Dienstag, 17. August 2010

SÜDKOREA - Begegnung mit der asiatischen Kultur!


 
Für diese Reise nach Südkorea (vom Dienstag, 18. Mai 1978, bis Donnerstag, den 25. Mai 1978) hatte ich privat einige Probleme zu lösen, denn mein Sohn Jochen (7) war im März mit einem gebrochenen Bein aus den Ski-Ferien in den italienischen Dolomiten zurückgekommen. Nach dem Motto: "Ein Unglück kommt selten allein" - war meine Frau ULLA nun auch noch die Kellertreppe in unserem Haus in Alleroed bei Kopenhagen heruntergestürzt. Aufgrund ihres telefonischen Hilferufes fuhr ich sofort von der Arbeit bei NIRO ATOMIZER A/S in Soeborg mit ihr ins Krankenhaus in Hilleroed (nördlich von Kopenhagen).

 Die sofort durchgeführten Röntgen-Aufnahmen ergaben den Hinweis, dass gottseidank nichts Schwerwiegendes passiert war. Trotzdem hatte Ulla große Schmerzen und konnte sich kaum bewegen. Unter diesen Umständen gab es nur eine Lösung: Ich rief meine Mutter in Brühl bei Mannheim an und schilderte ihr meine äußerst schwierige Situation. Mit der Konsequenz, dass sie sich in den Zug setzte und sich auf die lange Reise von Süddeutschland nach Kopenhagen begab. Da wir kurz vorher in unser Reihenhaus in Alleroed gezogen waren, brachte sie als "Einzugsgeschenk" meines Vaters, der als arbeitender Strohwitwer zu Hause bleiben musste, eine BOSCH-Schlagbohrmaschine mit (diese besitze ich immer noch).

Als Spezialist für Milch-Eindampfanlagen bildete ich mit meinem dänischen Kollegen, Jens A. Riis, der für den Sprühtrockner-Teil zuständig war, für diese Reise ein Team. Es war allerdings das erste Mal, dass ich mit ihm gemeinsam reiste. In den Jahren vorher (als ich noch für die Firma WIEGAND GmbH Karlsruhe arbeitete) war ich mit den dänischen Hans Justesen und Vagn Westergard (siehe Reisebericht "Chile" ) unterwegs. Vagn war gleichaltrig - dagegen war J. A.Riis war - wie Hans Justesen - einige Jahre älter als ich. Während mir Hans während unserer zahlreichen Reisen (insbesondere in England und Irland) sehr viele nützliche Tipps gab und sich zwischen uns ein sehr vertrauliches Verhältnis sich entwickelte, konnte ich mit Jens A. Riis "nicht warm werden".

Dies war natürlich kein generelles Problem und hatte keinen Einfluss auf die späteren Verhandlungen mit unseren Kunden in Südkorea. Ein Jahr später wechselte Jens A. Riis als Mejeriingenioer zu einer großen Molkerei in Videbaek/Westjydland (heute heißt sie: ARLA Foods Amba Arinco). Mit ihm habe ich dann ein gemeinsames Projekt für eine neue Eindampfanlage abgewickelt. Dafür war der gewisse, persönliche Abstand sehr sinnvoll. Da ich einiges über Jens A. Riis (z.B. seinen genauen Namen) erfahren wollte, recherchierte ich kürzlich im INTERNET und wurde fündig. In der dänischen Molkereizeitschrift "Maelkeri Tidende" Jahrg. 46 Nr. 3 2007 wurde Jens A. Riis, wohnhaft in Kolding, am 16.2.2007 zu seinem 75 Geburtstag gratuliert. Er dürfte jetzt 78 Jahre alt sein - also 13 Jahre älter als ich.

