Dienstag, 2. November 2010

FRANKREICH und das mittelalterliche COLMAR im Elsaß!

Das Unterlinden-Museum
Vom Freitag, den 8. Oktober, bis zum Montag, den 11. Oktober 2010, verbrachten wir ein sehr schönes Wochenende in der französischen Stadt Colmar. Und wieder hatte meine Frau, Jutta Hartmann-Metzger, dieses Reiseziel auf "intuitivem" Wege festgelegt - ohne zu wissen, dass ich bereits vor mehr als 50 Jahren in Colmar gewesen bin. Damals besuchte ich die Mittelschule in Schwetzingen und wir verbrachten 1960 eine Schulfreizeit im Landschulheim in Todtnauberg (Schwarzwald).

Von dort unternahmen wir Ausflüge in die Schweiz nach Grindelwald (in der Nähe der Eiger-Nordwand) und nach Bern. Wir übernachteten in der Jugendherberge von Grindelwald. Da Colmar auf der anderen Rheinseite lag, besuchten wir dort im Rahmen eines Tagesausfluges die Ausstellung mit dem "Isenheimer Altar" von Matthias Grünewald. In meiner Erinnerung blieb nur das Bild dieses Altares präsent und ich dachte, wir hätten es in einer Colmarer Kirche besichtigt. Dies stellte sich aber nun als Fehler heraus.

Es ist schon ein Phänomen, dass Jutta immerwieder Reiseziele auswählt, wo ich schon einmal gewesen bin. Ich kann versichern, dass wir vorher nicht darüber gesprochen hatten. Im Oktober 2008 verbrachten wir eine sehr schöne Woche am TITISEE im Schwarzwald und ich habe darüber ausführlich berichtet (siehe meinen Reisebericht "Radtour zum Bodensee" )

Dieses Jahr im Juli waren wir eine Woche in Swinemünde (im heutigen Polen). Wir wollten dort einen Kururlaub verbringen. Dies war aber eine einzige Enttäuschung. Obwohl Jutta auch dieses Reiseziel unabhängig von mir festgelegt hatte, ergaben sich doch in Swinemünde vorzügliche Möglichkeiten, über die Vergangenheit meiner Eltern zu forschen. Denn ich bin Ende Januar 1945 als acht Wochen altes Baby mit meiner Mutter unter äußerst dramatischen Bedingungen über die eiskalte Ostsee mit dem Schiff "Tanga" vor der anrückenden russischen Armee von Danzig nach Swinemünde geflüchtet. Mein Vater war in Swinemünde als Exerziermeister bei der U-Boot-Waffe stationiert und wartete nach dem Untergang der "Wilhelm Gustloff" verzweifelt auf Nachrichten von uns. Nach meiner Rückkehr aus Polen erhielt ich von meinem jüngeren Bruder Bernd sehr interessante autobiographische Notizen meines verstorbenen Vaters über diese Zeit. In einem spannenden Reisebericht "Swinemünde" schrieb ich darüber.

Als ich vor mehr als 50 Jahren erstmals bei Freiburg mit dem Bus über den Rhein nach Frankreich ins Elsaß fuhr, ahnte ich noch nicht, dass für mich einmal die wunderschönen Ferien mit meiner Familie an der Cote d'Azur in Südfrankreich (1974, 1975 und 1976) eine bleibende Erinnerung bilden würden. Aber auch für meine berufliche Karriere wurde Frankreich von großer Bedeutung. Mit meinen französischen Sprachkenntnissen und meiner Freude an der französischen Lebensart (die meine 2. Frau Jutta mit mir teilt) nehme ich mir das Recht heraus, mich als "frankophil" zu bezeichnen. Dadurch fiel es mir leicht, intensivere Kontakte über einen längeren Zeitraum mit französischen Geschäftsfreunden zu pflegen.

La Rochelle

In der Zeit vom 10. Mai bis zum 15. Mai 1973 unternahm ich im eigenen Wagen mit meiner ersten Frau Ulla und meinem zweijährigen Sohn Jochen die erste Geschäftsreise nach Frankreich, um den Kooperationspartner GUERIN in der Nähe von La Rochelle an der Atlantikküste zu besuchen. Dafür legten wir die Gesamtstrecke von ca. 1.000 km (Karlsruhe, Straßburg, Nancy, Troyes, Orleans, Tours, Poitiers, La Rochelle) an einem Tag zurück. In meinem Reisebericht "Die USA und die Niagarafälle im Winter!" habe ich einiges über die Zusammenhänge geschrieben. Ein wichtiger Ausschnitt daraus ist nachfolgend "kursiv" dargestellt.
La Rochelle

Dagegen waren die Reisen zu GUERIN nach Frankreich immer ein Vergnügen. Zum ersten Kontakt (Anfang Mai 1973) bin ich mit meinem Wagen quer durch Frankreich gefahren und habe meine Frau mitgenommen. Wir übernachteten im vornehmen Hotel LES BRISES in La Rochelle. Der Junior-Chef, Denis Guerin (mein Ansprechpartner für die ABCOR-Projekte), lud uns - gemeinsam mit seiner Frau - zu einem opulenten Abendessen (Motto: "Fruits de mer") ein. Die prächtigen Hummern, Austern und anderen Meeresfrüchte sehe mir immer noch vor meinem geistigen Auge. Es entwickelte sich eine Freundschaft, die über die beruflichen Aspekte hinausging. Allerdings haben wir den Kontakt verloren, als ich nicht mehr mit ABCOR-Projekten beschäftigt war. Bei meinen folgenden Geschäftsreisen flog ich zuerst mit dem Flugzeug nach Paris, um dann am Flughafen Orly in ein kleine Maschine umzusteigen, die mich auf sehr wackligem Kurs nach La Rochelle brachte (wie 1976 am Maracaibosee in Venezuela - siehe Reisebericht "Venezuela" ).

