Mittwoch, 21. März 2018

OMAN - Weihrauchdüfte und großer Luxus


Weihrauch-Verkäuferin in Salalah/OMAN

Als meine Frau, Jutta Hartmann-Metzger, mir als nächstes Reiseziel den OMAN (14.02. bis 22.02.18) nannte, erinnerte ich mich sofort an die große Bedeutung, die WEIHRAUCH über Jahrhunderte für dieses arabische Land bedeutete. Dabei mußten sehr große Entfernungen zurückgelegt werden, um  dieses Produkt an die Interessenten im Mittelmeerraum zu verkaufen.

Die Weihrauchstraße von Südarabien zum Mittelmeer ist eine der ältesten Handelsrouten (siehe Karte: rote Farbe) der Welt. Über sie wurde der Weihrauch aus seinem Ursprungsland Dhofar (im Süd-Westen des heutigen Oman mit der Hauptstadt Salalah), über den Jemen, Asir (eine gebirgige Provinz im Südwesten Saudi-Arabiens) und den Hedschas in Saudi-Arabien zum Mittelmeerhafen von Gaza und nach Damaskus transportiert. Wichtige Handelsstationen an der Weihrauchstraße, die als  Karawanenroute betrieben wurde, waren Schabwa (heutige Ruinenstadt im Jemen), Sanaa (Hauptstadt des Jermen) , Medina (Saudi-Arbien) und Petra (heutige Ruinenstätte in Jordanien).. 
Handelswege von 200 v. Chr. bis 850 n. Chr.

Das getrocknete Harz des Weihrauchbaums  entwickelt beim Verglühen (Räuchern) einen aromatisch duftenden Rauch. Der Weihrauch wird von alters her als desinfizierendes und entzündungshemmendes Räuchermittel in der Medizin genutzt. Als Heilmittel ist es in der außereuropäischen Medizin und Naturheilkunde bis heute sehr begehrt.Darüber hinaus wurde und wird Weihrauch für religiöse Kulthandlungen verwendet, etwa in der katholischen und in der orthodoxen Kirche. In den Tempeln fast aller Religionen der antiken Welt galt er als besonders wertvolle Opfergabe.

Jutta vor der Hinweistafel "Weihrauchbaum" im HAWANA Resort/OMAN
Ich habe noch sehr angenehme Erinnerungen an die starken Weihrauchdüfte während der heiligen Messe in der katholischen Kirche meiner Heimatgemeinde in Brühl. In Kombination mit der eindrucksvollen Orgelmusik kam bei mir etwas ins Schwingen und ich sang voller Inbrunst die bekannten Kirchenlieder. Leider ging das Interesse für diese erhebenden Momente mit meinem Wegzug aus Brühl (1967) verloren. Erst ca. 30 Jahre später fand ich in meiner zweiten. Frau, Jutta Hartmann-Metzger, eine Partnerin, die beim Besuch einer katholischen Kirche ähnliche Empfindungen hat.

Die Erschließung der Weihrauchstraße wurde erst durch die Domestizierung des Dromedars (mit einem Höcker) in der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr.möglich. Mit der Nutzung der Dromedare als Lasttiere konnten der Karawanen  größere Entfernungen bis zur nächsten Wasserstelle in der Wüste zurücklegen. Außer dem Weihrauch transportierten die Karawanen auch Gewürze und Edelsteine aus Indien und Südostasien nach Palästina und Syrien.

Bei Petra, nördlich des Golfs von Akaba, teilte sich die Weihrauchstraße in einen nördlichen Zweig mit dem Endpunkt Gaza und in einen östlichen, der nach Damaskus führte. Nach Berichten antiker Autoren benötigten Kamelkarawanen 100 Tagesmärsche für die 3.400 km lange Strecke zwischen Dhofar und Gaza.

Die Weihrauchstraße wurde wahrscheinlich im 10. Jahrhundert v. Chr. erstmals genutzt. Zu einem Aufschwung des Handels kam es jedoch erst nach der Entstehung der südarabischen Königreiche Saba, Qataban, Hadramaut und Ma'in im 8. Jahrhundert v. Chr. Der hohe Bedarf an Weihrauch bei kultischen Handlungen im Mittelmeerraum führte seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. zu einer Blüte der Route sowie der Städte und Reiche, die sie verband. Um die Zeitenwende soll allein das Römische Reich 1.500 Tonnen der geschätzten Jahresproduktion von 2.500 bis 3.000 Tonnen Weihrauch konsumiert haben.

