Mittwoch, 18. August 2010

ARGENTINIEN - Land meiner Träume!



Meine Begegeisterung für die Iguazu-Wasserfälle
 In meiner Jugend las ich zahlreiche Bücher über Südamerika. Gürteltiere und Ameisenbären waren für mich eine besondere Spezies, die ich gerne in ihren südamerikanischen Ursprungsländern erleben wollte. Dagegen spielten Afrika und Asien oder Australien/Neuseeland so gar keine Rolle. Sehr nah an meinem Reiseziel war ich während meines Studiums als ich während der Semesterferien bzw. nach dem Ende des Studiums (ich hatte bereits einen Einberufungsbescheid zur Bundeswehr) auf einem Frachtschiff als Ingenieur-Assistent anheuern wollte. Dieses sollte mich nach Südamerika bringen. Daraus wurde aber nichts, denn einer meiner Dozenten fand mich besonders förderungswürdig und bat mich, eine Anstellung als Versuchsingenieur an seinem Institut für Mechanische Verfahrenstechnik an der Universität Karlsruhe anzunehmen. Was für mich bedeutete, dass ich endgültig vom Wehrdienst freigestellt wurde und damit aber auch die Südamerika-Reise "ins Wasser fiel".

Aber das "Südamerika-Schicksal" war mir doch gnädig! Als ich mich 1969 entschieden hatte, das Institut für Mechanische Verfahrenstechnik in Karlsruhe zu verlassen, wechselte ich aus der Forschung in die Industrie und zwar zum KRUPP Chemieanlagenbau nach Essen. Und dann kam eines Tages (am Mittwoch, den 22. März 1972) das bedeutungsvolle Gespräch beim Personalchef: "Herr Metzger, wir schicken Sie als Inbetriebnahme-Ingenieur nach Argentinien!". Dies sollten dann über 6 Monate (April bis September) werden. Meine damalige Frau ULLA war allerdings nicht bereit, mit unserem einjährigen Sohn JOCHEN mitzukommen, da ihr die hygienischen Verhältnisse in Argentinien nicht geheuer waren. Ich reiste also alleine mit mehreren Kollegen und wir bildeten die "sogenannte" Inbetriebnahme-Mannschaft.

Meinen ersten Flug habe ich in vollen Zügen genossen. Mit einem Zubringer-Flug ging es erst einmal von Düsseldorf nach Frankfurt. Am Samstagabend, den 15. April 1972, flogen wir dann mit der LUFTHANSA über Zürich in Richtung Südamerika. Bei einer Zwischenlandung (gegen 3 Uhr morgens - es war noch dunkel) in Dakar/Senegal bekam ich erstmals einen Eindruck vom "schwarzen Kontinent" (fast vierzig Jahre später konnte ich mit meiner zweiten Frau JUTTA in Kenia diese Eindrücke vertiefen). Danach flog die Maschine auf dem kürzesten Wege über den Atlantik, um dann bei Recife den südamerikanischen Kontinent zu erreichen. Da die Sonne in der Zwischenzeit aufgegangen war und über der brasilianischen Küste ideale Sichtverhältnisse herrschten, konnte ich den Weg des Flugzeugs südwärts bis nach Buenos Aires sehr gut verfolgen. Gegen 10 Uhr morgens tauchte dann der berühmte Rio de la Plata (Reisetipp "Rio da la Plata") auf und kurz danach landete unsere Maschine ohne Schwierigkeiten auf dem Flughafen Ezeiza vor der Haupstadt Buenos Aires.

Wie ich es bei späteren Geschäftsreisen immer wieder erlebt habe, war niemand von unserer Firma da, der uns vom Flughafen nach La Plata (in 56 km Entfernung) brachte. Wir kannten unser Hotel Gran Provencial in La Plata (Reisetipp "La Plata") und nannten dies einem Taxi-Fahrer als Ziel. Es war Sonntag und wir trafen dort zufällig einen Kollegen aus der Inbetriebnahme-Mannschaft, der bereits früher angereist war. Er war uns beim Einchecken behilflich. Am nächsten Morgen - einem Montag - wurden wir mit einem Kleinbus abgeholt und zur Anlage gebracht. Diese befand sich ca. 10 km westlich vom Stadtzentrum. Sie stand neben einer Polyesterfaser-Fabrik, die bereits in Betrieb war, und sollte den erforderlichen Rohstoff DMT erzeugen. Das damalige Investitionsvolumen für diese petrochemische Anlage betrug ca. 15 Millionen DM.

Sehr schnell stellten wir fest, dass die Montagearbeiten überhaupt noch nicht abgeschlossen waren. Unsere Kollegen von der Montage-Mannschaft, die seit über 2 Jahren mit ihren Familien vor Ort waren, mussten anfänglich größere Schwierigkeiten (z.B. mit dem Zoll) überwinden und kamen so in Zeitverzug. Die Inbetriebnahme-Mannschaft - also uns - zu früh anzufordern, war eine politische Entscheidung. In der Folge hatten wir eine normale 40-Stunden-Woche mit freien Wochenenden. Erst ab Anfang Juli konnten wir mit der Inbetriebnahme der DMT-Anlage beginnen - was ein Schichtbetrieb rund um die Uhr bis Anfang September (dem Zeitpunkt der Rückreise) bedeutete.

So hatte ich reichlich Zeit, mich zu akklimatisieren. Im ausgezeichneten Restaurant meines Hotels Gran Provenvial fand ich es sehr bedauerlich, meine gewünschten Gerichte "zeigen" zu müssen. Das Personal verstand kein Englisch und ich sprach - noch - kein Spanisch. Deshalb nahm ich Kontakt mit einer Sprachschule in La Plata auf und fand eine jüngere Lehrerin, die mich in Spanisch unterrichtete - aber kein Deutsch sprach. So lernte ich also eine neue Fremdsprache mit Hilfe meiner englischen Sprachkenntnisse.