Straßburger Münste
Da ich Denis Guerin damals signalisierte, dass ich mit meiner Familie an der Atlantikküste bei La Rochelle gerne einen Sommerurlaub verbringen wollte, stellte er den Kontakt zu einem seiner Mitarbeiter her, der eine Ferienwohnung auf der schönen Insel Ile de Re vor der Küste besaß. Unsere Essener Freunde Renate und Werner (mit ihrer zweijährigen Tochter Diane) kamen nach Karlsruhe und übernachteten bei uns (wir hatten bis Anfang März 1973 ebenfalls in der Nähe von Essen gewohnt). Am frühen Morgen des 14. Juli 1973 fuhren wir in zwei Wagen die bereits bekannte Route durch Frankreich nach La Rochelle. Von dort ging es mir der Fähre auf die Insel Ile de Re. Das Wetter war "durchwachsen" und entsprach nicht den "Traumurlauben", die wir später an der Cote d'Azur in Südfrankreich erlebt haben. Sehr gut hat uns allerdings die ausgezeichnete französische Küche gefallen. Am 30. Juli 1973 begaben wir uns auf getrenntem Wege wieder auf die Heimreise, denn unsere Freunde fuhren über Paris direkt zurück nach Essen und wir nahmen den Weg über Straßburg nach Karlsruhe. Da die Fahrt quer durch Frankreich ausgezeichnet klappte, besuchten wir noch das Stadtzentrum von Straßburg mit dem eindrucksvollen Münster.
Auf der Insel Ile de Re

Nach mehreren Flugreisen zu der Firma GUERIN war ich in der Zeit vom 12. November bis zum 17. November 1974 wieder mit meinem Wagen beruflich unterwegs, um in Paris an einer Fachausstellung für Molkereitechnik für meine damalige Firma WIEGAND Karlsruhe GmbH teilzunehmen. Meine erste Frau Ulla begleitete mich wieder. Bei der Ankunft in unserem reservierten Hotel PLM St. Jacques wurden wir durch einen dreisten Diebstahl richtiggehend schockiert. In meinem Reisebericht "Kolumbien" habe ich dies detailliert beschrieben (nachfolgend "kursiv" dargestellt).

Mit einem schlimmen Diebstahl in einem Pariser Hotel hatte ich bereits meine Erfahrungen gemacht! Während meiner 1. Südamerika-Reise 1972 nach Argentinien wurde ich auf den Ausflügen, die ich ins Landesinnere unternahm, nie bestohlen. Dafür erwischte es mich am Dienstag, den 12. November 1974, in Paris. Damals war dort eine Fachausstellung für Molkereitechnik, an der ich als Mitarbeiter meiner Firma WIEGAND GmbH Karlsruhe (Ettlingen) mit mehreren Kollegen auf dem Ausstellungsstand anwesend war (vom 12. bis 17. November 1974). Die Anreise von Karlsruhe nach Paris erfolgte mit meinem PKW AUDI 60. Auf der Reise begleitete mich meine damalige Frau ULLA und eine Kollegin, die sehr gut französisch sprach und ebenfalls Standdienst hatte. Nach mehr als 5 Stunden Fahrt kamen wir im reservierten Hotel PLM St. Jacques am Boulevard St. Jacques in Paris an (wir erreichten das Hotel über die Stadtautobahn - Ausfahrt "Porte de Orleans"). Die Rezeption befand sich im 1. OG und war über eine Rolltreppe zu erreichen. Ich bat meine Frau, auf das gesamte Gepäck (auch auf meine braune Aktentasche mit Zahlenschloß!) aufzupassen und begab mich zur Rezeption in ca. 5 m Entfernung. Plötzlich rief Ulla: "Klaus, Klaus...". Und dann sah ich, wie ein Dieb mit meiner Aktentasche zur Rolltreppe rannte. Ich hinterher! Draußen wartete ein weißer Peugeot mit einem Fahrer und mit laufendem Motor, in dem der Dieb verschwand. Ich hatte keine Chancen mehr. Und in der Eile konnte ich mir das Kennzeichen nicht merken.

In der gesamten Aufregung stahl man meiner Frau auch noch den Kosmetik-Koffer. Ulla wollte sofort wieder abreisen, da sie schockiert war. Ich beruhigte sie. Am kommenden Morgen gingen wir gemeinsam mit meiner französischsprechenden Kollegin zur Polizei, um eine Anzeige für unsere Versicherung zu erstatten. Dort teilte man uns mit, dass im Hotel PLM St. Jacques Diebstähle an der Tagesordnung wären. Zwei Tage später erhielt ich meinen aufgebrochenen Aktenkoffer zurück. Man hatte mir Briefe für unser Pariser Büro mitgegeben. Und die Tasche wurde mit diesen Briefen gefunden und bei der Polizei abgegeben. In unserem Büro war man über den Diebstahl informiert. Den gesamten Schaden ersetzte nach einigem Hin und Her unsere Hausratversicherung in Deutschland. Im Aktenkoffer hatte ich allerdings noch 1.000 DM als Reserve, die verschwunden waren. Diese wurden nicht ersetzt. Aber der damalige Personalchef meiner Firma zeigte sich kulant und warnte mich nur, beim nächstenmal etwas besser aufzupassen. Ich hatte also auch meine Lektion für meine folgenden Südamerika-Reisen gelernt.

Von den wunderschönen Sommerferien an der Cote D'Azur in den Jahren 1974, 1975 und 1976 habe ich bereits gesprochen. Die Empfehlung (er kannte die Gegend von Campingferien her) kam von Roland, dem späteren Ehemann meiner Schwester Karin. Mit beiden fuhren wir in zwei Fahrzeugen, am Montag, den 2. September 1974, in Richtung Süden und blieben dort bis zum 20. September 1974. Wieder begann die Reise am frühen Morgen gegen 4 Uhr in Karlsruhe. Dann ging es über Basel in die Schweiz - an Lausanne und Genf vorbei. Über Lyon im Rhonetal fuhren wir auf der Autobahn in Richtung Marseille, Toulon und dann an der Küste entlang bis zu unserem Zielort Le Lavandou (Gesamtstrecke ca. 1.100 km). Über den ADAC hatten wir ein schönes Appartement in Hanglage oberhalb des Hafens reservieren lassen. Wir waren von dem mediterranen Flair und dem milden Klima fasziniert. Ausflüge mit dem Schiff zu den beiden Inseln Ile de Levant (FKK!) und Ile de Port-Gros (beide Inseln wurden hintereinander angelaufen) hinterließen herrliche Eindrücke. Gegen Ende des Urlaubes standen noch der Besuch von Nizza und der Zwergstaat Monaco auf dem Programm.
Der Hafen von Ile de Port-Gros

Ile de Port-Gros
Monaco

Den 2. Mittelmeer-Urlaub im Sommer 1975 verbrachten wir alleine (mit Ulla und Jochen) an der Cote d'Azur (wir kannten uns ja bereits aus). Diesmal war ich mich aber ganz besonders vorbereitet, denn ich hatte im Frühjahr 1975 einen Tauchkurs besucht. Nun wollte ich erstmals im Mittelmeer tauchen. Meine überraschenden Erlebnisse habe ich in meinem Reisebericht "Bonaire" beschrieben.