Kurz zuvor begann allerdings bereits der langsame Niedergang der Weihrauchstraße. Die ptolemäischen Herrscher Ägyptens hatten im 1. Jahrhundert v. Chr. den Seeweg durch das Rote Meer erschließen lassen. Dadurch konnten sie in den Weihrauchhandel einsteigen und die hohen Zölle und Abgaben umgehen, die auf der Landroute erhoben wurden. Damit verlor nicht nur der alte Karawanenweg seine Bedeutung. Auch den antiken arabischen Königreichen wurde allmählich die wirtschaftliche Grundlage entzogen. Dies führte im 3. Jahrhundert zum Aufstieg der Himyaren im Jemen. Sie stützen sich nun verstärkt auf die Landwirtschaft im klimatisch günstigeren Bergland und auf die Kontrolle des Seehandels.

Der Siegeszug des Islam seit dem 7. Jahrhundert bedeutete einen weiteren schweren Rückschlag für den Handelsweg. Zwar fand Weihrauch auch in der islamischen Medizin weiterhin Verwendung, nicht jedoch in der religiösen Sphäre der Moscheen.

Weihrauch-Verkauf in Salalah/OMAN
Wir fanden immer noch einen regen Handel mit Weihrauch in Salalah. Dort besuchten wir einen speziellen Weihrauch-Markt (D) mit den unverwechselbaren Gerüchen in allen Himmelsrichtungen. Der Weihrauch wächst an den kargen Berghängen rings um Salalah unter perfekten Bedingungen Bis heute ist er eines der wichtigsten landwirtschaftlichen Produkte des Oman. Das Land, das nicht so reich mit Öl gesegnet ist wie seine Nachbarn, kann darauf nicht verzichten.Zusätzlich soll auch die Förderung des Tourismus zusätzliche Einnahmen bringen.

Die Weihrauchernte selbst ist aber für die Menschen weiterhin eine mühsame und langwierige Angelegenheit. Mit scharfen Messern ritzen die Weihrauchbauern in der Erntezeit zwischen Dezember und Mai Stamm und Äste an.. Die ersten Tropfen des Harzes sind unbrauchbar, doch wenn einen Monat später zum zweiten Mal geritzt wird, kommt die Qualität, die auf den Basaren landet. Rund vier Wochen muss das austretende Wachs am Baum aushärten, ehe die Bauern erneut von Baum zu Baum ziehen und das Harz abschlagen. Doch nicht nur in Dhofar findet man Weihrauchbäume, auch am Horn von Afrika, im Jemen und in Indien. Aber keine andere Region kann auf solch hohe Qualitäten verweisen, wie Dhofar. Topprodukte erzielen Spitzenpreise von über 50 Dollar je Kilogramm.

Das Goldland PUNT im Altertum
Eine interessante Querverbindung stellt das Goldland PUNT dar.dessen Name auch durch altägyptische Inschriften belegt ist. Es gibt nur Vermutungen, welcher Ort gemeint war.Nach der beigefügten Karte könnten der  Jemen und Dhofar im heutigen OMAN zum Goldland PUNT gehört haben, denn von dort stammte mit Sicherhet der Weihrauch.

Die Ägypter importierten aus PUNT vermutlich seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. Weihrauch, Ebenholz, Elfenbein, Gold, Augenschminke, Silber, Speisesalz, Affen, Hunde, Pantherfelle sowie Straußenfedern und -eier. Aus Darstellungen und ägyptischen Inschriften geht hervor, dass Punt östlich Ägyptens am Meer lag und dass die Einwohner, die sich nach Kleidung und Haartracht in drei Gruppen gliedern lassen, in Pfahlbauten lebten und Rinder hielten.

Eine besonders kurze Überlandverbindung vom Nil zum Roten Meer bestand bei Koptos (Gebtu), welches daher schon lange ein wichtiger Handelsort der Ägypter war. Eine Karawane konnte diese Strecke in fünf Tagen bewältigen. Hier brachen auch viele Expeditionen nach PUNT auf. Die älteste bekannte Expedition nach PUNT führte König (Pharao) Sahure (5. Dynastie - ca. 2.500 v. Chr.) durch. Ebenfalls in der 5. Dynastie führte während der Regierungszeit von Djedkare der Beamte Bawerdjed eine Expedition nach Punt. Unter der Regentschaft von Mentuhotep III. reiste ein Beamter namens Henenu nach Punt.