Wir flogen mit der SAS von Kopenhagen nach Amsterdam und von dort mit einer KLM-Maschine über Anchorage nach Tokio. Nach einer einstündigen Wartezeit im Transitbereich (wir waren beide schon rechtschaffen müde) brachte uns auf der letzten Etappe ein Flugzeug der KOREAN AIRLINES nach Seoul. Ohne die genauen Zusammenhänge zu kennen, machten wir uns damals keine Gedanken über die sogenannte "Polarroute" und die damit verbundenen Gefahren. Zu dieser Zeit mußte die Polarroute nach Ostasien aus politischen Gründen gewählt werden. Es herrschte der Kalte Krieg und die Sowjetunion erlaubte keine Überflüge über ihr Territorium. Kurz vor unserer Reise (am 20. April 1978) war es diesbezüglich zu einem schlimmen Zwischenfall gekommen, an dem ein Passagierflugzeug der Korean Airlines Flight 902 (KAL 902) beteiligt war.

Dieses Flugzeug war von Paris nach Seoul unterwegs. Nach der Zwischenlandung zum Auftanken in Anchorage (Alaska) war diese Maschine nicht nach Seoul, sondern aufgrund eines Navigationsfehlers auf russisches Gebiet nach Murmansk weitergeflogen. Der russische Jäger, der sich ihr näherte, hatte den Befehl, diese Maschine abzuschießen. Er traf einen Flügel - aber trotzdem konnten die Koreaner auf einem zugefrorenen See (nahe der finnischen Grenze notlanden). Es gab 2 Tote, 107 Passagiere und Crew-Mitglieder überlebten. Russische Hubschrauber brachten die Überlebenden zum Weiterflug nach Helsinki. Aus irgendwelchen Gründen war uns dieses Ereignis auf unserem Korea-Flug gottseidank nicht bekannt.

Ganz anders waren die Informationen über ein weiteres Unglück eines koreanischen Verkehrsflugzeuges (Flight 007 KAL 007), am 1. September 1983, auf dem Flug von New York über Anchorage nach Seoul. Wieder lag ein Navigationsfehler vor und die Maschine geriet westlich der russischen Insel Sachalin auf sowjetisches Gebiet. Da die Sowjets von einer Provokation der USA ausgingen, schossen sie das Flugzeug mit einer Rakete ab. Alle 265 Passagiere und Crew-Miglieder wurden getötet. Danach hat der damalige US-Präsident Ronald Reagan entschieden, das neue GPS-System auch für zivile Zwecke eingesetzt werden  darf, um den Flugzeugbesatzungen mehr Sicherheit zu gewährleisten. Mein Schutzengel hat mich bisher nie im Stich gelassen, denn ich habe auf meinen Reisen auch einige "brenzlige" Situationen erlebt (siehe Reisebericht "Abenteuerflug" ).
Arbeiter in Seoul


Als ich nach der Ankunft in Seoul in meinem Hotelzimmer meinen Elektrorasierer benutzen wollte, passte der Stecker nicht in die Steckdose. Unser koreanischer Vertreter, der uns am Flughafen Kimpo abgeholt hatte, vertröstete mich auf den folgenden Morgen, denn dann wollte er einen Adapter mitbringen. Er empfahl mir aber, mich in der Frühe im Friseursalon, der sich im Untergeschoß unseres HYATT Regency Hotels befand, rasieren zu lassen. Gesagt, getan! Ich äußerte am Morgen meinen Wunsch der netten, hübschen Dame am Empfang des Salons. Sie bat mich, mein Jackett auszuziehen. Das verwirrte mich bereits. Nachdem ich mich gesetzt hatte, musste ich meine Beine hochlegen! Und dann begann sie mit einer intensiven - fast intimen - Massage. Ich war nun völlig perplex. Schließlich bekam ich dann doch noch meine Rasur - zu einem "gesalzenen" Preis von 25 US-Dollar.

Als ich wütend zu meinem Kollegen und dem bereits anwesenden Vertreter ins Restaurant kam, amüsierten sich beide köstlich, denn sie konnten sich meine "Erfahrungen" mit der hübschen Koreanerin denken. Ich sagte nur: "Wenn ich einige Massage haben möchte, dann gehe ich in einen Massagesalon und nicht in einen Friseursalon!". Fast 30 Jahre später war ich mit meiner zweiten Frau JUTTA zur Ganzkörper-Massage im Lotus-Center (Wellness-Bereich) des kenianischen LEISURE LODGE RESORT am Diani Beach. Wir liessen uns von zwei jungen Afrikanerinnen massieren. Es war ein unglaublicher Genuss und sehr entspannend (siehe Reisebericht "Kenia" ).

