Montag, 23. August 2010

WEIMAR - eine Kulturstadt!

Weimar ist keine Weltstadt wie Berlin oder München, doch hat diese beschauliche Kleinstadt an der Ilm ihren ganz besonderen Reiz und sogar einen gewissen Weltcharme (UNESCO-Welterbe). Zitiere ich doch gleich zu Beginn die Worte Goethes: „Wo finden Sie auf einem so engen Fleck noch soviel Gutes?“ Zu empfehlen ist ein dreitägiger Aufenthalt in Hotel oder Pension am Rande der Stadt. (Bewertung "Apart Hotel") Dort können Sie dann Ihr Auto stehen lassen und öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Die Thüringer Touristik-Card verschafft Ihnen teilweise vergünstigte Eintrittspreise.

Starten Sie mit einer Stadtrundfahrt, um sich erst einmal einen Eindruck zu verschaffen. Aber es geht auch auf eigene Faust. Weimar ist überschaubar. Wir haben Weimar zu einem Geschichts- und Kulturerlebnis für uns entdeckt und nun begleiten Sie uns auf unserem Rundgang durch die Stadt. Ausgangspunkt ist der Theaterplatz inmitten der Stadt, das Nationaltheater mit dem Denkmal Goethes (1749 bis 1832) und Schillers (1759 bis 1805). Das Wahrzeichen Weimars wurde vom Dresdner Bildhauer Ernst Rietschel 1857 unter den Augen der Weimarer feierlich enthüllt. Den Sockel ziert die Inschrift: „Dem Dichterpaar – Goethe und Schiller – das Vaterland“ Wenn Sie sich umdrehen, schauen Sie auf das Wittumspalais, dem Witwenssitz der Herzogin Anna Amalie, die 1775 – nach Übergabe der Regierungsgeschäfte an Herzog Carl August (1757 bis 1828) – sich dorthin zurückzog.

Noch der Epoche des Rokoko verhaftet, verlieh sie dem neuen Weimar und dem Hofe Glanz und Glorie. Sie gebar ihrem Mann, Herzog Ernst August Konstantin von Sachsen – Weimar zwei Söhne und führte nach dessen Tode ein pflichterfülltes und arbeitsvolles Leben. Kunst, Kultur, Philosophie, Musik – kurz die schönen Künste lagen ihr sehr am Herzen. Die Erzieher beider Söhne waren Christoph Martin Wieland (1733 bis 1813) und Karl Ludwig von Knebel (1744 bis 1834). Im Palais traf sich auch die von Goethe gegründete Freitagsgesellschaft und auch die Freimaurer hatten dort ihre festen Sitzungen. Von dort aus geht es in nördlicher Richtung zum Bauhaus-Museum, der berühmten Designer-Schule des 20. Jahrhunderts. Gehen wir in Richtung Geleitstrasse, zur Scherfgasse, so befinden wir uns vor dem Palais Schardt mit dem Goethe-Pavillon.

Eine kunstvolle Zeitreise durch das Stadtpalais ist möglich – ergänzt durch Scherenschnitte und eine historische Puppenstubenausstellung. Weiter nördlich befindet sich die Jakobskirche mit dem Jakobsfriedhof. In der Kirche heiratete 1806 Johann Wolfgang von Goethe Christiane Vulpius. Auf dem Friedhof sind – neben Christiane Goethe – auch Caroline Herder und Lucas Cranach der Ältere (1472 bis 1553) beigesetzt. Als nächstes steht als wichtiger Besuchspunkt der Besuch der Stadtkirche St. Peter und Paul, die sogenannte Herderkirche, auf dem Programm. Sie war die Wirkungsstätte von Johann Gottfried Herder (1744 bis 1803) und ist berühmt durch  seinen Altar, den Lucas Cranach der Ältere entworfen hat. Lucas Cranach der Jüngere vollendete ihn. Herder ist dort auch beigesetzt. Wir machen einen Abstecher in die Albert – Schweitzer – Gedenkstätte (ehemaliges Haus des Märchendichters Johann Karl August Musäus (1735 bis 1787).

Nun gilt unser Interesse dem Schlossmuseum am Burgplatz (Öffnungszeiten April bis Oktober 10 bis 18 Uhr). Wir interessieren uns für die hochkarätige Europäische Kunstsammlung, beginnend mit der Reformationszeit bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Endlich erreichen wir auf der Strasse „Am Horn“ und entlang am Park an der Ilm Goethes Gartenhaus. Weiter geht es auf dem Corona – Schröter – Weg zum Römischen Haus. Es ist das erste klassizistische Bauwerk und entstand 1792 bis 1797 als ehemaliger Sommersitz von Herzog Carl August. Wir gehen wieder dem Stadtkern entgegen zur Marienstr. 17, dem sogenannte Liszt – Haus. Es ist die ehemalige Hofgärtnerei und wurde von Franz Liszt (1811 bis 1886), dem berühmten Komponist und Klaviervirtuosen in den Sommermonaten der Jahre 1869 – 1886 bewohnt.