Die wohl berühmteste Expedition unternahm die Königin Hatschepsut unter Führung Nehesis zum Erwerb unter anderem von Myrrhe und Zedern Ein Bericht dieser Reise ist als Relief im Totentempel Hatschepsuts an der Wand einer Pfeilerhalle („Punthalle“) in Deir el-Bahari erhalten geblieben. Vor dem Hatschepsut-Tempel fanden wir während unseres Besuches in Ägypten im Jahre 2003 eine Tafel, die über die PUNT-Eypedition unter Königin Harschepsut (1479 bis 1458 v. Chr)  informierte.

Hinweis auf PUNT-Expediition unter Hatschepsut

                                               
Das Ausmass unserer Ferienanlage konnten wir beim Eintreffen vom Flughafen Salalah nur unvollständig erkennen., denn unser Juweira Boutique Hotel  gehört zum HAWANA Salalah Resort mit über 900 Hotel Zimmern. Neben dem gemütlichen Juweira Boutigue Hotel gehören das größere Salalah Rotana Resort und das umfangreiche Fanar Hotel & Residences dazu. Die genaue Ausdehnung lernten wir später im Rahmen einer schönen Radtour genauer kennen (die Fahrräder haben wir kostenlos im Juweira Hotel ausgeliehen) Wir stellten dabei auch fest, dass dieser gesamte Komplex von Wüste umgeben ist.  Und bis zur nächstgrößeren Stadt Salalah beträgt die Entfernung 30 km.

HAWANA Salalah Resort/OMAN
Juweira Boutique Hotel

Salalah Rotana Resort

Fanar Hotel & Residences
 Es ist für uns Tradition, während unseres Urlaubes auch Land und Leute kennenzulernen. Es war interessant, dass die einheimischen Familien gerne die Anlage besuchten, dort flanierten und auch Bootstouren in der künstlichen Marina vor unserem Hotel unternahmen. Insbesondere am 1. Freitag (16.02.18) unseres Aufenthaltes fiel uns das auf, denn es war der Sonntag im OMAN.

Sonntagsausflug in das HAWANA Salalah Resort
Unseren ersten Sonntag, den 18. Februar 2018, hatten wir für die Stadtrundfahrt in Salalah reserviert. Die Busfahrt vom HAWANA Resort zur Sultan Qaboos Moschee (B)  in Salalah dauerte ca. eine halbe Stunde. Von unserer Oase mit üppigem Wuchs fuhren wir durch die trockene Wüste nach Salalah, wo uns die zahlreichen Palmen und Bananenplantagen auffielen. Bemerkenswert war das großzügig ausgebaute Fernstrassen-System, das Sultan Qaboos seit seiner Machtübernahme 1970 vorangetrieben hat. Unterwegs fuhren wir an den beliebten Dromedaren vorbei, deren Vorgänger an den Weihrauchtransporten bis zum Mittelmeer teilnahmen.


Dromedare vor Salalah
Neben der Großen Moschee in Muskat ist diese Moschee, die einzige im OMAN, die von Ausländern betreten werden darf. Deshalb erfolgt auch die Besichtigung der Moschee nach sehr strengen Regularien. Der Anhänger mit dem Kreuz mußte verdeckt werden, kurze Hosen waren nicht erlaubt. Die Damen mußten lange Hosen tragen (wie die Männer), die Schultern bedeckt und das Kopftuch war obligatorisch. Schuhe mußten ausgezogen werden - aber Socken waren möglich. Die Gebetszeiten waren auf einer farbigen Tafeln angezeigt. Während dieser Zeit war kein Besuch für Ausländer möglich.


Der Gebetsraum für Männer
Wir fuhren weiter zum Al Hosn Palast. (C) Dort wurde der heutige Sultan Qaboos geboren und besuchte hier die gegenüberliegende Schule. Die Besichtigung des Sultanspalastes war leider nicht möglich. Die besondere Ausdehnung konnte ich erkennen als ich nach dem Besuch des Weihrauch-Marktes noch ein wenig in der Gegend herumstöberte. Freundliche Handwerker liessen mich durch den Seiteneingang auf das Palastgelände. Weiterhin entdeckte ich auch den nicht zugänglichen Teil des  Palastes zum Strand.