Der Hauptzweck unserer Reise waren Verkaufsverhandlungen mit dem koreanischen Kunden NAMYANG über eine neue Anlage (Eindampfung und Trocknung zur Milchpulverherstellung) für seinen Zweigbetrieb in Cheonan (ca. 80 km südlich von Seoul). Die Verhandlungen fanden aber in der Zentrale in Seoul statt. Weiterhin besuchten wir auch die koreanischen Kunden LOTTE Confectionery Company Ltd. und KDBC Korea Dairy Beef Company. Die Verwaltung dieser beiden Firmen befand sich ebenfalls in Seoul.


Die Verhandlungen verzögerten sich. Dazwischen fuhren wir auch zum Zweigbetrieb nach Cheonan. Dies ging relativ schnell über die mehrspurige Autobahn Nr. 1. Wir staunten über die ungewöhnliche Breite und erfuhren, dass diese Strecke im Kriegsfalle als Landebahn für Militärflugzeuge eingesetzt werden konnte. Der Schock des Korea-Krieges, der am 25. Juni 1950 mit dem Einmarsch nach Südkorea und in dessen Folge die Nordkoreaner bis nach Seoul vorgedrungen sind, war aus dem kollektiven Unterbewußtsein der Koreaner noch lange nicht verschwunden. Erst am 27. Juli 1953 wurde ein Waffenstillstandsabkommen zwischen Süd- und Nordkorea abgeschlossen.

In der Zwischenzeit hatte ich zahlreiche Gelegenheiten, mich mit der asiatischen Kultur, die sich teilweise beträchtlich von unseren abendländischen Traditionen unterscheidet, vertraut zu machen. Unter der Hand erfuhren wir von den Schwierigkeiten, die der dänische Eigentümer unserer dänischen Handelsvertretung in Seoul in unserem anspruchsvollen Hotel hatte. Er war kurz nach uns aus Kopenhagen eingetroffen. Unterwegs muss er wohl davon geträumt haben, sich unbedingt eine koreanische "Geisha" auf sein Hotelzimmer mitzunehmen. Er wurde wohl sehr schnell in der Lobby mit einem Mädchen handelseinig. Leider kam er mit ihr nur zum Fahrstuhl. Dort wurde er diskret darauf hingewiesen, dass keine koreanischen "Damen" auf das Zimmer mitgenommen werden dürfen. Er ließ sich nicht enttäuschen, denn mit Hilfe einer seiner koreanischen Mitarbeiter, der die Auserwählte auf's Zimmer begleitete, kam er dann doch noch zu seinem Schäferstündchen.


Sehr interessant war die private, abendliche Einladung zu unserem koreanischen Vertreter nach Hause. Denn dort fand das Geisha-Thema zu vorgerückter Stunde seine Fortsetzung. Ich komme etwas später zurück, denn erst möchte die freundliche, ungewohnte Zeremonie in der Wohnung beschreiben. Zu unserer Gruppe gehörten auch zwei Franzosen, an deren genaue Funktion ich mich nicht mehr erinnern kann (auf dem beigefügten Foto trage ich ein blaues Hemd und unterhalte mich mit einem der beiden Franzosen). Wir wurden von der Dame des Hauses und ihren Helferinnen sehr freundlich mit einer tiefen Verbeugung begrüsst, die wir entsprechend erwiderten.