Über die Kontakte mit der Sprachschule lernte ich weitere Argentinier kennen, die mir halfen, mich in das Leben in La Plata zu integrieren und mich für Land und Leute zu interessieren. Da ich in den ersten drei Monaten die Wochenenden frei hatte, nutzte ich diese für meine Reisen, um Argentinien näher kennenzulernen. Die jeweiligen Flugtickets finanzierte ich mit meinen Spesen. Mein erstes Ziel war Anfang Mai die am Fuße der Anden gelegene Weinmetropole MENDOZA. Von dort wollte ich eine Tour in die Anden zur chilenischen Grenze unternehmen. Ich fuhr am Freitagnachmittag mit dem Bus von La Plata nach Buenos Aires zum Stadtflughafen (Aeroparque Jorge Newberry). Alles klappte problemlos und die Caravelle der AEROLINAS ARGENTINAS sollte gegen 21 Uhr 30 in Mendoza (Reisetipp "Mendoza") landen. Gegen 21 Uhr wurde die Maschine sehr unruhig und ging in den Sturzflug über. Ich saß in einer der hinteren Reihen und sah mein letztes Stündlein gekommen ("mit 28 Jahren wirst Du nicht besonders alt"). Und plötzlich hatte der ganze Zauber ein Ende: wir waren ordnungsgemäß gelandet.

Aber wie sich sehr schnell herausstellen sollte, nicht in Mendoza, sondern in San Juan. Dies war auch zwei jungen Männern nicht klar, die in ihren Anoraks eindeutig als Deutsche zu erkennen waren. Sie waren bereits ins Taxi eingestiegen und nannten ihr Hotel. Nach einigem Hin und Her teilte der Taxifahrer ihnen mit, daß Mendoza noch ca. 150 km entfernt liegen würde. Ich stand am Ausgang des Flugzeugs an der Gangway und genoß nach der ganzen Aufregung etwas frische Luft. Mit den beiden "Rückkehrern" kam ich sofort ins Gespräch. Beide waren als Ingenieure bei SULZER und MERCEDES-BENZ in Buenos Aires tätig. Sie sprachen - im Gegensatz zu mir - hervorragend Spanisch und wir unternahmen die Tour in die Anden gemeinsam. 
 
Unsere erste Tour am Samstag galt der näheren Umgebung von Mendoza. Von der Anhöhe hatte man einen herrlichen Blick über die Weinberge, in denen der weltbekannte Mendoza-Wein bei einem sehr angenehmen, trockenen Klima seine volle Reife erlangt. Deshalb war auch der Besuch eines Weingutes der krönende Abschluss des ersten Tages. An dieser Stelle ist es sinnvoll, einiges über den argentinischen Wein zu schreiben, den ich sehr geschätzt habe. In allen Restaurants, die ich besuchte, bestellte ich "Vino tinto de la casa" (roter Hauswein), zu dem zusätzlich Wasser serviert wurde. Das Mischungsverhältnis konnte man selbst bestimmen. Dazu wurde ein Korb mit knusprigem Weißbrot serviert. So ließ sich die Wartezeit bis zum Hauptgericht sehr gut überbrücken. Das Hauptgericht war natürlich: Steak (bife de lomo - Filetsteak oder bife de chorizo - Rumpsteak). Dazu gab es Pommes Frites (papas fritas) und gemischten Salat (ensalada mixta). So konnte man sich wie "Gott in Argentinien" fühlen. Leider nicht immer! Denn jede zweite Woche gab es aus Exportgründen kein Steak. Dann mußte ich auf Brathähnchen (pollo) umsteigen und freute mich auf die folgende Woche. Einen Reinfall erlebte ich auch als ich gegrillte Würste mit gegrillten Därmen verwechselte, die wie Kaugummi schmeckten.

Mendoza liegt am Fuße der Anden und ist der Ausgangspunkt für interessante Touren bis zur chilenischen Grenze bzw. bis nach Chile. Es befindet sich ca. 1.000 km westlich von Buenos Aires. Durch Bewässerung entstand dort eine grüne Oase mit Weingärten (der Mendoza-Wein wird weltweit exportiert) und Obstbäumen. Mendoza wurde 1561 von Spaniern gegründet, die von Chile kamen. Der Weg nach Chile (entweder mit der Bahn oder dem Auto/Bus) führt über Puente del Inca. Diesen Weg benutzten auch die Spanier (und später der Befreier von Argentinien, Chile und Peru, General San Martin) und nannten ihn "Camino de los Andes". Auf der gegenüberliegenden Seite des Tales hat man einen ausgezeichneten Blick auf den schneebedeckten ACONCAGUA (6.958 m Höhe). Dieser wurde erstmals 1897 von Vines und Zurbriggen bestiegen (Fitzgerald-Expedition). Weiter geht die Tour bis zum Grenzßpaß "LE CUMBRE" in 3.855 m Höhe. Dort befindet sich auch das Denkmal Christo Retendor (es wurde von argentinischen Arbeitern aufgestellt). Der Weg des Zuges geht über den Tunnel von Paramillo de las Cuevas. Er befindet sich auf einer Höhe von 3.185 m und ist 3.187 m lang. Am Ausgang des Tunnels liegt Chile.

Früh am Sonntagmorgen begann in Mendoza unsere Tour in die Anden. Es war sehr kühl bei strahlend blauem Himmel. Unterwegs sahen wir eine Gruppe von Indios, die sich an einem offenen Feuer aufwärmten. Der erste Stopp war an der "Puente del General San Martin". Die Brücke hat ihren Namen nach dem argentinischen General San Martin (Reisetipp "General San Martin"), der 1817 mit 3.500 Mann und 2.000 Mulis auf dem bereits genannten "Camino de los Andes" über die Anden nach Chile zog, um das Land von den Spaniern zu befreien. Da teilweise Eis- und Schneefelder überquert werden mussten, ließ er den Mulis Steigeisen anlegen. Unsere Tour fand Anfang Mai, also im  Herbst auf der Südhalbkugel, statt und war bis zum Grenzpaß "Le Cumbre" schneefrei. Die gebirgige Landschaft war ohne Bewuchs und beeindruckte durch die unterschiedlichen Farbschattierungen. Man konnte sehr gut die Schwierigkeiten General San Martins bei der Andenüberquerung nachvollziehen.


Die nächste Attraktion war die PUENTE DEL INCA (Inka-Brücke). Sie liegt 160 km von MENDOZA entfernt in den Anden auf 2.718 m Höhe. (Reisetipp "Puente del Inca") Die Naturbrücke gehört zu den besonderen Attraktionen in Südamerika und fasziniert durch ihre unterschiedlichen Farbtöne. In einer Höhe von 19 m überbrückt sie den Rio Mendoza, hat eine Spannweite von 21 m und eine Breite von 27 m. PUENTE DEL INCA ist der beste Ausgangspunkt für Exkursionen in die höheren Andentäler.  Man kann von PUENTE DEL INCA auch ins Basislager des ACONCAGUA (6.958 m Höhe) gelangen.