1. Tauchgang im Mittelmeer


Kathedrale Notre Dame in Paris

Kathedrale Notre Dame in Paris
Bei meinen zahlreichen Reisen nach Frankreich war ich bisher immer nur aus beruflichen Gründen in Paris bzw. bin von dort weitergereist. Ende Mai 1976 wollte ich mit meiner Frau unseren 7. Hochzeitstag feiern. Und dafür erschien uns Paris als die "Stadt der Liebe" am besten geeignet. An anderer Stelle habe ich darüber bereits geschrieben (siehe Reisebericht "Kolumbien" und ich veröffentliche deshalb hier noch einmal den entsprechenden Abschnitt (kursiv).

Zwei Jahre später (vom 28. Mai bis 30. Mai 1976) feierten Jutta und ich unseren 7. Hochzeitstag in Paris und es gab diesmal keine Schwierigkeiten. Ich war von Irland angereist, wo ich mehrere Kunden besucht hatte. Meine Frau kam mit der Bahn zum Gare du Nord in Paris. Wir hatten ein kleines gemütliches Hotel und erwanderten die Sehenswürdigkeiten von Paris zu Fuß. Die Schwierigkeiten kamen 12 Jahre später als mein Lizenznehmer F. Stamp KG in Hamburg-Bergdorf (Geschäftsführer Wolfgang Stamp) mich "kaltlächelnd" ruinierte, indem er vertraglich vereinbarte Mindestlizenzgebühren über 210.000,- DM nicht zahlte und ungerechtfertigte Rückforderungen über 100.000,- DM in Rechnung stellte. Die wirtschaftlichen Probleme führten 1989 zu unserer Scheidung und Ulla zog wieder in ihre alte Heimat nach Karlsruhe. Meine Existenz als selbständiger Beratender Ingenieur und Freier Erfinder war vernichtet. Da der Lizenzvertrag immer noch besteht und mein Geschäftspartner meine Erfindung unter dem Titel "Kavitationsregelung 2000" weltweit vermarktet, werde ich ihn demnächst verklagen (Streitwert 1.000.000,- Euro). Seit 12 Jahren bin ich glücklich mit der 12 Jahre jüngeren Jutta Hartmann-Metzger verheiratet. Sie hat mir entscheidend wieder auf die richtige Spur verholfen.

Eiffelturm

Nach diesem romantischen Wochenende endeten "vorübergehend" auch meine Reisen nach Frankreich, denn ich musste mich beruflich als Projektingenieur der Firma WIEGAND Karlsruhe GmbH um die mittel- und südamerikanischen Märkte kümmern. Und dann ergab sich überraschenderweise eine Entwicklung, die ich bereits in meinem Reisebericht "Honduras" beschrieben habe. Den entsprechenden Abschnitt veröffentliche ich an dieser Stelle (nachfolgend "kursiv").

Auf diesem Flug widmete sich der fleißige Vagn ausgiebig seinen Berichten für seine Firma NIRO ATOMIZER A/S in Kopenhagen, während ich mit dem Beobachten und Fotographieren der Landschaft unter uns beschäftigt war. Aber ich konnte mich mit ihm auch ausgiebig über eine sehr interessante Entwicklung unterhalten: Über die "Buschtrommel" hatte ich erfahren, daß für eine neue Stelle eines deutschen Koordinationsingenieurs in seinem dänischen Ingenieurbüro ein Spezialist für  Eindampfanlagen meiner befreundeten Firma WIEGAND GmbH Karlsruhe (von dieser bezahlt) gesucht wurde. Nach Angeboten über mehrjährige Tätigkeiten in Australien und Neuseeland, für die ich mich aus privaten Gründen nicht bewarb, fand ich diese Tätigkeit (auch unter Berücksichtigung der Möglichkeiten für meine Familie) sehr attraktiv.

Ich wollte mich deshalb bei meiner Rückkehr nach Deutschland in meiner Firma WIEGAND GmbH Karlsruhe bei meinem damaligen Abteilungsleiter Brand für diesen Posten bewerben. Deshalb befragte ich Vagn auf unserem Flug nach Chile sehr ausführlich über die Lebensbedingungen in Dänemark. Als ich mich nach meiner 3. Südamerika-Reise am Montag, den 20. September 1976, wieder bei Herrn Brand zurückmeldete, fiel er "mit der Tür sofort ins Haus": "Die Dänen wollen Sie haben!" Und genau darüber wollte ich ja mit ihm sprechen. Es waren also meine dänischen Ingenieur-Kollegen (insbesondere Hans Justesen), mit denen ich bereits seit Jahren in der weltweiten Molkereiwirtschaft unterwegs war, die sich für meine "Berufung" eingesetzt haben.

Nach etwas komplizierten Verhandlungen mit meiner deutschen Firma, die insbesondere die Bezahlung anbelangte (meine Frau musste ihre Tätigkeit in Karlsruhe aufgeben) , begann ich am 5. Januar 1977 mit meiner neuen Tätigkeit als Koordinationsingenieur (Fachgebiet: Eindampfanlagen) bei NIRO ATOMIZER A/S in Kopenhagen. Der Umzug von Karlsruhe nach Farum bei Kopenhagen fand in der Zeit vom 1. bis 3. Februar 1977 statt. In einem der ersten Gespräche mit meinen dänischen Kollegen, in der wir die gemeinsame Sprache (Deutsch oder Englisch) festlegten, teilte ich mit, dass ich umgehend Dänisch lernen wolle. Die Dänen waren sehr überrascht und es klappte dann mit der dänischen Sprache überraschend schnell und gut. Es begann eine sehr eindrucksvolle und spannende Zeit (auch für meine erste Frau ULLA und meinen damals 6-jährigen Sohn Jochen), die ich zu einem der schönsten Abschnitte in meinem abwechslungsreichen Leben zählen kann.

Es dauerte nicht sehr lange, da "holte mich Frankreich wieder ein". Als ich mit meiner Familie Ende Juni 1977 mit unserem AUDI 100 eine Abenteuerreise von Kopenhagen zum Nordkap in Norwegen unternahm, ahnte ich noch nichts von den anstehenden Veränderungen in beruflicher und privater Hinsicht (siehe meinen Reisebericht "Skandinavien" ). Im letzten Abschnitt habe ich aber darüber berichtet (kursiv).

