San Andres |
Ab 1850 wuchs der Export in die Märkte in Übersee, indem eine Bahnverbindung von den Anbaugebieten San Jose und Carthago zum Karibik-Hafen Limon gebaut wurde. Es entstand auch eine Bahnverbindung zum pazifischen Hafen Puntarenas. Heute ist Puntarenas von San Jose aus sehr schnell zu erreichen und dort erstrecken sich am Golf von Nicoya sehr schöne Badestrände mit schwarzem Sand. Schwarzer Sand entsteht aus vulkanischem Basaltgestein, der verwittert ist. Noch heute befindet sich in Costa Rica ein aktiver Vulkan, der Irazu mit einer Höhe von 3.432 m.
Dies war auch eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen ich mich selbst (ohne Selbstauslöser) fotographiert habe. Dazu diente mir ein großer Spiegel in einem Juweliergeschäft, vor dem ich am Eingang mit meiner Spiegelreflex-Kamera stehen blieb und knipste. Die sehr entspannte Atmossphäre konnte ich nahezu körperlich erspüren und bestätigte mir: damals war Costa Rica die Schweiz Mittelamerikas. Deshalb wagte ich mich am folgenden Abend (am Freitag, den 31. Oktober 1975) in eine Disco, die in die Nähe meines Hotels lag. Dies war allerdings enttäuschend, denn ich bin von Hause aus kein "Schürzenjäger-Typ". Somit waren für mich die schönen Tänzerinnen "unberührbar" und es ergaben sich auch von ihnen keine Kontaktversuche.
Am Freitag, den 31. Oktober 1975, hatte ich in der Hauptstadt San Jose ein Gespräch mit einem potentiellen Kunden (das war ja der Hauptzweck meiner 2. und 3. Südamerika-Reise). Dieser Besuch führte im Rahmen einer speziellen Costa-Rica-Reise (28. Juni bis 2. Juli 1976) über Miami zu sehr erfreulichen Resultaten, denn ich konnte gemeinsam mit meinem dänischen Kollegen, Hans Justesen, eine komplette Anlage zur Milchpulver-Herstellung verkaufen. Mein Anteil bezog sich auf die Eindampfanlage zur Milchvorkonzentrierung und Hans' Part war die Sprühtrocknung zur Milchpulver-Erzeugung. So waren wir als erfolgreiches Gespann auf der ganzen Welt unterwegs und ich habe viel von Hans Justesen gelernt. Hans war ca. 20 Jahre älter als ich und entscheidend für meine "Berufung" (1977) als Koordinations-Ingenieur zu seiner Firma NIRO ATOMIZER A/S nach Kopenhagen verantwortlich. Dies war eine sehr schöne Zeit und ich blieb dort bis 1982 (allerdings lebte ich ab 1980 in Gouda/Holland und war als Technical Manager für den gesamten Eindampfanlagenbau im NIRO ATOMIZER - Konzern zuständig).
Ich kann mich noch sehr gut an die schwierigen Verkaufsverhandlungen in San Jose erinnern. Wir waren in gemütlichen Hotel Crowne Plaza mit Swimming Pool vor den Toren der Hauptstadt einquartiert und kommunizierten fortlaufend mit unserem jeweiligen Büro in Ettlingen/Deutschland bzw. Kopenhagen/Dänemark. Dort wurden immerwieder neue Kalkulationen erstellt und uns die Daten übermittelt. Dazwischen genossen wir die Sonne am Swimming Pool. Und das kühle Bier, wobei die leeren Gläser "tiefgefroren" aus der Kühltruhe kamen. Nach einer Woche konnten wir mit dem erteilten Auftrag über New York wieder nach Hause fliegen. Mein Auftragsanteil betrug damals ca. 500.000,- DM.
Zu meinem Verantwortungsbereich als Projekt-Ingenieur gehörte auch die Inbetriebnahme der verkauften Eindampfanlagen (siehe meinen Reisebericht "VENEZUELA - von Caracas zum Maracaibosee!"). Die neue Anlage in Costa Rica konnte ich nicht mehr in Betrieb nehmen, denn zu diesem Zeitpunkt (1977) arbeitete ich bereits für NIRO ATOMIZER A/S in Kopenhagen. Mit meiner Familie war ich von Karlsruhe in Süddeutschland nach Alleroed (20 km nördlich von Kopenhagen) umgezogen. Von einem dänischen Kollegen, der die Sprühtrocknung in Costa Rica gestartet hatte, erfuhr ich von größeren Schwierigkeiten meines deutschen Ex-Kollegen zu Beginn der Inbetriebnahme der Eindampfanlage. Darüber war ich aufgrund meiner langjährigen Erfahrung sehr erstaunt, denn ich hatte eine relativ kleine, unkomplizierte Anlage verkauft. Meinem Ex-Kollegen, mit dessen Familie wir mehrmals gemeinsam schöne Ski-Urlaubsferien in den Dolomiten verlebten, fehlte damals offensichtlich noch die Erfahrung.