In der Nähe der "Inka-Brücke" begegnete uns die Andenbahn, die mit Güterwagen in Richtung Mendoza unterwegs war. Die Gefährlichkeit der Bahnroute im Winter konnte man gut am Grenzpaß "Le Cumbre" erkennen, denn dort waren die Bahnschienen durch Lawinenschutz-Abdeckungen gesichert. Auf dem Serpentinen-Weg nach oben entdeckten wir am Berghang die Reste eines abgestürzten Flugzeuges. Nach Aussage des Reiseleiters soll es sich um Bankräuber gehandelt haben, die mit ihrer Beute nach Chile flüchten wollten. Alle Insassen sollen getötet worden sein und die gestohlenen Geldscheine hat der Wind in der Gegend verteilt (eine interessante Geschichte!?). Am 13. Oktober 1972 (also nach meiner Rückkehr nach Deutschland) stürzte ein Flugzeug auf dem Flug von Mendoza nach Santiago de Chile mit der Rubgy-Mannschaft von Uruguay in 4.000 m Höhe bei sehr schlechtem Wetter ab.  Von 45 Passagieren wurden nach 72 Tagen 16 Personen lebend gerettet. Da den Überlebenden die Lebensmittelvorräte ausgingen, aßen sie Fleisch von ihren toten Kameraden.


Am Reiseziel an der Grenze nach Chile fanden wir das von argentinischen Arbeitern errichtete Denkmal Christo Retendor. Es soll dem Frieden zwischen Argentinien und Chile dienen und trägt deshalb die Inschrift (frei übersetzt): "Diese Berge werden eher zusammenstürzen, bevor die Menschen von Argentinien und Chile den Frieden brechen, den sie am Fusse des CHRISTO RETENDOR geschworen haben". Der argentinische Grenzort mit der Paßkontrolle liegt in LAS CUEVAS, der auch als kleiner Ski-Ort bekannt ist. Dort beginnt die Serpentinen-Straße auf den Paß. (Reisetipp "Puerto de la Cumbre")


Auf dem Grenzpaß wehte sowohl die argentinische als auch die chilenische Flagge. Dort machte ich auch eine Aufnahme von meinen beiden Freunden, die ich auf dem Flug nach Mendoza kennengelernt hatte. Vier Jahre später (1976) war die Machtübernahme der argeninischen Militärs, die damals auch zahlreiche Deutsche verhaftet haben (über 100 Deutsche sollen spurlos verschwunden sein). Was wohl aus meinen deutschen Freunden geworden ist? Ich war in diesem Jahr 1976 auf einer mehrwöchigen Reise durch CHILE und konnte dort die chilenische Militärdiktatur vor Ort erleben. Ich hatte auch in Santiago de Chile zu tun - also nicht allzuweit vom Christo Retendor (wo ich mich 4 Jahre früher befand). Aber das wird ein anderer - interessanter - Reisebericht werden.

Natürlich nutzte ich auch die Gelegenheit, in Tagesausflügen die nähere Umgebung von La Plata zu erkunden. So wählte ich bereits eine Woche nach meiner Ankunft den arbeitsfreien Samstag (am 22. April 1972), um mit einem älteren, erfahrenen Kollegen das TIGRE-Delta (Reisetipp "Tigre") nördlich von Buenos Aires zu besuchen. TIGRE liegt im Mündungsdelta des Rio de la Plata mit zahlreichen Flüssen und Bachläufen. Es gehört noch zu BUENOS AIRES und ist ca. 30 km vom Zentrum in nördlicher Richtung entfernt. Dort befinden sich zahlreiche Ruder- und Yachtclubs. Regatten werden im November und März am Lujan-Fluß (der in den Rio de la Plata mündet) veranstaltet. Mehrere "Ferienclubs" und ausgezeichnete Restaurants haben sich an der Ufer-Front etabliert. Mit einer direkten Fähre kann man auch nach Uruguay gelangen. Vom Busbahnhof in La Plata (gegen 8 Uhr) startete der Ausflug ins 56 km entfernte Buenos Aires. Vom zentralen Retiro-Bahnhof (Estacion Retiro) in Buenos-Aires fuhren wir mit der Bartholome Mitre Bahn (Rapido) ins Mündungsdelta. Nach einer interessanten Zugfahrt durch die Nobelorte Olivos, San Isidro und San Fernando erreicht wir nach ca. 35 min den Bahnhof von TIGRE. Dort wechselten wir in eines der Besichtigungsboote über (unterwegs bestanden Ein- und Aussteigemöglichkeiten).

In TIGRE ist die Versorgung auf das Leben am Fluß eingestellt. Eine Tankstelle kann mit Booten angefahren werden und ein "mobiler" Kaufmann bietet seine Waren auf einem schwimmenden Laden-Boot an. Es gibt ein Foto, das mein Reisebegleiter aufgenommen hat und mich vor einer größeren, freiwachsenden Bananenpflanze zeigt - die erste Begegnung dieser Art. Es sollten auf meinen weiteren Reisen noch zahlreiche folgen. Auf dieser Tour habe ich erfahren, wie einfach ich von La Plata nach Buenos Aires kommen kann (meine Flugreise vom Stadtflughafen nach Mendoza erfolgte am darauffolgenden Wochenende). Deshalb unternahm ich bis zum Beginn der Inbetriebnahme der DMT-Anlage und dem Schichtbetrieb rund um die Uhr (Anfang Juli 1972) zahlreiche Tagesausflüge in die lebendige und interessante argentinische Hauptstadt Buenos Aires.