Diese Nordkap-Reise unternahm ich unter der Prämisse meines dreijährigen Aufenthaltes als Koordinations-Ingenieurs bei unserer befreundeten dänischen Firma NIRO ATOMIZER A/S in Kopenhagen. Ich war immer noch Mitarbeiter meiner deutschen Firma WIEGAND Karlsruhe GmbH, die auch meinen Aufenthalt in Dänemark finanzierte. Aber diese Bedingungen änderten sich nach meiner Nordkap-Tour sehr schnell, als NIRO ATOMIZER A/S die französische Konkurrenzfirma LAGUILHARRE in Paris kaufte. Nun mußte ich mich mit meiner Familie entscheiden, ob ich als Gruppenleiter (verantwortlich für den Eindampfanlagenbau) zu NIRO ATOMIZER A/S wechseln oder nach etwas mehr als einem halben Jahr wieder nach Deutschland zurückkehren wollte. Wir entschieden uns für Dänemark und meine neue Firma unterstützte mich beim Kauf eines Reihenhauses, das wir im Oktober 1977 in Alleröd (nördlich von Kopenhagen) bezogen. Fünf Jahre später erlebte ich nach einem anderen, sehr interessanten Tauch- und Bade-Urlaub im Jahre 1982 (siehe Reisebericht "Aruba" ähnlich einschneidende, berufliche Veränderungen, denn nach 6 Jahren als Mitarbeiter des dänischen Konzerns NIRO ATOMIZER entschied ich mich für eine neue Herausforderung als unabhängiger Beratender Ingenieur (Wohnsitz und Büro in Hildesheim).

In der Zeit vom 21. bis zum 26. November 1977 flog ich erstmals von Kopenhagen nach Paris, um als verantwortlicher Gruppenleiter unseren neuen Partner für Eindampfanlagen, die Firma LAGUILHARRE und die wichtigsten Mitarbeiter kennenzulernen. Man buchte für mich das angenehme Hotel VERNET, das zentral an der Rue Vernet in der Nähe der Champs Elysees lag. Die Firma LAGUILHARRE befand sich in Nanterre - nicht allzuweit vom Pariser Zentrum entfernt. Aufgrund meiner vorherigen Tätigkeit bei der Konkurrenzfirma WIEGAND Karlsruhe GmbH war LAGUILHARRE keine unbekannte Firma für mich. Zu diesem Thema habe ich weitere Infomationen in meinem Reisebericht "Kolumbien" erwähnt (nachfolgend "kursiv").
Champs Elysees bei Nacht
Es gab noch ein interessantes Ereignis während dieser Ausstellung in Paris (Parc des Expositions am Porte de Versailles), dessen Bedeutung mir in seiner Tragweite erst vier Jahre später bei meiner neuen Firma NIRO ATOMIZER in Kopenhagen deutlich wurde. Damals kam ich als Koordinations-Ingenieur für meine deutsche Firma nach Dänemark. Nach einem halben Jahr kaufte die dänische Firma NIRO ATOMIZER A/S die französische Verdampferfirma LAGUILHARRE. Damit waren meine Firma WIEGAND GmbH und NIRO ATOMIZER A/S plötzlich Konkurrenten. Ich entschied mich zu NIRO ATOMIZER zu wechseln, wo ich als Gruppenleiter für den Eindampfanlagenbau verantwortlich war. Da ich eine "Konkurrenzklausel" für 2 Jahre hatte, zahlte meine neue Firma 50.000,- DM (!) Ablösung für mich.

Nun reiste ich öfters von Kopenhagen nach Paris, um bei der Firma LAGUILHARRE das Eindampfanlagen-Know-How sicherzustellen und zu verwerten. Das war nicht einfach und gelang mir nur mit einem amerikanischen Kollegen, den ich als Spion in der Firma etabliert hatte. Und dann halfen mir auch meine guten Französischkenntnisse, denn wenn es schwierig wurde, schalteten meine französischen Kollegen von Englisch auf Französisch um. Bei einem meiner ersten Besuche in Paris erfuhr ich von Herrn Laguilharre persönlich, was sich tatsächlich auf der Messe im November 1974 zugetragen hatte. Es ging um die Verletzung eines LAGUILHARRE-Patentes durch meine deutsche Firma. Deshalb kam LAGUILHARRE mit einem Anwalt auf unseren Ausstellungsstand (das hatte ich am Rande mitbekommen). Da die Patentverletzung eindeutig war, zahlte meine Firma WIEGAND GmbH Karlsruhe später 100.000,- DM an LAGUILHARRE für die Mitbenutzung.

Auf Grund meiner Kontakte mit der französischen Firma GUERIN in den Jahren 1973 bis 1974 hatte ich bereits gute Kenntnisse der französichen Sprache. Allerdings sprach ich mit meinem Geschäftspartner, Denis Guerin (dem Sohn des Inhabers), immer englisch. Bei NIRO ATOMIZER A/S in Kopenhagen bekam ich - neben dem laufenden Dänisch-Unterricht - einen sehr intensiven Französisch-Kurs zur Vorbereitung meiner Geschäftskontakte mit den Mitarbeitern der Firma LAGUILHARRE. Der lustige, belgische Sprachlehrer kam von der BERLITZ School in Kopenhagen und erteilte mir den Sprachunterricht in meiner Firma. Er vermittelte mir auch das Interesse für den belgischen Chansonier JACQUES BREL (einem guten Freund der attraktiven französischen Sängerin JULIETTE GRECO). Ich hörte die Lieder von Jacques Brel gerne, um meine Französischkenntnisse zu verbessern. Mit der Zeit ließ aber meine Begeisterung für ihn nach. Geblieben sind aus der Zeit meiner zahlreichen Reisen nach Irland eigentlich nur noch die DUBLINERS.

Ab 1978 begannen die gemeinsamen Projekte für Eindampfanlagen in Deutschland (z.B. bei OMIRA in Ravensburg) und in Irland, die zahlreiche Reisen erforderten. Dazwischen lagen immer Koordinationsgespräche bei der Firma LAGUILLHARRE in Nanterre. Falls es notwendig war, übernachtete ich im bereits genannten  Hotel VERNET. Als Beispiel für den sehr flexiblen Ablauf meiner Reisen möchte ich die Erlebnisse in der Zeit vom 17. bis zum 24. Juni 1978 schildern. In Kopenhagen hatte sich damals eine größere Gruppe amerikanischer Kunden angesagt. Für diese hielt ich in englischer Sprache einen Vortrag über mein Fachgebiet "Eindampfanlagen".

Diese Gruppe reiste weiter nach Paris, wo ich wieder als Spezialist für Eindampfanlagen zur Verfügung stehen sollte. Ich flog diesmal nicht mit dem Flugzeug, sondern fuhr mit meinem AUDI 100 von Kopenhagen nach Paris. Unterwegs wollte ich am Wochenende (17./18.) meine Schwester in Trier besuchen. Diese hatte in der Zwischenzeit geheiratet und Roland fand nach dem Studium in Karlsruhe seine erste Anstellung als Diplomingenieur in Trier. Der Besuch war sehr angenehm und am Montag reiste ich weiter nach Paris. Für die Amerikaner hatten die französischen Kollegen meiner Firma NIRO ATOMIZER ein interessantes Programm zusammenstellt.