In Rahmen meiner 3. Südamerika-Reise (22. August bis 19. September 1976) kam ich mit meinem dänischen Ingenieur-Kollegen, Vagn Vestergaard, am Sonntag, den 12. September 1976, wieder nach Costa Rica (siehe meinen Reisebericht "VENEZUELA - von Caracas zum Maracaibosee!). Venezuela Wir wollten am folgenden Montag, den Kunden DOS PINOS in San Jose besuchen, dem ich im Juli desselben Jahres eine neue Eindampfanlage verkauft hatte. Es gab noch einige technische Fragen vor Ort zu klären. Vagn war als Fachmann für die Sprühtrocknung dabei.
Am Sonntag nutzten wir die freie Zeit zu einem Ausflug mit einem Mietwagen von San Jose nach Puntarenas am Pazifik (Entfernung ca. 80 km). Puntarenas liegt am Golf von Nicoya mit sehr schönen Badestränden. Diese Strände haben aber eine Besonderheit, denn der herrliche Sand ist schwarz. Auf meiner 2. Neuseeland-Reise (1991 - siehe meinen Reisebericht "NEUSEELAND - mit dem Fahrrad von Hamilton zu den "Waitomo Caves") Neuseeland 1991 entdeckte ich in Raglan (ca. 40 km westlich von Hamilton auf der Nordinsel) an der Whale Bay wieder einen schwarzen Strand. In beiden Fällen sind vulkanische Tätigkeiten in der Nähe die Ursache. Der schwarze Basaltstein wurde über lange Zeit zu feinem Sand zerkleinert. (Reisetipp "Schwarzer Sand")
Doch nun wieder zurück zu meiner 2. Südamerika- Reise, die in Costa Rica - wie ich bereits schrieb - letztendlich sehr erfolgreich war. Nun stand ein Wochenende bevor (1. und 2. November 1975), das ich für einen Ausflug zur Karibik-Trauminsel San Andres vor der Küste Nicaraguas nutzen wollte. Bei meinen Geschäftskontakten in Kolumbien hatte ich auch über meinen vergeblichen Tauch-Wunsch vor der Insel Bonaire gesprochen (siehe Reisebericht "BONAIRE - paradiesisches Schnorcheln und Tauchen!") Bonaire. Die Kolumbianer wollten mich trösten und empfahlen mir die Insel San Andres.
San Andres gehört wie die Schwesterinsel Providencia seit 1822 zu Kolumbien und beide liegen vor der Küste von Nicaragua in der Karibik. Sie befinden sich ca. 400 km südwestlich von Jamaica, 180 km östlich von Nicaragua und 480 km von der kolumbianischen Küste. Es besteht eine Flug- und Schiffsverbindung von Cartagena (Kolumbien). Auf meiner Rundreise durch Mittel- und Südamerika flog ich von San Jose/Costa Rica in einer Stunde nach San Andres und der Weiterflug ging nach Managua/Nicaragua. Der bekannte englische Seeräuber Henry Morgan hatte sein Hauptquartier auf San Andres. (Reisetipp "San Andres") Der Charme dieser kleinen Karibik-Insel ist unter Insidern bekannt und sie ist sehr beliebt. Die Insel besteht aus einem Korallenriff mit einer Länge von 11 km, das bis zu 104 m aus dem Wasser ragt. Die beiden Inseln sind steuerfreie Zonen.
Ich flog also am Samstagnachmittag mit einer Turboprop-Maschine von San Jose nach San Andres.