Nun gab es nach koreanischer Art keine Stühle und wir mußten uns im Schneidersitz auf den Boden setzen - was uns am Anfang einigermaßen gelang. Nun huschten die Damen herbei und deckten den großen Tisch mit herrlichen Kostbarkeiten. Man konnte hier wirklich mit den Augen essen. Dann verzog sich das "Dienstpersonal" diskret in die Küche und die "Männergesellschaft" war nun unter sich. Die Sake-Runden (Sake ist ein Reisschnaps) taten sehr schnell ihre Wirkung und die Zungen lockerten sich. Das war nach koreanischer Art so gewollt. Irgendwo habe ich gelesen, dass die Vorgesetzten ihre Mitarbeiter in regelmäßigen Abständen zu einem Abendessen in ein Restaurant einladen - wobei das Essen nur an zweiter Stelle steht. Entscheidend ist der reichlich getrunkene Sake. Nach koreanischer Meinung kann man erst bei einem betrunkenen Menschen sein wahres Gesicht erkennen. Und dieses Gesicht nicht zu verlieren, spielt in diesem Kulturkreis eine große Rolle. Auf diesem Wege erfährt der Chef, wo seinen Schützlingen der "Schuh drückt".

Bei dieser Strategie der Personalführung lassen sich Privates und Geschäftliches kaum noch voneinander trennen. Und das wiederum ist nach koreanischer Denkweise so gewünscht. Die geschäftlichen Dinge habe so eine vernetzte Basis mit dem Privatleben und das Risiko für Fehlschläge ist - nach Meinung der Koreaner - viel geringer. Nun zurück zu unserem "Geisha-Thema"! Ich erfuhr von der Männerrunde, dass es im Stadtzentrum bekannte Hotels gab, in denen nachts junge Koreanerinnen an die Türe klopften, um für Liebesdienste hereingelassen zu werden. Und um diese Liebesdienste ging es auch an unserem Abend!

Offensichtlich hatte sich mein Kollege Jens A. Riis bei früheren Besuchen in Seoul ganz entschieden dagegen gewehrt, an einem Geisha-Besuch (im Anschluß an ein üppiges Abendessen) teilzunehmen. So entstand die Annahme, dass Jens A. Riis wohl homosexuell wäre. Damals - als junger Ingenieur - verstand ich die sehr strikte Position meines Kollegen. Nach unserer Denkweise würden wir uns erpressbar machen - zum Nachteil unserer geschäftlichen Entscheidungsfreiheit. Heute (mit 65) sehe ich die Dinge etwas anders, wenn man den Unterschied in der abendländischen und der asiatischen Kultur sieht! Gemeinsame private und geschäftliche Erlebnisse, die allerdings Niveau haben müssen, schaffen die Basis für eine sehr viel erfolgreichere Zusammenarbeit - das habe ich es auf fast allen Kontinenten so erfahren. Teilweise sind so Freundschaften fürs Leben entstanden.

Das Wochenende, am 20. und 21. Mai 1978, hatte ich frei für touristische Unternehmungen in Seoul. Der Aktionsradius war allerdings klein, denn ich war zu Fuß unterwegs. Relativ leicht konnte ich am Samstag alleine den weiträumige  Gartenanlage des Gyeongbokgung-Palastes (siehe Lageplan) im Stadtzentrum erreichen. Yi Song-gye beendete 1392 die Herrschaft Goryeos, gründete die Joseon- Dynastie (die bis 1910 andauerte). Er beschloss, die Hauptstadt zu verlegen. Einer Gründungsgeschichte nach begann er mit dem Bau am Fuße des Gyeryongsan und Geomanten fanden heraus, dass dieser Ort für die Hauptstadt einer zukünftigen Dynastie bestimmt sei. Daher wurde am 29. November 1394 Hanyang zur Hauptstadt Koreas ernannt und mit dem Bau eines neuen Palastes, des Gyeongbokgung (Palast der Strahlenden Glückseligkeit), sowie Tempeln und Stadtmauern begonnen.