Dies war alles sehr spannend und abwechslungsreich. Als die Amerikaner am Freitag abgereist waren, verbrachte den Abend mit zwei dänischen Kollegen, die in der amerikanischen Niederlassung arbeiteten. Wir speisten in einem kleinen Restaurant und wurden auf drei hübsche Mädchen aufmerksam. Später erfuhr ich, dass sich darunter auch eine junge Irin befand, die für IBM in Paris arbeitete. Wir verbrachten gemeinsam einen netten Abend in der Disco des Sheraton Hotels im Pariser Stadtzentrum und es wurde relativ spät.

Am Samstagmorgen musste ich unbedingt wieder nach Deutschland fahren, denn ich hatte abends einen Platz im Autoreisezug von Karlsruhe-Durlach nach Hamburg reserviert. Die Rückfahrt von Paris nach Mannheim war eine Tortur. An jedem 2. Rastplatz musste ich anhalten, um mich etwas auszuruhen. Zu meinem Glück war fast kein Verkehr auf der Autobahn und ich kam wohlbehalten bei meinen Eltern in Brühl bei Mannheim an, wo ich mich erst einmal schlafen legte.

Hier möchte ich etwas einfügen, das mich aus heutiger Sicht sehr dankbar werden lässt: Ich habe meinen Führerschein Klasse 3 am 21. Mai 1964 bekommen. Im Herbst 1964 kauften meine Eltern mir als erstes Auto einen blauen VW mit nichtsynchronisierter Schaltung (damals begann ich mit meinem Studium in Mannheim). Seit dieser Zeit (mit einer Unterbrechung während meiner "Krise" von 1989 bis 1992) habe ich mit wechselnden Fahrzeugtypen eine Gesamtstrecke von über 1.000.000 km zurückgelegt. Mit Ausnahme von zwei Auffahrunfällen (am 24. Juli 1980 beim Verlassen der Autofähre in Gedser/Dänemark und am 20. September 1993 in Hyeres/Südfrankreich), an denen ich keine Schuld hatte, ist mir nie etwas passiert. Ich sprach damals immer von meinem "Schutzengel". Ein besonderes Elebnis in dieser Hinsicht hatten meine zweite Frau Jutta und ich während unserer Irland-Reise "Irland" im Jahre 2000 (siehe den folgenden Abschnitt "kursiv").

Auf der Fähre von Rosslare nach Fishguard (Wales), am Samstag, den 9. Oktober 2000, unterhielt ich mich mit Jutta über ein "mysteriöses" Erlebnis: Beide hatten wir auf der Rückfahrt in Irland den Eindruck, dass bei uns ein  Kind (ein Schutzengel!) begleiten würde. Und Irland ist ja das Land der Feen und Elfen! Sehr konkret und weniger mystisch waren meine Zahnschmerzen und meine geschwollene Backe (ich behandelte sie mit Schmerztabletten). Die Fahrt quer durch England meisterte ich mit Bravour - Dank der hilfreichen Unterstützung meiner Co-Pilotin Jutta. Insbesondere der Weg auf den mehrspurigen Autobahnen im dichten Verkehr - um London herum - ist mir immer noch lebhaft in Erinnerung. Nachdem wir mit der Fähre von Dover nach Calais wieder das Festland erreicht hatten, hielt uns nichts mehr: am Sonntagmorgen, den 10. September 2000, um 8 Uhr standen wir wohlbehalten und gesund wieder vor unserer heimatlichen Wohnung in Hildesheim.

Das Reisen mit dem Autoreisezug war sehr angenehm. Ich habe diese Möglichkeit während meiner Zeit in Dänemark öfters in beiden Richtungen genutzt. Am Samstagabend, den 24. Juni 1978, fuhr der Autoreisezug gegen 23 Uhr in Karlsruhe-Durlach ab und war am Sonntagmorgen gegen 7 Uhr in Hamburg. Ich hatte also "im Schlaf" eine Strecke von 650 Kilometer zurückgelegt. Die restlichen 350 km nach Hause (Alleroed liegt nördlich von Kopenhagen) fielen mir dann relativ leicht - zumal ich auf der Fähre von Puttgarten nach Roedby wieder eine einstündige Ruhepause hatte.

In der folgenden Woche war ich wieder in Paris - diesmal reiste ich natürlich mit dem Flugzeug. Ich wollte die Molkerei-Fachausstellung, die im vierjährigen Rhythmus in Paris bzw. in Frankfurt stattfand, besuchen. Abends besuchte ich zum Zeitvertreib ein Kino, das an den Champs Elysees lag. An den Titel des Films kann ich mich nicht mehr erinnern. Als ich nach der Vorstellung auf dem Weg zu meinem Hotel VERNET war, wurde ich von einer jungen, hübschen Französin angesprochen. Ich fand das ganz amüsant und schlug ihr vor, zum Tanzen in die mir bereits bekannte DISCO im Sheraton Hotel zu gehen. Sie schlug ein anderes Lokal vor. Als ich dort die dunkle Treppe hinunterging, warnte mich meine innere Stimme (mein Schutzengel?). Ich machte kehrt und eilte alleine in mein Hotel!
Arc de Triomphe
Da wir mit einer eigenen Fertigung von Eindampfanlagen in Dänemark begannen, wurden Ende 1978 die Reisen zu unserem französischen Partner LAGUILHARRE immer seltener und endeten 1979 vollständig. Ich war damals intensiv mit dem Aufbau meiner Eindampfanlagen-Abteilung in Kopenhagen beschäftigt. Aber dann kam wieder ein Karrieresprung mit einschneidenden Veränderungen für meine Familie, denn ich wurde als Technical Manager (verantwortlich für den gesamten Eindampfanlagenbau im NIRO ATOMIZER - Konzern) nach Holland versetzt. Mit meiner Arbeit begann ich im Juni 1980 und meine Familie kam Anfang September 1980 nach. Wir zogen in ein schönes Reihenhaus in Gouda und ich pendelte mit meinem Dienstwagen (AUDI 100) zwischen Utrecht (Ingenieurbüro) und Apeldoorn (Fertigungsbetrieb). Leider gab es in Holland nach einiger Zeit Probleme mit der Organisation, die zu meiner Entscheidung führten, NIRO ATOMIZER zu verlassen. Vorher verlebten wir einen sehr schönen Tauchurlaub auf BONAIRE und genossen den herrlichen Strand von ARUBA (siehe die entsprechenden Ausführungen "kursiv" in meinem Reisebericht "Aruba".