Auf dem Weg zu Fuß vom Busbahnhof in Buenos Aires (beim Retiro-Bahnhof) zum Stadtzentrum kam ich am Englischen Turm (Torre de los Ingleses) vorbei. Die Engländer spielten eine bedeutende Rolle bei der Transformation Argentiniens in einen modernen Staat. Im Jahre 1851 erreichte Dampfschiff ESK der Royal Mail den Hafen von Buenos Aires. Sie bauten das argentinische Eisenbahnnetz, von dem 52.000 km vom Staat übernommen wurden und 32.000 km im englischen Privatbesitz waren. Im Jahre 1954 als nahezu alle britischen Unternehmen verstaatlicht waren, gab es 11.425 Britische Bürger und die Britische Gemeinde ist die größte außerhalb des Commonwealth. Diese schenkten den Argentiniern den Uhrenturm, der auf dem Plaza Britannica steht. (Reisetipp "Englischer Turm")


In der Nähe des Plaza San Martin (mit dem Denkmal des argentinischen Befreiers) imponierte mir das Cavannagh-Hochhaus (Edificio Cavannagh). Das Cavannagh-Haus (Reisetipp "Cavannagh-Haus") wurde 1934 von mehreren Architekten im Auftrag von CORINNA KAVANAGH gebaut. Zur Zeit der Fertigstellung 1936 war es das höchste Gebäude Südamerikas. Heute ist es ein historisches Denkmal und ein architektonisches Meisterwerk. Das Hochhaus faszinierte mich sofort, und ich wollte vom obersten Stockwerk ein Panorama-Foto von Buenos Aires "schießen". Leider befinden sich in diesem Gebäude nur Luxus-Wohnungen, die mit dem Fahrstuhl erreichbar sind. Zu dem Fahrstuhl gelangte ich ohne Schwierigkeiten. Als ich aber im obersten Stockwerk aus dem Fahrstuhl ausstieg, stand ich in einer eindrucksvollen Appartement-Wohnung. Mir blieb nur der Rückzug in den Fahrstuhl übrig - leider ohne Fotos!

Über die FLORIDA gelangte ich zum berühmten Plaza de Mayo mit dem Präsidentenpalast (Casa Rosada). Die FLORIDA ist das traditionelle Einkaufszentrum (Reisetipp "La Florida") der Stadt. Für elegante "Shopping-Touren" ist sie der ausgezeichnete Ausgangspunkt im Stadtzentrum - insbesondere am späten Nachmittag. Die FLORIDA trifft in westlicher Richtung auf die Prachtstraße AVENIDA DE MAYO (die wiederum im Süden am PLAZA DE MAYO beginnt und im Norden am Kongress-Gebäude endet). Als Fußgängerzone ist die FLORIDA für das gemächliche und entspannte Flanieren bestens geeignet. Als argentinisches Souvenir sind Lederwaren besonders empfehlenswert. Für meine Frau und mich habe ich je einen Ledermantel zur Erinnerung in der FLORIDA gekauft.

Am Plaza de Mayo befindet sich das CABILDO. Das Cabildo (Reisetipp "Cabildo") war in der Kolonialzeit der Sitz der Regierung mit den Stadtverordneten. Es wurde 1711 gebaut und danach mehrmals umgebaut. Die Originaleinrichtung und die Möbel wurden 1940 hergerichtet und man hat das Gebäude zum nationalen Monument benannt. Es beherbergt heute ein historisches Museum und enthält Möbel, Gemälde und Dokumente über die Revolution im May 1810. Ich habe das Museum besucht und war beeindruckt. Vom Plaza de Mayo hat man einen sehr schönen Blick auf das Kongreß-Gebäude mit der Wasserfontäne an der Avenida de Mayo. Der Obelisk an der Prachtstraße  Avenida 9 de Julio, die parallel zur Forida verläuft, war ebenfalls nicht zu übersehen.


Ein Spaziergang am Ufer des Rio de la Plata in nördlicher Richtung vermittelte einem die Breite dieser Flußmündung in den Atlantik. Irgendwo da draußen mußte also das Wrack des Panzerschiffes Graf Spee liegen. Gleich zu Beginn des 2. Weltkrieges hatte der Kapitän in auswegloser Lage das Schiff selbst versenken lassen. Die gesamte Mannschaft konnte nach Buenos Aires ins neutrale Argentinien flüchten. Kürzlich las ich den Nachrichten, dass das Schiff gehoben werden soll, um eine Gedenkstätte zu errichten. Ich kam auch am Stadtflughafen vorbei und entdeckte im Außengelände des Flugzeugmuseums zwei interessante Flugzeuge: eine JU 52 und einen Lancaster-Bomber. 239 englische und kanadische Bomber dieses Typs waren an der Zerstörung meiner Heimatstadt Hildesheim am Nachmittag (gegen 14 Uhr - es dauerte nur 10 min) des 22. März 1945 beteiligt.

Auf all meinen Erkundungstouren  durch Buenos Aires kam ich immerwieder am Hafen vorbei und verdeutlichte mir, dass hier vor dem 2. Weltkrieg die Dornier-Wasserflugzeuge gelandet sind, die von Katapultschiffen vor der Küste Afrikas gestartet wurden. Und dann sah ich einen Gebäudekomplex, dessen Bedeutung ich mir damals nicht erklären konnte. Erst als Hobby-Historiker (ab 2000) befasste ich mich mit dem weltbekannten Judenretter OSKAR SCHINDLER, der in meiner jetzigen Heimatstadt HILDESHEIM seine letzten Lebensjahre unter Freunden verbracht hat und hier am 9. Oktober 1974 verstorben ist. Seit 2011 gibt es in HILDESHEIM die OSKAR-SCHINDLER-Gesamtschule.

Zu meiner Überraschung führten mich meine damaligen Recherchen wieder nach Argentinien, denn dort hat er von 1949 bis 1957 mit seiner Frau, Emilie Schindler, gelebt. Um Lastenausgleichs-Forderungen durchsetzen zu können, musste er 1957 wieder nach Deutschland (nach Frankfurt am Main). Seine Frau blieb unter ärmlichen Verhältnissen zurück in Argentinien. Was mich sehr überraschte: sie lebte nicht allzuweit von La Plata enfernt und zwar in San Vicente (ca. 40 km in westlicher Richtung gelegen). Nur war das alles damals als junger Ingenieur kein Thema für mich. Emilie Schindler starb im Oktober 2001 auf einer Reise in Deutschland. Dies habe ich damals mit großem Bedauern gelesen.