Unterwegs gab es zahlreiche Wolken und da die Maschine relativ niedrig flog, passierten wir zahlreiche Wolkenberge. Das war sehr malerisch und garnicht unangenehm. Als wir auf San Andres landeten war es leider bereits dunkel, sodaß ich nichts von der Insel sehen konnte. Das gelang mir erst am folgenden Tag beim Abflug nach Nicaragua. Und es blieb am Samstagabend durchgehend dunkel, denn auf der Insel San Andres gab es eine Stromsperre. (Reisetipp "Trauminsel")
Mit einem jungen Chilenen, der auf dem Weg von den Vereinigten Staaten (wo er lebte) in seine chilenische Heimat war, fuhr ich vom Flughafen zum Hotel Calypso Beach. Anschließend suchten wir im Dunkeln ein Restaurant - was uns auch gelang. Ohne Schwierigkeiten fanden wir anschließend wieder unseren Weg zum Hotel. Da ich bereits gegen 10 Uhr am Sonntag nach Managua/Nicaragua weiterfliegen musste (der nächste Flug war erst am folgenden Donnerstag), bestellte ich an der Rezeption den Weckruf für Sonntagmorgen mit der Anweisung: "Bitte wecken Sie mich, wenn es dämmert, denn ich möchte unbedingt Stimmungseindrücke fotographieren!".
Und dann machte ich eine interessante Beobachtung: Farbige reinigten den Badestrand, indem sie die angespülten Algen mit einem Rechen sammelten und dann in Sandlöcher am Strand vergruben. Dann verschlossen sie die "Sammelbehälter" wieder mit Sand. Am folgenden Tag wiederholte sich wohl dieses Verfahren - aber da war ich schon in Nicaragua. Als ich am Strand als Fotograf unterwegs, sah vor der Küste eine kleine Insel mit dem Namen Johnny Cay. Dorthin kann man sich mit dem Boot bringen lassen und fühlt sich dann fast wie Robinson Crusoe.
Gegen 8 Uhr war ich wieder rechtzeitig im Hotel und stolz auf meine Fotomotive. Die spätere Entwicklung in Deutschland bestätigte meinen ersten Eindruck. 22 Jahre später lernte ich einen farbigen Arbeitskollegen in Alfeld bei Hildesheim kennen, der von der Insel San Andres stammte. Ihm zeigte ich meine Bilder und er sagte nur: "So sieht es auf der Insel nicht mehr aus, denn es wurde sehr viel gebaut!". Nach dem Frühstück fuhr ich mit dem Taxi zum Flughafen und machte wieder lustige Beobachtungen: das Flugfeld diente einheimischen Jungs als Fußball-Platz. Irgendwann traf eine kolumbianische Militärmaschine (HERCULES) mit Wochenendgästen ein.
Managua ist seit dem Jahre 1858 die Hauptstadt und das wirtschaftliche Zentrum von Nicaragua. Es liegt am südlichen Ufer des Lago de Managua auf einer Höhe von 55 Metern. Managua (Reisetipp "Managua") wurde 1931 und am 23. Dezember 1972 durch schwere Erdbeben sehr stark zerstört. Im Jahre 1931 wurde die Stadt fast vollständig wieder aufgebaut. Nach den großen Schäden im Jahre 1972 fand der Wiederaufbau nicht mehr im zerstörten Zentrum mit der Kathedrale, sondern in den Außenbereichen statt. Bei dem letzten Erdbeben gab es 7.000 Tote und über 200.000 Obdachlose. In Managua leben ca. 1.140.500 Einwohner (2005).
Als eines der wenigen - noch intakten - Gebäude im Stadtzentrum nach dem schlimmen Erdbeben am 23. Dezember 1972 spielte das Hotel InterContinental nach der Zerstörung eine wichtige Rolle. Dazu schreibt "The 1975 South American Handbook" S. 815 (übersetzt): "...Die Botschaft von Nicaragua in London hat uns freundlicherweise informiert, dass das Hotel InterContinental immer noch normal funktioniert, während andere (Bem.: Hotels) vorübergehend in die Außenbereiche (wie die meisten Geschäfte und Büros) umgezogen sind...". Dieses Hotel war also mein Anlaufpunkt in Managua.