Mit dem Rückflug nach Holland begann für mich auch ein neuer, beruflicher Abschnitt. Da ich mich mit meinen organisatorischen Vorstellungen bei Niro Atomizer in Holland nicht durchsetzen konnte, stellte ich meine Position als Technical Manager zur Verfügung. In Kopenhagen signalisierten mir Freunde (wie Hans Justesen), dass man bei Niro Atomizer A/S in Kopenhagen im Prinzip bereit sei, mir eine Abfindung zu zahlen. Nach einigen "Pokerrunden" mit dem Personalchef meiner Firma konnte ich 35.000,- DM Abfindung und den Erlass meiner Hausfinanzierung (78.000,- Gulden) bei Niro Atomizer A/S durchsetzten. Meinen Gehalt wurde bis Juni 1982 bezahlt und meinen Dienstwagen brauchte ich erst im Juli zurückzugeben. Am 14. Juli 1982 übernahm ich meinen ersten Leasing-Wagen (AUDI 100) von der Firma Schäuble in Oldenburg. Dies waren Ideal-Bedingungen für den Beginn meiner Selbständigkeit als Beratender Ingenieur in der norddeutschen Molkereiwirtschaft (ab Mai 1982) . Im Prinzip hatte ich nur meinen Platz auf die andere Seite des "Verhandlungstisches" (als Berater des Kunden) gewechselt! In März 1984 zogen wir von Gouda in unser neues Haus in Hildesheim um.

Nach meinem Ausscheiden bei NIRO ATOMIZER begann ich sofort mit meiner Tätigkeit als Beratender Ingenieur. So war es für mich naheliegend, wieder nach Frankreich zu reisen, um an meinen alten Kontakten anzuknüpfen. Eine sehr sinnvolle Gelegenheit war die Molkerei-Fachausstellung, die im Juni 1982 wieder in Paris stattfand. Ich fuhr am Mittwoch, den 16. Juni 1982, von Gouda (Holland) nach Frankreich. Nach 5 Stunden unterbrach ich meine Reise und übernachtete in Senlis (40 km nördlich von Paris) in dem preiswerten Hotel Saint-Cloi. Der Ort Senlis gefiel mit dem alten Stadtkern und der gotischen Kathedrale sehr gut, so dass ich dort auch später öfters übernachtete. Ich traf auf der Ausstellung, am 17. Juni 1982, sehr viele meiner ehemaligen Kollegen von WIEGAND und NIRO ATOMIZER wieder. Besonders freute ich mich über den Kontakt mit Denis Guerin, den ich schon längere Zeit nicht mehr gesehen hatte. Am späten Nachmittag fuhr ich mit einem guten Gefühl wieder nach Hause.

In der Zeit vom 22. bis 24. September 1982 unternahm ich meine 2. Geschäftsreise als unabhängiger Beratender Ingenieur nach Frankreich. Diesmal begleitete mich meine erste Frau Ulla. Wir fuhren zuerst nach Paris, wo ich mehrere Termine hatte. Dann ging es weiter nach Chartres, wo wir im Hotel Grande Monarque übernachteten. Am Donnerstagmorgen, den 23. September 1982, setzten wir die Reise nach Loudeac in der Bretagne fort. Dort traf ich mich mit meinem französischen Beraterkollegen, Monsieur van Opstal. Wir hatten eine Nacht im Hotel de Voyageurs gebucht. Nach meinen alten Notizen in meinem Kalender war dort das Essen gut - aber die Betten schlecht. Am Nachmittag machten wir noch einen Ausflug nach Dinard an der Atlantikküste. Die Rückfahrt am Freitag, den 24. September 1982, von Loudeac nach Gouda nahm fast den ganzen Tag in Anspruch. Das Mittagessen nahmen wir in Senlis ein.

Am 3. Mai bis zum 6. Mai 1983 war ich im Rahmen meiner 3. Geschäftsreise wieder mit meinem Wagen in Frankreich. Diesmal besuchte ich meinen ehemaligen Kollegen, Gerard Hognon, bei LAGUILHARRE in Nanterre und führte mit ihm ein sehr offenes und informatives Gespräch. Eine ähnliche Erfahrung machte ich auch bei meinen Besuchen bei NIRO ATOMIZER A/S in Kopenhagen mit meinen ehemaligen, dänischen Kollegen. Ich bekam immer sehr nützliche Tipps. Gerard fand für mich auch das kleine Hotel "Forest Hill" in Orsay (ich hatte Probleme mit der Hotelreservierung). Orsay lag südlich von Nanterre. Ich habe im Hotel-Restaurant wieder ausgezeichnet gegessen.

Am Mittwoch, den 4. Mai 1983, hatte ich in Paris ein Gespräch mit einem Mitarbeiter der Firma AMPERE, die mir Gerard Hognon empfohlen hatte. Danach fuhr ich weiter nach Niort, um dort im Hause der Firma GUERIN meinen alten Freund Denis Guerin zu treffen. Ich begrüßte mich auch Monsieur Zwartjes, den ich erstmals am 17. Juni 1982 während der Molkerei-Fachausstellung in Paris kennenlernt hatte (Denis hatte uns gegenseitig vorgestellt). Wieder war es ein sehr offenes und nützliches Gespräch.

Danach fuhr ich mit "Herzklopfen" weiter nach La Rochelle, denn dort war ich vor 10 Jahren erstmals gewesen. Die Einladung von Denis Guerin zu einem opulenten Abendessen (Thema "Fruits de Mer") am Hafen war mir immer noch in Erinnerung. Wir hatten unsere Frauen dabei. Diesmal genoß ich wieder ein herrliches Dinner am Hafen (allerdings alleine) und dachte an alte Zeiten. Selbstverständlich übernachtete ich auch wieder im Hotel "Les Brises" am Meer. Am 5. Mai 1983 hatte ich ein Gespräch mit einem Prof. Maubois. Leider kann ich mich an die Einzelheiten und den Ort nicht mehr erinnern. Auf der Rückreise besuchte ich am Freitagmorgen noch Herrn Wodetzky von der Deutsch-Französischen Handelskammer in Paris. Er hatte mir Informationen über die Firma COMAP versprochen.

Damals unternahm ich im jährlichen Abstand eine Geschäftsreise nach Frankreich. Im März 1984 war ich von Gouda/Holland nach Hildesheim in Niedersachsen umgezogen. Meine 4. Geschäftsreise begann am Montag, den 3. September 1984. Ich fuhr über Essen, wo ich unsere Bekannten besuchte. Nach ca. 10 Stunden war ich in Paris. Wieder sprach ich mit Gerard Hognon bei LAGUILHARRE. Am nächsten Tag hatte ich einen Termin bei der Deutsch-Französischen Handelskammer in Paris. Ich benötigte Informationen über die Firma "Le Vide Industriel", die ich am darauffolgenden Freitag besuchte. Am Donnerstag, den 6. September 1984, besichtigte ich die LAITERIE BRIDEL in Laval. Danach ging es wieder nach Paris und von dort nach dem Kundenbesuch wieder heimwärts.