Neben seiner Zeit in Hildesheim begann ich mich aus naheliegenden Gründen auch für Oskar Schindler's Leben in Argentinien zu interessieren. Als "Judenretter und Vaterlandsverräter" muß er dort große Schwierigkeiten mit den zahlreichen NS-Kriegsverbrechern gehabt haben, die nach dem Kriege nach Argentinien geflohen sind (Eichmann, Barbie, Mengele usw.). Über Dr. Zuroff vom Büro des Simon Wiesenthal Centers in Jerusalem  erfuhr ich vom argentinischen Historiker UKI GONI, der über die ODESSA (Organisation der ehemaligen SS-Angehörigen) und die Fluchthilfe für die NS-Kriegsverbrecher geforscht und geschrieben hat ("The Real ODESSA. How Peron brought the Nazi War Criminals to Argentina" Granta Publications, London, 2002). Im Hotel de Inmigrantes am Hafen der Einwanderungsbehörde fand er ein Geheimarchiv mit den kompromittierenden Einreise-Dokumenten der NS-Kriegsverbrecher. (ODESSA)

Das war also dieser Gebäudekomplex, der nach langer Zeit für mich plötzlich an Bedeutung gewinnen sollte, denn dort vermute ich auch die Unterlagen über die Einwanderung Oskar Schindler's im Jahre 1949. Ich plane mit meiner jetzigen Frau JUTTA einen längeren Aufenthalt in Argentinien, um einerseits mit ihr auf meinen alten Spuren von 1972 zu wandeln und andrerseits über die Zeit Oskar Schindler's in Argentinien detailliert zu recherchieren und darüber zu schreiben. Für die Forschungsansätze bin ich dem argentinischen Historiker Uki Goni sehr dankbar.

So verfolgt mich Argentinien - genauso wie Oskar Schindler - bis an mein Lebensende! Aber nun zurück zu meinen "Traumreisen" im Jahre 1972, denn ich hatte sehr schnell erkannt: es ging in Argentinien wirklich ein Traum für mich in Erfüllung. Mit einem Ingenieur-Kollegen, der mit seiner Frau und seinem Sohn schon über zwei Jahre in La Plata lebte und arbeitete, flog ich Ende Mai 1972 für ein verlängertes Wochenende zu den berühmten Iguazu-Wasserfällen im Drei-Länder-Eck Argentinien, Brasilien und Paraguay. Wir landeten zuerst in Posadas am Rio Parana, da wir am nächsten Tag die verfallene Jesuiten-Station San Ignacio Mini mitten im Urwald besichtigen wollten.

Da die Besichtigung am Nachmittag geplant war, fuhr ich am Morgen mit der Fähre über den Rio Parana nach Encarnacion, das am anderen Ufer in Paraguay liegt. Ich kam in eine völlig andere Welt, mit sehr viel Armut, Schmutz und Dreck. Um einen Eindruck zu gewinnen und verdeckt fotografieren zu können, organisierte ich ein Taxi, das dem Standard in Paraguay entsprach: einem Pferdegespann mit einem geschlossenen Änhänger. Es war sehr erschütternd und ich war froh als ich mit der Fähre wieder ins "zivilisierte" Argentinien zurückkehrte.

Nicht weit von POSADAS (am Rio Parana) liegt die verfallene Jesuiten-Mission SAN IGNACIO MINI, (Reisetipp "San Ignacio Mini") die die Mönche für die GUARANI-Indianer im Jahre 1609 gegründet haben (daher stammt auch der Name der Provinz Misiones). Ein quadratischer Platz von ca. 100 m Seitenlänge wird in den Richtungen Norden, Osten und Westen von 30 Steingebäuden aus Sandstein flankiert. Über den nahegelegenen Fluß Rio Parana wurden die unbearbeiteten Steine herangebracht. Die Dächer existieren nicht mehr. Die öffentlichen Gebäude befinden sich auf der Südseite und sind bis zu 10 m hoch. Die Kirche in der Mitte des Platzes (eine Ruine) wurde im Jahre 1724 fertiggestellt. Im Jahre 1614 lebten 2.000 Indianer in der Mission. Im Jahre 1767 mußten die Jesuiten aufgrund einer Intrige kreolischer Großgrundbesitzer beim Vatikan Südamerika und auch Spanien verlassen. Danach verfiel die Mission. Im Jahre 1810 war sie verlassen. Die Siedlung wurde 1897 wiederentdeckt. Im Jahre 1943 erklärte der argentinische Staat die Jesuiten-Mission zum historischen Denkmal. Der Besuch dieser Anlage war sehr beeindruckend, denn er vermittelte einen Eindruck der großartigen Gemeinschaftsleistung und der künstlerischen Fähigkeiten der Indianer. Seit 1984 gehört San Ignacio Mini zum UNESCO-Weltkuturerbe.

Mit einem zweimotorigen Propeller-Flugzeug flogen wir am späten Nachmittag weiter nach Iguazu (Entfernung von Posadas ca. 350 km). Die Landschaft, die wir überflogen, bestand aus undurchdringlichem Urwald. Der kleine Flughafen, der mitten in diesem Dschungel lag, war erst kürzlich mit einer betonierten Piste versehen worden, damit auch Düsenflugzeuge landen konnten. Das Begrüssungskomitee bestand aus drei einheimischen Kindern, die schon einige Zeit kein Wasser, geschweige denn Seife gesehen hatten. Dafür war der überraschende Blick aus dem Hotelzimmer umso eindrucksvoller: eine wunderschöne subtropische Landschaft mit dem Rio Iguazu im Hintergrund. Nun fühlte ich mich in meinem Traumland angekommen - so hatte ich mir Südamerika immer vorgestellt.

Zur Einstimmung unternahm ich einen Spaziergang durch den kleinen Ort Puerto Iguazu. Es war eine sehr schöne Abendstimmung und das warme Sonnenlicht gab dem Eindruck einen besonderen Reiz. An der Ablegestelle der Fähre am Rio Iguazu nach Foz de Iguazu (Brasilien) beobachtete ich zahlreiche Brasilianer, die in großen Mengen Grundnahrungsmittel, wie Mehl usw. preisgünstig in Argentinien eingekauft hatten. Und dann entdeckte ich zwei junge Touristinnen, mit denen ich ins Gespräch kam. Es waren beides Deutsche, die schon längere Zeit in Südamerika unterwegs waren. Das imponierte mir, denn dieselben Wünsche hatte ich schon lange gepflegt. Soweit ich mich erinnere, stammte ein Mädchen aus der "WOLF Bergstrasse - Dynastie (Fischli)".