Das Wappen des Sultans
Wir haben im OMAN einen sehr großen Luxus kennengelernt, der insbesondere in unserem Hotel und in seiner Umgebung zu erkennen war. Die Öffnung seines Landes für den Tourismus ist einer der Verdienste des jetzigen Sultans Qaboos (Qabus ibn Said), Im  Museum, das wir anschließend besucht haben, spricht man in einer speziellen  Ausstellung über die Verdienste des Sultans von einer "Renaissance" für das Land seit er 1970 an die Regierung kam. 


Sultan Qaboos
Da er für die englischen Armee über ein Jahr in Deutschland gedient hat, ist er sehr deutschfreundlich, hat einen deutschen Arzt und besucht die Universitätsklinik in Heidelberg. Er besitzt eine Villa in Garmisch-Partenkirchen. Im Gegensatz zu den Menschen in Marokko  begegneten uns die Einheimischen sehr freundlich und entspannt. Offensichtlich ist dies auch eine Konsequenz der segensreichen Politik des Sultans.
 
Einheimische Frauen mit Kind

Es gab überhaupt keine Probleme mit den verhüllten Frauen, da beide Seiten den gegenseitigen Respekt verspürten. In der Schweiz scheint dies momentan ein Problem zu sein (siehe Film "Verschleierung" auf 3sat am 16.3.18  20 Uhr 15 bis 21 Uhr 05). Dort gibt es den Versuch konservativer Politiker, die Verschleierung zu verbieten. Zahlreiche weibliche Touristen aus Saudi-Arabien, die man interviewt hat,  würden dann nicht mehr kommen, da ihre Traditionen verletzt werden würden.

Freundliche Begegnung auf dem Weihrauchmarkt
Fast gegenüber dem Seiteneingang des Palastes lag der Weihrauch-Markt, den ich bereits am Anfang in Verbindung mit der "Weihrauchstrasse" beschrieben habe. Auf diesem Souk gewinnt man einen sehr schönen Eindruck vom Weihrauch, der früher von sehr großer Bedeutung war und mit Gold aufgewogen wurde. Auf dem Markt trifft man die Einheimischen beim Plaudern und beim Geschäftemachen versammelt. Frauen tragen  ihre traditionelle, schwarzen Kleidungmit der sie sich verschleiern. Die Weihrauchdüfte finden sich überall.
 
Die Kokosnuss wird geöffnet

Nach dem Besuch des Weihrauch-Souks fuhren wir zu einem Verkaufsstand in der Nähe, wo alle Teilnehmer frische Kokosmilch bekamen. Man konnte sehen, wie die Kokosnüsse mit der Machete geöffnet wurden. Nachdem wir den Saft getrunken hatten, öffnete man die Nuss, um uns das Fleisch zu geben.
 
Das Weihrauchland Museum
Letzte Station auf unserer Stadtrundfahrt war das interessante  Weihrauch-Museum. (E) Daneben besteht es auch aus einer Abteilung mit Schiffsmodellen, Ausgrabungen und einer Darstellung der Verdienste des Sultans Qaboos, der seit 1970 das Land regiert ("Renaissance"). Dies war das erste Mal, dass mir die strenge Bewachung durch den Sicherheitsdienst aufgefallen ist. Fotographieren war verboten und Getränke durften auch nicht mitgenommen werden (wie auf dem Flughafen).

 
Nach ca. 4 Stunden war die Stadtrundfahrt in Salalah beendet.  Wir konnten so unsere positiven Eindrücke von diesem arabischen Urlaubsland vervollständigen. Vor allen Dingen wuchs unser Respekt vor der Friedfertigkeit und der Gelassenheit der Menschen im OMAN. Nirgendwo begegnete uns die Aggressivität, wo wir sie teilweise in anderen Urlaubsländern kennengelernt haben. Und ein Leben ohne Alkohol und Schweinefleisch ist für viele ein Gewinn. Zum Abschied von unserem wunderschönen Urlaub im OMAN drehte Jutta einen kleinen youtube-Film
Unterwegs im Salalah Airport/OMAN

Literatur::
Erfahrungen mit arabischen Ländern  
Experiences with ARAB COUNTRIES









Keine Kommentare: