Mittwoch, 13. Juni 2018

Das Schloss IBURG und die Landesgartenschau 2018


Landesgartenschau 2018 in Bad Iburg
Seit einiger Zeit stand der Besuch der Landesgartenschau 2018 in Bad Iburg auf unserem Programm. Interessanterweise kaufte sich meine Frau, Jutta Hartmann-Metzger, Ende Mai ein historische Biographie über Sophie Charlotte, der ersten preussischen Königin. Das erste Kapitel dieses Buches schildert die Jugendzeit dieser Prinzessin unter dem überraschenden Titel:
                                                "Die Bischofstochter von Schloss Iburg"

Sophie Charlotte
Dies waren sehr spannende Zusammenhänge, die wir unbedingt vor Ort recherchieren wollten. Am Sonntag, den 3. Juni, fuhren wir bei schönem Wetter nach Bad Iburg, wo wir gegen 10 Uhr (2 h Fahrtzeit für die Strecke von 190 km) ankamen. Wir entschieden uns, zuerst das Schloss Iburg zu besichtigen, das malerisch oberhalb der Landesgartenschau lag. Dies war eine sehr weise Entscheidung, denn wir konnten mit der Besichtigung des Rittersaales und der Katholischen Kirche sehr viele Informationen gewinnen, mit denen wir das Leben von Sophie Charlotte und ihren Eltern auf dem Schloss Iburg besser verstehen konnten.

Eingang zum Schloss Iburg
Ich lese zur Zeit das spannende Buch Judas und habe mit Jutta abgesprochen, dass wir unsere beiden Bücher tauschen und als Reiselektüre nach MADEIRA mitnehmen, wo wir unseren nächsten Urlaub verbringen werden. Sicherlich haben wir dort auch reichlich Zeit, auf den Spuren von Kaiserin Sisi, dem Habsburger Kaiser Karl V. (im Exil) und Winston Churchill zu wandeln.

Modell Schloss Iburg im Museum
Die Iburg entstand 1070 auf einer Anhöhe als Burg mit Holzkapelle, das Benediktinerkloster, das angegliedert ist, wurde 1080 gegründet. Vom 11. bis Ende des 17. Jahrhunderts residierten die Bischöfe von Osnabrück in der Doppelanlage des späteren Schloss und des Klosters. Im Schloss befindet sich der kunstgeschichtlich interessante Rittersaal (den ich bereits erwähnt habe) aus dem 17. Jahrhundert mit einer interessanten Deckenmalerei in perspektivischer Darstellung.
Schloss Iburg oberhalb der Landesgartenschau 2018
Zu Anfang des 17. Jahrhunderts wurden Burg und Kloster auf Veranlassung von Fürstbischof Philipp Sigismund von Braunschweig-Wolfenbüttel (1591 bis 1623) zu einer reich gegliederten Schlossanlage umgestaltet. Im Dreißigjährigen Krieg erlitten Schloss und Kloster schwere Schäden durch Plünderungen 1621, 1623 und 1633. Auch die Besatzungen, 1632 durch die Niederländer und insbesondere durch die Schweden 1634–50, sorgten für Zerstörungen. Die Schweden vertrieben die Mönche, die erst 1645 zurückkehrten. 1668 wurde im Schloss Sophie Charlotte von Hannover geboren, die 1701 als Ehefrau von Friedrich I. erste Königin in Preußen wurde.

Eindrücke im Rittersaal
Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg, der vor den Schweden geflohen war, kehrte 1650 zurück und ließ ganze Gebäudeflügel von Grund auf erneuern. Die Ausstattung des Rittersaales stammt aus den Jahren 1656/57. Verantwortlicher Architekt war Johannes Crafft, der aus Süddeutschland stammte. Die von dem katholischen Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg begonnenen Arbeiten wurden um 1674 von seinem Nachfolger Ernst August I., dem ersten lutherischen Bischof aus dem Haus Braunschweig-Lüneburg, vollendet. Er ließ die lutherische Schlosskirche (1664) einbauen.Ernst August I. war der Vater von Sophie Charlotte. Sehr schön ist das Welfengschlecht in dem Buch von Hans-Georg Aschoff bschrieben (Ernst August I. ab S. 142 und die Stammtafel S.312/313).

Dem Fürstbischof Ernst August I. reichten im Laufe der Jahre die Räumlichkeiten der Iburg nicht aus. Er wollte zudem die Unabhängigkeit der Stadt Osnabrück einschränken und beschloss deswegen, dort einen Neubau zu errichten. 1673 bezog die fürstbischöfliche Familie das Schloss Osnabrück. Damit endete die Ära der Bischöfe von Osnabrück in Schloss Iburg.

Wir hatten auch die Gelegenheit, die katholische St.-Clemens-Kirche zu besichtigen. Die dreischiffige Halle mit Querhaus und rechteckigem Chor, geht auf Bischof Benno II. zurück, der hier auch sein Grab fand. Die heutige Kirchenform stammt aus dem 13. Jahrhundert. Eine barocke Einrichtung erhielt die Kirche in der Bauzeit des westfälischen Barockbaumeisters Johann Conrad Schlaun. Sie wurde jedoch zum großen Teil 1890 zu Gunsten der Neugotik aufgegeben.

Altar der St. Clemenskirche
Nach der Aufhebung des Klosters 1803 (der Säkularisierung unter Napoleon) wurde die Kirche vier Jahre lang als Pulvermagazin genutzt, dann nahm die katholische Gemeinde sie in Gebrauch, doch wurde sie erst 1836 der Kirchengemeinde übertragen. Eine bauliche Besonderheit der Kirche ist das mittelalterliche Hagioskop, eine sogenannte Lepraspalte.  Der freundliche Pfarrer, der die Sonntagsmesse am 3. Juni gestaltet hatte, beantwortete bereitwillig unsere zahlreichen Fragen.

Im Bergfried, dem sogenannten Bennoturm, wurden 1534 Angehörige des Täuferreichs von Münster gefangen gehalten. Der Täufer Johann Bockelson, genannt Jan van Leiden, schickte im Oktober 1534 von Münster 27 Prädikanten als Apostel aus, darunter auch sechs nach Osnabrück. Der Rat der Stadt ließ alle sechs am 15. Oktober festnehmen. Es waren die beiden Niederländer Dionysius Vinne aus Diest und Peter Kueper aus Sneek, der Borkener Schulmeister Heinrich Graes, der Münsteraner Fleischhauer Johann Boentorp, Johann Scheffer aus Freckenhorst und Paul Schwering. Sie wurden nach Iburg gebracht, wo sie am 18. oder 19. Oktober 1534 eintrafen.
Bennoturm
Die Gefangenen wurden in den Bennoturm gebracht und in den folgenden Tagen verhört und gefoltert. Einer von ihnen überlebte die Qualen nicht. Die übrigen wurden wegen Aufruhrs zum Tode verurteilt und in Münster hingerichtet – bis auf den ehemaligen Schulmeister Heinrich Graes. Dieser war von den übrigen Gefangenen getrennt worden, nachdem er zu erkennen gegeben hatte, er könne wichtige Aussagen machen. So gelang es ihm, vor Bischof Franz von Waldeck geführt zu werden.

Verurteilung der Münsteraner Wiedertäufer
 Dieser glaubte seinen Beteuerungen, er könne einen Anschlag gegen die Stadt Münster vorbereiten oder die Pläne der Täufer ausspionieren. Der Bischof setzte ihn gegen eine Bürgschaft von 1100 Gulden frei. In Münster nahm man Graes freudig auf. Als Jan van Leiden ihn nach Wesel und Deventer schickte, trennte er sich von seinen Begleitern und kehrte zur Jahreswende 1534/35 nach Iburg zurück. Dort verriet er die Pläne der Täufer. Er wurde erneut ausgesandt, um die Absichten der Täufer in Wesel zu erkunden. Nach seiner Rückkehr belohnte ihn der Bischof und entließ ihn, weil er der „ganzen Deutschen Nation“ wichtige Dienste geleistet habe.


Käfige der toten Wiedertäufer in Münster

Nach der Säkularisation waren das Fürstbistum Osnabrück und Schloss Iburg mit dem Kloster endgültig an das Welfenhaus gegangen. 1866 wurde Hannover preußische Provinz, womit auch Schloss Iburg preußisch wurde. Schloss Iburg ist jetzt im Besitz des Landes Niedersachsen und wird von verschiedenen Behörden genutzt.

Der Aussichtsturm der Landesgartenschau
Vor dem Besuch der Landesgartenschau recherchierte ich im INTERNET und fand den sehr interessanten TAZ-Artikel vom 22.7.2015, den ich gerne teilweise zitieren möchte:

Die Planer der Landesgartenschau Bad Iburg haben der 11.500-Einwohner-Stadt vor den Toren Osnabrücks eine Schönheitskur verordnet. Sie wollen die Grünflächen und Parks schick machen, Wege erneuern, Bänke aufstellen – und einen Bach renaturieren. Die Landesregierung findet den Plan super und vergab die Landesgartenschau 2018 nach Bad Iburg.

Noch im März sah es so aus, als scheitere das Projekt trotzdem, denn der Stadtrat strich die ersten Mittel für die Landesgartenschau aus dem städtischen Haushaltsplan.Doch jetzt könnte alles wieder anders werden, denn es wird ein Bürgerbegehren für die Landesgartenschau geben.

 Die grüne Bürgermeisterin Annette Niermann will das Projekt. Ihr Ziel ist es, die Stadt zu einem modernen Tourismus- und Gesundheitsstandort zu entwickeln. Für Niermann und andere Befürworter ist die Landesgartenschau also vor allem Vehikel, um besser an die Fördergelder zu kommen.
Ihr wichtigster Gegenspieler in der Stadt ist der CDU-Fraktionschef Ludwig Fischer. Er hat gemeinsam mit den Stimmen einiger Grünen im Rat den Geldhahn für das Projekt abgedreht. Er argumentiert mit der Haushaltslage. Die Stadt habe zu wenig Geld und zu viele Schulden für eine Landesgartenschau. „Schulen, Kitas, Krippe und die Infrastruktur haben absoluten Vorrang“, sagt Fischer. Wenn dann noch Geld übrig sei, solle die Stadt lieber Schulden abbauen.

Eine durchgeführte Bürgerbefragung führte später zu dem Wunsch, die Landesgartenschau 2018 doch in Bad Iburg zu veranstalten.Es entstanden somit Zwänge, die wir bei dem Besuch der Veranstaltung sehr leicht erkennen konnten:

Nur in Verbindung mit dem Besuch des imposanten Schlosses Iburg fanden wir die Landesgartenschau 2018 interessant. Wir empfanden die Gestaltung um den Charlottensee sehr begrenzt und das Schmetterlingshaus wenig ideenreich, Die Beete waren nicht allzu liebevoll arrangiert. Eindrucksvoll waren aber die verschiedenen Trachtengruppen aus Niedersachsen, die sich zum Treffen im Gelände versammelt hatten.

Gerade zum Thema "Schmettlingshaus" hatten wir beim Besuch der Insel Mainau unseres Aufenthaltes 2015 im Kloster Hegne unvergleichliche Erfahrungen gemacht. Beim "Blumenschauen" in der Halle fiel uns auf, dass es sich wohl um eine Sponsorenveranstaltung halten müsste.
Meine Frau, Jutta Hartmann-Metzger, und ich schreiben Reisebücher. Zur Zeit arbeiten wir am Buch "Sehenswürdigkeiten im schönen NIEDERSACHSEN". Nach reiflicher Überlegung werden wir auch diesen Beitrag übernehmen, denn am 14. Oktober 2018 geht diese Landesgartenschau zu Ende - aber das sehr empfehlenswerte Schloss Iburg wird als touristische Attraktion bleiben.

Literatur:
Sehenswürdigkeiten in NIEDERSACHSEN









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