Heute gibt es dort keine Herrscher mehr  und die Parkanlage mit den zahlreichen Gebäuden steht für alle Besucher offen. Schon zu meiner Zeit waren zahlreiche Jugendlichen in dunklen Schuluniformen unterwegs. Sie begrüßten mich als Europäer sehr freundlich und machten bereitwillig Aufnahmen von uns mit meiner Kamera. Zu meiner Überraschung zu Hause waren die Bilder fast alle unscharf (trotzdem habe ich sie zur Erinnerung behalten). Offensichtlich gibt es im Palastgelände zahlreiche Motive, denn größere Schülergruppen hatten auch Zeichenblöcke dabei und wurden von einem Lehrer angeleitet. Auf diese Art und Weise setzen sich die Koreaner schon in jungen Jahren mit wechselhaften Geschichte auseinander. So etwas erlebten Jutta und ich auch während des Besuches der antiken Stätten in Ägypten - im Rahmen unserer Nilkreuzfahrt zum Jahreswechsel 2003/2004 (siehe Reisebericht "Ägypten" ). Auch dort besuchten Gruppen aus Kindergärten und Schulklassen mit Erwachsenen die Zeugen der ägyptischen Vergangenheit.

In einem Korea-Report (mit wunderschönen Fotos) eines jungen, deutschen Touristenpaares aus dem Jahre 2008 fand ich eine passende Information zu diesem Thema: "...Manchmal gehen sie (Bem.: die Jugendlichen) ordentlich paarweise von einer Sehenswürdigkeit zu der Anderen. Öfters laufen sie herum und umschwirren einen, bunt und flink wie Korallenfische. Dabei achten sie einerseits sichtbar darauf, einen nicht zu überrennen. Ein europäisches Gesicht komplett zu ignorieren, können sie andererseits auch nicht - "Hello!", "How are you?" und sogar "Handsome one!", kleines Fingerchen gen meinen Mann erhoben. Da die Kids ganz Gyeongbokgung beherrschen, waren wir nach ein paar Stunden ständigen Grüßens ziemlich überfordert. Also bewegten wir uns in Eilmarsch zwischen den Bauten, und versteckten uns möglichst schnell in den Innenräumen wieder...."
Genauso ging mir vor 30 Jahren! Am idyllischen Teich des Geunjeongjeon (Stadtplan Nr. 8) traf ich eine größere Gruppe Schüler in schwarzen Schuluniformen wieder, die mich regelrecht verfolgt hatten. Freundlich lächelnd stellten sie sich als Fotomotiv am kleinen See zur Verfügung. Ein weiteres, schönes Fotomotiv war der Eingangsbereich mit dem Geunjeongmaun (Stadtplan Nr. 3) und dem dahinterliegenden Geunjeongjeon (Stadtplan Nr. 2 - dem Thronsaal). Auf dem großen, freien Platz waren steinerne Stelen angeordnet. Dort mussten die einzelnen Teilnehmer der Audienz am Hof warten, bis sie vorgelassen wurden.
Im rechten Teil der Gartenanlage befand sich eine Pagode (ein  ursprünglich chinesischer oder japanischer Tempel), in dem sich heute ein Folklore-Museum befindet. In der schönen Parkanlage vor der Pagode konnte ich auch ältere KoreanerInnen diskret beobachten und im Foto festhalten. Auf dem Rückweg zum Hyatt Regency Hotel, das in der Nähe des Namsan-Berges oberhalb des Zentrums lag, begegneten mir wieder auffallend viele Kinder in deren typischen Schuluniformen. Eine größere Mädchengruppe fiel mir durch ihr sehr diszipliniertes Verhalten als Marschkolonne auf.

Zu Schlangen haben die Südkoreaner eine ganz besondere Beziehung: Sie essen sie gerne und sehen sie sich auch gerne im Rahmen einer Vorführung an. Dabei spielt auch wohl das Nervenkitzel mit der Giftschlange ein Rolle. Ein "Dompteur", den ich unterwegs beobachtete, führte zuerst Schlangen und dann ein Faultier vor. Sein kleiner Minizoo fand begeisterte Zuschauer. Schlangen sind offensichtlich nicht sehr leicht verdaulich und mussten deshalb erst in hölzernen, kleinen Behältern gegart werden.

Am Sonntag, den 21. Mai 1978, besuchte ich den Namsan Park in der Nähe meines Hotels. Der Park liegt am Fusse des Namsan Berges, der eine Höhe von 480 m (über Meereshöhe) hat. Auf den Gipfel führt eine Seilbahn. Ich nutze für die Gipfelbesteigung den serpentinenartigen Fussweg und dort gelangten mir bei ausgezeichnetem Sonnenschein interessante Bilder aus dem Alltagsleben der Koreaner.