Die Fahrt vom Flughafen zum Hotel InterContinental führte durch das fast völlig zerstörte Stadtzentrum, wobei zahlreiche Gebäude (auch Hochhäuser) noch standen. Diese konnten aber nicht mehr benutzt werden, da größere Risse z. B. am Hochhaus zu sehen waren (ich sah mir dieses im Rahmen eines späteren Spazierganges näher an). Ähnliches sah ich dann auch an einem Standbild vor der zerstörten Kathedrale. (Reisetipp "Kathedrale") Man konnte genau sehen, was beim Erdbeben passierte: der Boden verschob sich in horizontaler Richtung. Aufgrund des Trägheitsmomentes konnte die Säule, auf der das Standbild sich befand, nicht folgen und brach ca. 50 cm über dem Boden. Der entstandene Querriss war deutlich zu erkennen. Fast alle zerstörten Gebäude waren unbewohnt. Allerdings saß vor einem der Häuser ein Mann mit einem Karabiner in der Hand. Seine Frau stand neben ihm. Ich vermute, dass er damit demonstrieren wollte: dieses Haus werde von ihm bewacht!
Kurz nach unserem Umzug von Essen-Mülheim nach Karlsruhe (1. bis 2. Februar 1973) in die Adalbert-Stifter-Strasse schickte mich meine neue Firma WIEGAND GmbH Karlsuhe in der Zeit vom 12. März bis zum 20. März 1973 zu meiner ersten Inbetriebnahme (meinem Einstand) einer neuen Eindampfanlage nach Leer in Ostfriesland. Es klappte ganz gut, obwohl der dortige Betriebsleiter, ein Herr Grundmann, als sehr schwierig bekannt war. Da wir noch kein Telefonanschluss hatten (die Bearbeitung der Anmeldung durch die Bundespost dauerte damals immer etwas länger) rief ich bei der Schwester meiner Frau, die mit ihrer Familie im Nachbarhaus wohnte, an und bat um die Weiterleitung entsprechender Nachrichten.
Der Zweck meines Besuches in Nicaragua war die Untersuchung einer Eindampfanlage auf Schäden, die möglicherweise durch das Erdbeben enstanden sind. Der Betrieb befand sich in der Nähe der Haupststadt Managua, die - wie gesagt - am südlichen Ufer des Lago di Managua liegt. Von dort hat man einen ausgezeichneten Blick auf den rauchenden Kegel des Vulkanes Momotomba (1,280 m Höhe), der sich am nördlichen Ufer des Sees befindet. (Reisetipp "Vulkan Momotomba") Mit Booten kann der Vulkan Momotomba und kleinere Uferdörfer besichtigt werden. Am Fuße des Vulkans liegt der Ort Leon Vieja, der 1602 bei einem Vulkanausbruch zerstört wurde. Erst kürzlich hat man diese Siedlung wieder ausgegraben. In der dortigen Kathedrale wurde der spanische Soldat und Kolonialgouverneur Pedro Arias de Avila (1440 bis 1531) mit seiner Gattin begraben. Er unterstützte 1530 die Expedition von Francisco Pizarro nach Peru. In der Nähe des großen Vulkans befindet sich der Momotombito (kleiner Momotomba). In nordwestlicher Richtung vom Momotomba gibt es in einer Kettenanordnung mehr als 20 Vulkane, die teilweise noch aktiv sind.
Der isländische Vulkan EYJAFJALLAJOKÜLL ist nach 200 Jahren am Mittwoch, den 14. April 2010, so massiv wieder ausgebrochen, dass Aschewolken in über 8.000 m Höhe geschleudert wurden. Mit der Luftströmung gelangten sie bis nach Mitteleuropa und legen hier im Moment den gesamten Flugverkehr lahm. Zahlreiche Passagiere sind in den Flughäfen gestrandet und warten seit Tagen auf Möglichkeiten, weiterreisen zu können.
Diese Ereignisse berechtigen zu Zweifeln an der vermeintlichen Allmacht der Menschen und helfen uns, wieder zu erkennen, was wir wirklich sind: "kleine", abhängige Wesen. Nach dem vermeintlichen Beinahe-Absturz auf dem Flug nach Mendoza (1972) und einem Triebwerksschaden auf dem Flug von Valera (am Maracaibosee) über Barquisimento nach Caracas (1975), erlebte ich auf der Heimflug (2. Südamerika-Reise) von Mexiko City nach Chicago (am 5. November 1975) einen atemberaubenden Bombenalarm. Aber soweit ist es noch nicht! Darüber berichte ich im folgenden Reisebericht (Abenteuerflug). Alles begann im Flughafen-Terminal von Managua!.
Fotos und Text: Klaus Metzger
Siehe auch
BILDBAND:
(Von COSTA RICA über SAN ANDRES nach NICARAGUA)
BILDBAND:
(IMPRESSIONEN bei Nacht..)
BILDBAND:
(Unterwegs mit dem Flugzeug)
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