Über die Geschwister-Scholl-Strasse in westlicher Richtung erreichen wir den Historischen Friedhof, die letzte Ruhestätte der Herzoglichen Familie und der Dichtergrößen Goethe und Schiller. Ein Durchbruch verbindet die Fürstengruft mit der angebauten russisch – orthodoxen Kapelle in der Maria Palowna, die Tochter des russischen Zaren Paul I. und Schwiegertochter von Herzog Carl August, ruht. Nun ist es nicht mehr weit bis zum Frauenplan. Das 1709 erbaute Barockhaus mit Hausgarten, in dem der Dichter, Staatsmann und Naturwissenschaftler Johann Wolfgang von Goethe (1749 bis 1832) nahezu 50 Jahre erst als Mieter, dann als Eigentümer bis zu seinem Tode 1832 gelebt hat. Johann Wolfgang von Goethe war durch sein Werk „Die Leiden des jungen Werther“ als „Bestsellerautor“ bekannt geworden. 1774 kam er erstmals nach Weimar und wurde durch Vermittlung von Karl Ludwig von Knebel Herzog Carl August vorgestellt.

1775 folgte er dessen Einladung und zog von Frankfurt am Main nach Weimar. Im Jahre 1776 wurde Goethe von Herzog Carl August geadelt und führte außer seinem Dichterleben u.a. auch das Leben eines Naturwissenschaftlers (Studien über Gartenkultur und die Farbenlehre). Den Dichter verband eine platonische Liebe mit Frau Charlotte von Stein, und erst 1806 heiratete er seinen „Bettschatz“ Christiane Vulpius, mit der er einen überlebenden Sohn August hatte. Alle anderen Kinder verstarben sehr früh. Kennengelernt haben sich beide 1788 im Park an der Ilm, als Christiane Goethe einen Bettelbrief ihres Bruders übergab. Sie führte zeitlebens ein Schattendasein an der Seite dieses großen Mannes. Nun steht noch der Besuch des Schiller-Wohnhauses auf dem Programm. 1802 erwarb Friedrich von Schiller (1759 bis 1805) das spätbarocke Haus. an der Schillerstrasse 12. Er wohnte dort mit seiner Familie, Ehefrau Charlotte und drei Kindern.

Friedrich von Schiller war aufgrund von Schulden und Streitigkeiten mit dem Herzog Karl Eugen heimlich von Stuttgart nach Mannheim geflüchtet. Er verfasste in der Sturm - und Drangzeit Dramen wie „Die Räuber“ und „Kabale und Liebe“. Seine Arbeit als Theaterdirektor in Mannheim war nicht immer von Erfolg gekrönt. Nachdem Schiller 1787 Wieland in Weimar kennengelernt hatte, wirkte er an dessen Zeitschrift mit. Seine erste Begegnung mit Goethe bei den Lengefeldts in Rudolstadt verlief recht kühl. Schiller folgte 1788 einer Professur nach Jena und heiratete 1790 Charlotte von Lengefeldt (1766 bis 1826) und folgte einer Professur nach Jena. Im Laufe der Zeit wurde dem Paar drei Kinder geboren. Wegen seines Gesundheitszustandes musste er seine Professur bereits wieder 1791 aufgeben. Im Jahre 1799 übersiedelte Schiller nach 1802 Weimar und lebte dort nur noch sechs Jahre.

1804 wurde Schiller von Herzog Carl August in den Adelsstand erhoben. 1804 verfasste er sein letztes Werk „Wilhelm Tell) und verstarb nach einer schweren Lungenerkrankung im Jahre 1805. Sein Todesjahr jährt sich heute zum 200ten mal. Wer noch Zeit und Muße hat, dem öffnet sich das Weimar Haus in der Zeit von 10 bis 19 Uhr (April bis September). Das erste mulimediale Erlebnismuseum zeigt eine Zeitreise durch fünf Jahrtausende Weimarer Geschichte. Damit endet unser Kulturwochenende. Vielleicht folgen sie unseren Spuren und wenn Sie noch etwas mehr Zeit haben, so entdecken Sie ja noch das eine oder andere Wichtige, das unseren Augen entgangen ist. Sie können selbstverständlich vor Ort Ihre Geschichtskenntnisse noch vertiefen. Wir wollten Ihnen lediglich einen Anreiz dazu bieten.

Text: Jutta Hartmann-Metzger/Fotos: Klaus Metzger

Literatur:
REISEN in die Neuen Bundesländer

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