Auf dieser Reise wollte ich die imposante Kathedrale von Chartes, die ich bereits mehrmals aus der Ferne gesehen hatte, näher besichtigen. Deshalb unterbrach ich meine Fahrt auf der Rückreise nach Paris. Der Bau dieser Kathedrale wurde 1194 begonnen. In der Ile de France entstanden damals die ersten Kirchen im gotischen Stil. Der Architekt hat sich vom massiven Bau der Burgen bei der Errichtung der Kathedrale beinflussen lassen. In dem Bestseller "Die Säulen der Erde" von Ken Follet wird beschrieben, wie zwei Männer sich im England des 12. Jahrhunderts ihren Lebensstraum, nämlich den Bau einer riesigen Kathedrale, erfüllten.
Kathedrale von Chartres

Kathedrale von Chartres
Meine 5. und letzte Geschäftsreise fand in der Zeit vom 21. bis zum 24. Mai 1985 statt. Ich fuhr über Karlsruhe nach Paris. In Reuill-Malmaison (dort gibt ein herrliches Schloß) besuchte ich meine ehemaligen Kollegen bei NIRO ATOMIZER France. Am Donnerstag, den 23. Mai 1985, ging es dann wieder nach Hause. Diese Reise brachte wenig konkrete Ergebnisse und meine Tätigkeiten konzentrierten sich von nun an auf den norddeutschen Raum bzw.  meine Geschäfte mit meinem neuen Lizenznehmer F. Stamp KG in Hamburg-Bergedorf.

Im Sommer 1993 (6. bis 26. September) wollte ich meiner damaligen Freundin Iris die herrliche Cote d'Azur (bei Le Lavandou) zeigen und ich hoffte, noch einmal die wunderschöne Ferienzeit vor fast 20 Jahren nacherleben zu können. Dies gelang aus vielerlei Gründen nicht mehr - zumal diese Reise unter einem sehr ungünstigen Stern stand. Iris hatte in Südfrankreich Schlafprobleme. Wir gingen deshalb zum Arzt. Er verschrieb ein Medikament, das wir in der Apotheke mit dem vollen Preis bezahlen mussten. Man teilte uns mit, dass wir uns die Rezeptgebühr in Hyeres (20 km von Le Lavandou entfernt) in der dortigen Verwaltung zurückerstatten lassen könnten. Am Montag, den 20. September 1993, fuhren wir deshalb nach Hyeres. An einer Ampelkreuzung gab es dort gegen 10 Uhr 15 einen furchtbaren Krach, denn ein englisches Wohnmobil konnte bei Rot hinter mir nicht mehr rechtzeitig anhalten und fuhr auf. Die Polizei kam. Sie wollten den Unfall aber wegen der Beteiligung eines deutschen und eines englischen Fahrers (ein Arzt) nicht protokollieren. Nach langwierigen Verhandlungen wurde mir von der englischen Versicherung der Zeitwert für meinen FIAT Regata in Höhe von 3.500,- DM erstattet (die Reparatur hätte nach einem deutschen Gutachten 5.600,- DM gekostet). Ich bin mit diesem eingebeulten (aber fahrtüchtigen) Wagen noch bis zum März 1999 gefahren. Dann wurde ich der stolze Besitzer eines roten CITROEN ZX.
Unfallschaden in Hyeres
Anfang Oktober 2000 passierten wir auf dem Weg nach Irland (wir wollten mit der Fähre von Cherbourg direkt nach Irland gelangen) nach 7 Jahren wieder Frankreich. Diesmal begleitete mich meine zweite Frau JUTTA, die sich auf der gesamten Reise hervorragend als CO-Pilotin bewährte. So etwas hatte ich auf meinen bisherigen Reisen mit meinen Begleiterinnen noch nicht erlebt. Weitere Informationen zitiere ich aus meinem Reisebericht "Irland" (kursiv).

Aus heutiger Sicht - also nach mehr als 30 Jahren - kann ich diese "Liebe auf den ersten Blick" viel besser erklären, als es mir damals möglich gewesen wäre. Dabei half mir auch unsere langgeplante Irland-Reise (vom 30. August bis zum 10. September 2000) mit meiner 2. Frau JUTTA in die ärmste Gegend Irlands - nach Connemara (westlich von Galway). Es war eine richtige PKW-Rallye mit der irischen Fähre vom französischen Brest (wegen eines Streiks war die Abfahrt von Cherbourg nicht möglich) nach Rosslare in Irland. Und dann mitten in der Nacht (wegen der Verspätung durch den Streik von ca. 8 Stunden) quer durch Irland nach Cleggan (bei Clifden) an der Westküste. Die Rückfahrt gestaltete sich etwas einfacher, in dem wir über Großbritannien wieder nach Hause fuhren. Wir bewährten uns beide als Super-Team (Jutta erhielt von mir anschließend ein Zertifikat "Best Co-Pilot of the World"!). Die detaillierte Geschichte dieses Abenteuer-Urlaubes folgt später!
In einem Reisetipp für www.holidaycheck.de schrieb ich: Nachdem wir planmäßig am Hafen von Cherbourg angekommen waren, teilte man uns dort mit, daß die Irland-Fähre wegen der Blockade von französischen Fischerbooten nicht auslaufen könne. Da der Streik voraussichtlich erst in zwei bis drei Tagen beendet sei, empfahl man uns nach Brest zu fahren und an Bord der dortigen Irland-Fähre zu gehen. Wir hatten keine andere Wahl! Unterwegs stellte meine Frau noch fest, daß man uns unsere "Bed & Break-Vouchers" in Cherbourg nicht zurückgegeben hatte. Also der blanke Horror! Die Fähre in Brest sollte um 1 Uhr nachts (und nicht um 17 Uhr wie von Cherbourg) ablegen.

Im Hafen von Brest - wo offensichtlich eine größere Party stattfand - konnte uns niemand die Ablegestelle der Irland-Fähre nennen. Nach einem letzten Versuch in einem Bereich außerhalb des offiziellen Hafens fanden wir erleichtert unser Schiff. Über Funk konnte ich die Probleme mit den Vouchers klären. (Hinweis/Insider-Tipp: Kurz vor Beginn der Reise sollte auf jeden Fall die Hafensituation - Streik usw.- geklärt werden). Da die Transferzeit von beiden Häfen nach Irland ca. 17 Stunden beträgt, kam unsere Fähre in Rosslare nicht vormittags, sondern erst um 18 Uhr am Abend an. Unser Ziel in Cleggan/Connemara lag dann noch 8 Stunden entfernt (dies bei Nacht, Linksverkehr und unzureichenden Beschilderungen). Im Nachhinein sind meine Frau und ich immer noch stolz auf diese Abenteuerreise.