Auf der gegenüberliegenden Seite am Rio Iguazu entdeckte ich die Anlagestellen für die Fähren, die auf verschiedenen Höhen angeordnet waren. So konnten diese auch bei unterschiedlichen Wasserständen die brasilianische Seite Foz de Iguazu erreichen. Auch in Puerto Iguazu sah ich zahlreiche Brasilianerinnen, die in großen Mengen eingekauft hatten und auf den Abtransport zur Fähre warteten. Diese Eindrücke erinnerten mich an mein Abenteuer, das ich bei der Überquerung des Rio Parana von Posadas nach Encarnacion (Paraguay) erlebt hatte.

Nach diesen Impressionen und schönen Aufnahmen mit der untergehenden Sonne begab ich mich wieder in mein Panoramic Grand Hotel. zurück. Dort hörte ich Guitarrenmusik und einen Chor interessanter Stimmen. Gab es hier eine "Pena folklorica"? Nein, es war eine Schulklasse junger Mädchen aus Buenos Aires, die im Beisein argentinischer Guitarrenspieler einen angenehmen Abend bei einem Glas Wein verbrachten. Auch ich wurde sofort eingeladen, mitzusingen. So beschloß ich einen eindrucksvollen Tag in einer gastfreundlichen Umgebung. Es sollte noch viel schöner werden!

Am Sonntagmorgen musste mir mein deutscher Reisebegleiter leider mitteilen, dass sein Sohn krank geworden sei und das Hotelzimmer hüten müsse. Seine Frau blieb bei dem kranken Patienten. Unsere Besichtigungstour mit dem Bus begann in Paraguay mit einen hervorragenden Blick auf die Mündung des Rio Iguazu in den Rio Alto Parana. Den Rio Alto Parana aufwärts befindet sich heute das riesige Wasserkraftwerk ITAIPU PARANA, mit dem Strom für Brasilien und Paraquay erzeugt wird. Damals wurde daran gebaut.

Die Wasserfälle von IGUAZU sind die größten der Welt und liegen mitten im Dschungel von Südamerika. (Reisetipp "Iguazu Wasserfälle in Brasilien") Bei PUERTO IGUAZU mündet der RIO IGUAZU in den RIO ALTO PARANA. Dort befindet sich auch das Dreiländereck "Argentinien/Brasilien/Paraguay". Stromaufwärts (am RIO IGUAZU) in einer Entfernung von 19 km liegen die atemberaubenden Wasserfälle. Sie erstrecken sich über eine Breite von 4 km und haben eine Fallhöhe von 60 m (10 m höher als die NIAGARA-Fälle). Die "gewaltigen" Wasserfälle können auf der brasilianischen Seite bewundert werden. Auf der argentischen Seite kann man mit dem Boot an die kleineren Wasserfälle gelangen. Für die Besichtigung sollte man sich zwei Tage Zeit nehmen und in PUERTO IGUAZU oder in den Hotels an den Wasserfällen übernachten. Dies einmal zur Einführung (mein entsprechender Reisetipp aus: www.holidaycheck.de).


Nach diesem ersten Eindruck fuhren wir zur brasilianischen Seite der Wasserfälle, wo man - für meinen Geschmack - die besten Eindrücke dieser unglaublichen Wassermassen gewinnen konnte. Und dabei waren wir zu einer Jahreszeit unterwegs, zu der der Rio Iguazu relativ wenig Wasser führte. Ich liebe Regenbögen. Hier konnte ich wunderschöne Regenbogen-Aufnahmen machen. Mein Freund war mit seiner Filmkamera und seinem Fotoapparat beschäftigt und kam mächtig ins schwitzen. Ich sah die Dinge gelassener und genoß die unbeschreiblichen Bilder, die ich natürlich auch fotografierte. Über Holzstege kam man relativ nah an den "Abgrund" bzw. hatte einen besonderen Blick auf die "Kaskaden". Imposant war das Hotel CATARATAS auf der brsilianischen Seite.

Am Montagmorgen war der Sohn wieder wohlauf und wir besuchten nun die argentinische Seite der IGUAZU-Wasserfälle. (Reisetipp "Iguazu-Wasserfälle in Argentinien") Der erste Blick galt wieder dem Hotel CATARATAS auf der brasilianischen Seite, denn dort landete gerade ein Flugzeug. Nun bestand die Möglichkeit, mit einem flachen Boot (mit einheimischem Bootsmann und Bootsmotor) bis an die Kante der Wasserfälle zu fahren. Die letzte Strecke mußten wir auf Stegen zurücklegen, die auch den niedrigen Wasserstand bestätigten. Es war schon ein besonderes Gefühl, den Naturgewalten so nahe sein zu können.

Unser einheimischer Fahrer, der uns die interessanten, kleinen Wasserfälle auf der argentinischen Seite zeigte, führte uns abschließend noch in den Nationalpark von IGUAZU (Parque National IGUAZU). Wildwuchernder Urwald mit langen Lianen vermittelten uns einen tropischen Eindruck. Und wieder waren es Bananenstauden, die meinen Interesse weckten. Deren Blätter waren so groß, dass man sie als Regenschutz verwenden konnte. Und nun fing wirklich zu regnen an. Es wurde immer schlimmer. Aber als wir am Flughafen auf unser Flugzeug für den Rückflug warteten, hörte der Regenschauer plötzlich auf.

Da der Pilot beim Anstieg die IGUAZU-Wasserfälle in einer Kurve überflog, gelang mir ein herrliches Panoramo-Foto von diesem Naturereignis. Ganz anders lernte ich zwei Jahre später (1974) die NIAGARA-Fälle in den USA kennen. Es war der Monat Februar und tiefster Winter. Entsprechend zeigten sich auch die Wasserfälle: nahezu eingefroren. Der Besuch des französischen Forts NIAGARA am Ausgang zum ONTARIO-See vermittelte mir einen Eindruck von Kälte, wie ich sie bisher nicht gekannt hatte. Gottseidank hatte ich meine russische Pelzmütze dabei, die ich in diesem kalten Winter meiner Frau  JUTTA vererbt habe.