Beim Namsan Park gibt eine große Bibliothek. Obwohl es Sonntag war, hatte sich bereits am Morgen eine größere Gruppe von Schülern in einer Reihe angeordnet, um eingelassen zu werden. Für die Versorgung der Kinder war ebenfalls gesorgt, denn ich entdeckte auch einen Stand, an dem Fladenbrote bereitlagen. Im Park herrschte zum Wochenende sehr viel Betrieb - was mir die Möglichkeit gab, zahlreiche Fotomotive zu finden. Und sehr illustrativ war auch der prächtige Springbrunnen der Anlage.

Da ich kein Koreanisch sprach, konnte ich nur vermuten, dass sich an einem schattigen Platz ältere Koreaner getroffen hatten, um in einer Art Sonntagsschule miteinander zu unterhalten. Auf jeden Fall sah es nicht nach "Klatsch und Tratsch" aus. Es ging alles sehr gesittet und diszipliniert zu. Ein älterer Koreaner kümmerte sich um die Müllkörbe (vielleicht war dies keine offizielle Tätigkeit, sondern war er nur auf der Suche nach etwas Verwertbarem - wie bei uns die Flaschensammler?) Und wieder hatte ich das Gefühl, ein Fremder zu sein. Das passierte mir auf meinen weltweiten Reisen ganz selten. Nur hier in Seoul konnte ich garnichts verstehen und die Schilder waren für mich unlesbar. Da half einem die Freundlichkeit der Kinder auch nicht weiter. Dazu kam die Sorge, nicht irgendwelche Tabus zu verletzen. Südkorea war eines der Länder, das ich als völlig fremd empfand und ich mich unwohl fühlte.

Die Wanderung zum Gipfel des Namsan Berges war für mich wie ein Kaleidoskop aus dem Alltagsleben der Südkoreaner (an einem Sonntag). Ich entdeckte Wahrsager (ein kleiner, dressierter Vogel im Käfig pickte kleine Zettel mit Deutungen aus einem Kasten), ein Mädchen verkaufte unverzollte Zigaretten, die auf einer Decke ausgebreitet waren und etwas weiter lagen getrocknete Tintenfische und andere undefinierbare Leckereien auf dem Boden. Dann entdeckte ich einen einsamen Mönch, der in dem Trubel - mitten auf dem Weg nach oben - stand und meditierte. Mehrere Maurer waren unterwegs dabei, die Seitenwand des Weges auszubessern. Für sie galt also nicht das Verbot der Sonntagsarbeit. Und auf dem Gipfel entdeckte ich zu meiner Freude ein Hochzeitspaar - allerdings trug die Braut kein weißes, sondern ein buntes (grün/rot) Kleid.

Nun hatte ich an diesem Wochenende bleibende Eindrücke gewonnen und auch zahlreiche DIA-Aufnahmen gemacht, die mir auch heute noch zur Verfügung stehen. Aber erst jetzt - nach mehr als 32 Jahren - gewinne ich im Rahmen meiner interessanten Tätigkeit als Reiseschriftsteller (ich möchte meine zahlreichen Reiseberichte gerne auch in Buchform veröffentlichen) den richtigen Zugang. Bei meinen über 700 Reisevorträgen von meinen "Reisen rund um die Welt" konnte ich etwas oberflächlicher vorgehen und die Bilder wirken lassen. Dazu kommt, dass ich heutzutage mit meiner Frau JUTTA reise, mit der ich bereits unterwegs die Eindrücke reflektieren kann. Sie plant bereits die nächsten Ausflug in die asiatische Kultur: im Mai kommenden Jahres wollen wir mit der Transsibirischen Eisenbahn nach PEKING reisen!

Fotos und Text: Klaus Metzger

Siehe auch BILDBAND: (SÜDKOREA - Begegnung mit der asiatischen Kultur)
                  BILDBAND: (CHINA - eindrucksvolle Geschichte..) 

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