Die ausführlichen Beschreibungen meiner zahlreichen beruflich bedingten Reisen und die Ferienreisen nach Frankreich vermitteln ganz sicher einen Eindruck über die starke emotionale Verbindung, die ich zu unserem westlichen Nachbarland, den dortigen Menschen und deren Lebenart immer noch habe. Deshalb freute ich mich sehr auf unsere Wochenendreise nach Colmar - zumal dieses Reiseziel von Jutta wieder einmal "intuitiv" festgelegt wurde. Der "Ausflug" begann gegen 7 Uhr mit unserem OPEL Combo Tour am Freitag, den 8. Oktober 2010 bei herrlichem Wetter in Hildesheim.
Marktplatz von Hildesheim
Es gab zwar einige Baustellen unterwegs - trotzdem waren wir nach 8 Stunden relativ frisch und ausgeruht in Colmar (Entfernung 630 km). Schwierig war die Suche nach unserem Hotel Mercure "Champs de Mars" im Stadtzentrum. Die Beschilderung führte uns immerwieder zum 2. Hotel Mercure "Unterlinden". Dort beschrieb man uns den genauen Weg zu unserem gebuchten Hotel. Dieses hat uns sofort gut gefallen (siehe "Hotelbewertung "Mercure Colmar" )

Nach einem ausgiebigen Frühstück gingen wir am Samstagmorgen zu Fuß in das nahegelegene Stadtzentrum. Das interessante Museum Unterlinden mit den "Isenheimer Alter" war unser erstes Ziel (siehe Reisetipp "Museum Unterlinden" )

Das war alles sehr eindrucksvoll. Und ich mußte meine Erinnerung an Colmar korrigieren, den der "Isenheimer Altar" befand sich in einem ehemaligen Kloster, das heutige Museum Unterlinden.
Isenheimer Altar
Mit einem detaillierten Stadtplan versehen, wanderten wir danach durch die Altstadt von Colmar und waren von den guterhaltenen, älteren Gebäuden beeindruckt. Jutta teilte mir überraschend mit, dass sie sich hier sehr wohl fühlen würde (die Stadt, die Menschen, die Sprache..). Sie war allerdings schon einmal im Jahre 1974 mit ihrer Abitur-Klasse in der Bretagne und hatte dort den Eindruck, in einem früheren Leben schon einmal hier gewesen zu, da sie vieles wiedererkannte. Diese Affinität für eine fremde Kultur habe ich in Dänemark erlebt (1977 bis 1980), denn dort ist mir alles sehr leicht gefallen und ich habe mich auch sehr wohl gefüllt. Diese schönsten Eindrücke unserer Wanderung finden Sie in dem Reisetipp "Wanderung durch das Mittelalter"

Sehr interessant war am Sonntag die Wiederbegegnung mit VOLTAIRE im Rahmen der Stadtrundfahrt mit den kleinen, grünen Zug. Wir erfuhren, dass der bekannte französische Schriftsteller und Philosoph (geboren am 21.11.1694 und gestorben am 30.5.1778 in Paris) auch für einige Zeit (Oktober 1753 bis November 1754) in Colmar gelebt hat. Wir waren ihm bereits auf unserer Reise nach Swinemünde (16. bis 24.7.2010) im Schloß Sanssouci in Potsdam begegnet, wo wir durch das Holländische Viertel bis zu den Parkanlagen wanderten. Friedrich der Große hatte Voltaire 1750 nach Potsdam eingeladen. Im Unfrieden verließ dieser aber bereits 1753 wieder den preussischen Hof. Dann ging er wohl nach Colmar. Vielleicht ist Voltaire auch einmal den Weg gegangen, den wir 260 Jahre voller Staunen erwanderten (siehe Reisetipp Reisetipp "Vom Holländischen Viertel..")?

Bei einem Besuch Colmars sollte das Interesse auch dem bekannten Künstler Frederic-August Bartholdi (geboren am 2. August 1834 in Colmar, gestorben am 4. Oktober 1904 in Paris) gelten. Berühmt ist seine "Freiheitsstatue" in der Hafeneinfahrt in New York, die 1886 eingeweiht wurde. Im Stadtbild Colmars finden sich zahlreiche Werke dieses Meisters (siehe Reisetipp "Der Colmarer Künstler Bartholdi..).

Zum Schluß des Berichtes über unsere Colmar-Reise möchte ich auf ein Thema zu sprechen kommen, das uns Deutschen immer noch sehr unangehm ist: die Zeit der deutschen Besatzung (1940 bis 1945). Die Stadt hatte das große Glück weder zu Beginn noch zum Ende des Krieges bombardiert worden zu sein (sonst wäre die Altstadt nicht so schön erhalten geblieben). Zum ersten Mal bei meinen Reisen nach Frankreich entdeckte ich entsprechende Hinweise (vielleicht hat mich erst die Beschäftigung als Hobbyhistoriker mit dem weltbekannten Judenretter OSKAR SCHINDLER dafür sensibilisiert?). In dem Reisetipp "Spuren der deutschen Besatzung (1940 bis 1945)" habe ich meine Eindrücke zusammengefasst. In der Kathedrale entdeckte ich am Sonntagmorgen (wir besuchten die Heilige Messe um 10 Uhr 30) eine Erinnerungstafel, mit der sich die Kirchengemeinde beim Namenspatron St. Martin für den Beistand während der deutschen Besatzung bedankte! (siehe Reisetipp "Spuren der deutschen Besatzung" ).
Gedenktafel

Am Montagmorgen fuhren wir bei wunderschönen Wetter wieder nach Hause. Jutta wollte die Badische Weinstrasse kennenlernen. Deshalb nutzten wir die Bundesstasse 3 von Freiburg nach Offenburg. Dort begaben wir uns wieder auf die Autobahn. In Brühl bei Mannheim besuchten wir das Grab meiner Eltern, die beide 2002 verstorben sind, und hinterließen in Gedenken ein Grabgesteck. In der Nähe entdeckte ich einen großen Gedenkstein, der an die Toten der Vertreibung erinnerte.

Damit schloß sich der Kreis, der mit dem Besuch in Swinemünde (Polen) im Juli 2010 begann und mit dem ausführlichen Bericht (siehe oben) über unsere dramatische Flucht aus Danzig (Westpreußen) im Januar 1945 endete. Viele meine Verwandten, die nicht rechtzeitig vor den Russen geflüchtet sind, wurden im Sommer 1945 in Viehwaggons nach Barth gebracht, wo sie bei der Ernte helfen mußten, Das ist der Grund, warum ich auch heute noch zahlreiche Verwandte in der Stralsund (das liegt in der Nähe von Barth) habe.

Fotos und Text: Klaus Metzger







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