Es gibt noch einen Wasserfall in meiner "Sammlung": den "Rheinfall von Schaffhausen"! Mein erstes Abenteuer in jungen Jahren (15) war eine 14-tägige Radtour mit drei Freunden zum Bodensee. Mit meinem Zelt übernachteten wir auf Campingplätzen unterwegs. Nach einem mühseligen Schwarzwald-Aufstieg landeten wir wohlbehalten in der Schweiz, um dort den berühmten Rheinfall zu besichtigen. Fast 50 Jahre später war ich wieder in Schaffhausen. Diesmal mit meiner Frau JUTTA und nach einer 5-stündigen Zugfahrt mit dem Startpunkt "TITISEE" im Schwarzwald. Wir verbrachten dort eine Urlaubswoche und konnten mit unserer Kurkarte sehr günstig die Verkehrsmittel (Bus, Bahn) nutzen. Nun fehlen nur noch die VICTORIA-Fälle in Afrika. Wie ich JUTTA kenne, stehen diese bereits auf ihrer Wunschliste.

Anfang Juni 1972 unternahm ich am Wochenende alleine eine dreitägige Reise, die mich nach Bolivien führen sollte. Es war mein letzter Inlandsflug in Argentinien. Danach sollte nur noch eine Busreise nach Bahia Blanca folgen. Der Weg nach Bolivien wurde zu einer richtigen Herausforderung und gab mir einen Eindruck über das unveränderte Leben der Indios in den Anden. Wieder ging es vom Stadtflughafen in Buenos Aires mit dem Flugzeug nach Salta. Im örtlichen Reisebüro organisierte ich eine Besichtigung der Umgebung von Salta und eine Tour nach CACHI. (Reisetipp "Indio-Dorf Cachi")

Das Indianer-Dorf CACHI, das in den Vor-Anden liegt, kann an einem halben Tag von SALTA (90 km Distanz) aus erreicht werden. SALTA liegt auf 1.190 m Höhe und wurde 1582 gegründet. Die Strasse nach CACHI ist nicht geteert und man muß deshalb die Frontscheibe gegen Steinschlag bei Gegenverkehr schützen (bei der anschließenden BOLIVIEN-Tour benutzte der Taxifahrer eine Plexiglasscheibe, die er mit Saugnäpfen befestigte). Das wüstenartige Anden-Vorland variert unwahrscheinlich in den Farbtönen. Die Bevölkerung besteht größtenteils aus Coya-Indianern, die regional unterschiedliche Ponchos tragen. Imposant sind die riesigen Kandelaber-Kakteen, die man unterwegs bewundern kann. Die Kirche in CACHI wurde von den spanischen Padres gebaut, die über Bolivien nach 1550 in diese Gegend kamen. Die Coya-Indianer in CACHI sind - ähnlich wie diese in Bolivien - sehr scheu und lassen sich nur ungern fotographieren (manchmal klappt es mit einer Trinkgeld-Zahlung).

Genauso wie ich es in meinem Reisetipp beschrieben habe, erlebte ich diesen Ausflug nach CACHI. Wir waren 4 Teilnehmer und der Fahrer holte uns am Morgen mit seinem Kleinbus vom Hotel ab. Unterwegs fiel mir sehr schnell auf, dass hier in den Anden große Kandelaber-Kakteen wuchsen. Diese Region lag ja auch ca. 1000 km nördlicher als die Anden bei Mendoza. Je höher wir kamen, umso kärglicher, aber auch reizvoller, wurde die Landschaft. Wir sahen kaum Menschen - nur an einer Prozession christlicher Indios und an einem älteren Reitersmann auf seinem Muli kamen wir vorbei. Bei CACHI beobachteten wir eine deutliche Veränderung der Landschaft. Der kleine Fluß Rio Cachi ließ die Landschaft ergrünen. Wie ich bereits schrieb, sind die Coya-Indianer, die in Cachi leben, sehr scheu. Trotzdem gelangen mir eindrucksvolle Aufnahmen.

Da ich unbedingt nach Bolivien (Reisetipp "Bolivien-Tour") wollte, flog ich weiter nach Jujuy, das ca. 70 km entfernt lag. Wieder galt der erste Blick aus dem Hotelzimmer: diesmal war es der Plaza Belgrano von Jujuy. Dann  ging ich auf Erkundungstour durch Jujuy - natürlich mit meinem Fotoapparat. Plötzlich entdeckte ich einen leeren VW-Bus mit einem deutschen Kennzeichen. Es dauerte nicht lange, dann erschienen die Besitzer - ein jüngeres Lehrer-Ehepaar. Sie waren schon über ein halbes Jahr unterwegs. Dies hat mir sehr imponiert!

Im lokalen Reisebüro buchte ich die zweitägige Bolivien-Tour und war äußerst gespannt. Am folgenden Morgen kam die erste Überraschung: ich wurde von einem gewöhnlichen Taxi im Hotel Internacional Jujuy abgeholt, in dem bereits ein Ehepaar aus Buenos Aires saß. Auf dem Weg von Bolivien (der Potosi-Route mit den Silberminen) gelangten ab 1550 die Franziskaner- und Dominikanermönche in das heutige Argentinien. Jesuiten folgten später ab 1585 (sie gründeten z.B. auch die Siedlung San Ignacio Mini am Rio Parana). Entlang dem alten Inka-Weg und der "neuen" Route durch das "Quebrada de Humahuaca" bauten sie im Laufe von zwei Jahrhunderten einfache aber schöne Kirchen. Noch heute existieren über 20 dieser alten Kapellen und Andachtsräume. Als typisch und besonders eindrucksvoll kann die Kirche von Uquia (Reisetipp "Uquia") mit seinem Goldaltar und den Bänken aus Kakteenholz betrachtet werden. (Reisetipp "Tilcara")

Mit diesem Wissen begann also unsere Abenteuer-Tour nach Bolivien. Eine wirkliche Attraktion war das Bergdorf Humahuaca mit seinen ursprünglichen Indio-Bewohnern. Dort stoppten wir zu einer ausgiebigen Foto-Besichtigung und einem "gepflegten" Mittagessen (Steak, Pommes Frites und Rotwein). Begleitet wurde das Essen von Indio-Musikern, wie ich sie später auf den Fußgänger-Passagen in Deutschland wieder erlebt habe. Bei diesem Ambiente wurde ich reichlich müde und deshalb überraschte mich das "Lorbeer-Blatt", das mir der Fahrer zum Kauen gab. Urplötzlich war ich wieder hellwach - wie nach 3 Tassen Kaffee. Es war ein Koka-Blatt. Der Verkauf war in Argentinien streng verboten. In Bolivien entdeckte ich an jeder Ecke große Säcke mit Koka-Blättern, die von Indio-Frauen mit ihrer typischen Melone frei verkauft wurden. Armut, Hunger, Höhe und Koka-Blätter gehören dort zusammen. Humahuaca

