deshalb ranken sich seit Jahrhunderten zahlreiche Sagen und Mythen um das Granitmassiv. Die bekannteste Sage erzählt von der Entstehung des legendären Hufabdrucks, die dem Felsen seinen Namen gab. Zur Rosstrappe gelangt von Thale aus mit dem Sessellift.

Auf dem Rückweg zum Parkplatz wunderten wir uns über die verfallenen Industriegebäude und den großen Parkplatz. Zu DDR-Zeiten war hier das Werk VEB Eisen- und Hüttenwerke Thale. Zum 300jährigen Jubiläum des Hüttenwerkes wurde 1986 das Hüttenmuseum Thale gegründet, das ein Besuch wert ist.

Hüttenmuseum Thale
Der jahrelange Investitionsstau führte nach der Wende beinahe zum Aus für das traditionsreiche Unternehmen (der größte Arbeitgeber vor Ort) und es gingen über 8.000 (!) Arbeitsplätze verloren. Es wurde schließlich 1993 durch den Verkauf an den früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht und den Kaufmann Hans Henry Lamotte privatisiert.

Zu einer nachhaltigen Weiterentwicklung kam es aber in dieser Zeit nicht. Erst mit der Übernahme durch die Schunk Group aus Gießen (1997) wurde wieder in die unterschiedlichen Unternehmens-bereiche, vor allem die Emailleverarbeitung investiert. Am 1. Oktober 2007 wurde die EHW Thale EMAIL GmbH durch drei Privatinvestoren übernommen. Unter der Bezeichnung THALETEC produziert das Unternehmen heute mit rund 200 Mitarbeitern technisch emaillierte Apparate und Produkte für die chemische und pharmazeutische Industrie.

Obwohl die Wende nun schon fast 30 Jahre zurückliegt, sind die strukturellen Probleme in Thale noch sehr gut zu erkennen. Aus dieser Sicht ist aber auch verständlich, warum hier soviel für die Touristen (insbesondere für die Jugendlichen) investiert wird. Denn nur so kann ein Teil der verlorengegangenen Wirtschaftskraft zurückgewonnen werden. 

Literatur:
REISEN in die Neuen Bundesländer

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