Mit dieser Erfahrung reicher starteten wir zur Weiterfahrt. Und dann kam die nächste Überraschung: unser Wagen fing an zu brennen. Schnell holten wir unser Gepäck aus dem Wagen. In der Zwischenzeit löschte unser geistesgegenwärtiger Fahrer mit umherliegendem Sand den "Vergaserbrand". Ich sah meine strenge Zeitplanung dahinschwinden, denn ich mußte auf jeden Fall am Dienstag wieder auf der Baustelle in La Plata sein. Mit einer unglaublichen, südamerikanischen Ruhe baute unser Fahrer den Vergaser aus, um ihn zu reinigen und anschließend wieder einzubauen. Glücklicherweise kam zu diesem Zeitpunkt ein Arzt mit dem Auto vorbei, der von einer Visite bei den Indios in einem der Andendörfer kam. Er hatte ein Reserveventil für die Benzinleitung dabei. Nach dem entsprechenden Einbau und viel Geduld ging die spannende Reise weiter nach Bolivien.

Auf der argentinischen Seite in La Quiaca checkten wir in unserem Hotel Frontera La Quiaca ein. Ich war heilfroh mich auf das Bett legen zu können, denn ich hatte aufgrund der Höhe (ca. 4.000 m) ein sehr starkes Kopfweh. Als ich mich etwas akklimatisiert hatte, passierte ich die Grenze und besuchte den bolivianischen Ort Villazon. Es war genauso erschütternd wie in Paraguay: nur Schmutz, Staub und Dreck. Hier waren aber die Menschen äußerst feindlich eingestellt. Fotos wagte ich nur verdeckt aus Hausfluren. Und alles passierte auf der Straße: die Menschen erledigten ihre Geschäfte sitzend am Straßenrand. Auch hier war ich froh, wieder nach Argentinien zurückkehren zu können. Die Heimfahrt nach Jujuy verlief problemlos. Nur kurz vorm Flughafen bekam unser Taxi einen Platten. Aber für Ersatz war sehr schnell gesorgt und ich erreichte pünktlich das Flugzeug zum planmäßigen Heimflug nach Buenos Aires.

Einen Ausflug mit einer Gruppe lustiger Argentinierinnen und einigen Argentiniern erlebte ich Mitte Juni 1972. Mit dem Bus starteten wir am Freitagabend in La Plata und fuhren die Nacht hindurch nach Süden. Das Ziel war Bahia Blanca (600 km Entfernung), wo wir am frühen Morgen ankamen. Das eigentlich Interessante dieser Tour war das Fortin Mercedes (Reisetipp "Fortin Mercedes") am Rio Colorado (3 km außerhalb von Bahia Blanca). Es wurde 1781 zum Schutz gegen Indianerangriffe gebaut. Diese endeten mit der nahezu vollständigen Vernichtung der Pampas-Indianer im Krieg, der von 1878 bis 1883 dauerte. Dabei wurden die Indianer nahezu ausgerottet. Viele der Offiziere, die an dem Kriegseinsatz beteiligt waren, erhielten als Belohnung Land von mehr als 40.000 ha für jeden. Trotz dieses martialischen Eindruckes wurde die Heimfahrt sehr lustig, denn ich hatte reichlich Gelegenheit meine Sangeskünste vorzuführen.


Am Sonntagmorgen, den 9. Juli 1972, wurde ich gegen 9 Uhr in meinem La Plata Hotel durch Marschmusik (Reisetipp "Unabhängigkeitstag") geweckt, die in der Nähe spielte. Ich zog mich an und nahm meine Kamera mit, um die Ursache zu finden. Es war ganz in der Nähe: vor der Kathedrale fand eine Parade zum Gedenken an den Unabhängigkeitstag statt. Am 25. Mai 1810 haben die Menschen Argentiniens sich von der spanischen Vize-Regierung befreit,
in dem sie in der CABILDO von Buenos Aires die spanische Vize-Regierung stürzten. Sechs Jahre später war Argentinien von einer spanischen Invasion von Peru und einer Blockade des Rio de La Plata bedroht. Zu diesem Zeitpunkt versammelte sich der nationale Kongreß in Tucuman, um am 9. Juli 1816 die Unabhängigkeit von Spanien zu erklären. Dieses wichtige Ereignis wird jedes Jahr mit entsprechenden Veranstaltungen gefeiert. Ich habe eine "zivile" Militärparade mit Soldaten in historischer Uniform vor der Kathedrale von La Plata erlebt. Auf der Tribüne vor der Kathedrale waren die Honoratioren, die Geistlicheit und das ranghohe Militär von La Plata versammelt. Die Kirche liegt am Plaza Morena, an dessen gegenüberliegenden Seite das Regierungsgebäude zu finden ist. Dort zog es mich abends immerwieder hin, denn beide Gebäude waren in einer besonderen Art beleuchtet.

Nahezu 6 Monate hatte ich in Südamerika verbracht. Argentinien wurde in den ersten 3 Monaten durch die sehr interessanten Reisen wirklich "das Land meiner Träume". Die folgenden Monate waren endlos im Schichtbetrieb von 14 bis 22 Uhr (auch an den Wochenenden). Die DMT-Produktion fand in einer offenen Anlage statt, so daß einem der Wind mit dem Regen richtig ins Gesicht blies. Trotz Parka und Sicherheitshelm war dies ein Härtetest. Aber ich habe beruflich sehr viel gelernt und finanziell hat sich der Argentinien-Aufenthalt gelohnt. Am Samstag, den 1. September 1972, flogen wir gegen 19 Uhr mit der LUFTHANSA diesselbe Route wie auf dem Hinflug zurück. Über der Sahara herrschten herrliche Sichtverhältnisse. Dann verschlechterte sich das Wetter und wir landeten gegen 15 Uhr am Sonntag in Frankfurt. Meine damalige Frau ULLA und meine Schwester KARIN erwarteten mich. Ich war wieder gesund und munter zurückgekehrt!

Fotos und Text: Klaus Metzger

Siehe auch BILDBAND:
("ARGENTINIEN - Land meiner Träume")
BILDBAND:
("IMPRESSIONEN bei Nacht...")
BILDBAND:
("Unterwegs mit dem Flugzeug")








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